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Friday, December 1, 2017

"Gold-gegen-Öl-Deals" mit Ministerhilfe - Ankara hält Gülen für Strippenzieher: Bringt ein korrupter Geschäftsmann Erdogan zu Fall?

"Gold-gegen-Öl-Deals" mit Ministerhilfe: Ankara hält Gülen für Strippenzieher: Bringt ein korrupter Geschäftsmann Erdogan zu Fall?
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gerät wegen Steuerflucht-Vorwürfen der Opposition gegen seine Familie und wegen eines brisanten Prozesses in den USA um Iran-Sanktionen unter Druck. In dem Prozess in New York sagte der türkisch-iranische Goldhändler Reza Zarrab aus, dass Erdogan von einem Komplott zur Umgehung von Sanktionen gegen den Iran gewusst habe.

Der frühere türkische Wirtschaftsminister Mehmet Zafer Caglayan habe ihm mitgeteilt, dass Erdogan zugestimmt habe, dass sich neben der staatlichen Halkbank zwei weitere Banken an den "Gold-gegen-Öl-Deals" beteiligen dürften, sagte Zarrab. Mit diesen Deals sollte iranischen Öl bezahlt und Sanktionen der USA und der Vereinten Nationen umgangen werden.

Zuvor hatte Zarrab, der in dem Prozess als Kronzeuge auftritt, zugegeben, Caglayan mit Schmiergeldern in zweistelliger Millionenhöhe bestochen zu haben. Der damalige Minister habe ihm dafür geholfen, die "Gold-gegen-Öl-Deals" abzuhandeln und 50 Prozent der Profite bekommen. Caglayan war bis Ende 2013 unter dem damaligen Regierungs- und heutigen Staatschef Recep Tayyip Erdogan Wirtschaftsminister.

"Ich hatte nicht das Gefühl noch andere Personen bezahlen zu müssen"

Auch den früheren Chef der Halkbank, Suleyman Aslan, habe er mit Schmiergeldern in Millionenhöhe bestochen, sagte Zarrab am Donnerstag. Auf die Frage, warum er nicht noch andere Menschen bestochen habe, antwortete der Goldhändler: "Ich habe den türkischen Wirtschaftsminister und den Chef der Halkbank bestochen, ich habe nicht das Gefühl gehabt, noch andere Personen bezahlen zu müssen." Die Halkbank bestritt am Donnerstag in einer Mitteilung jegliches Fehlverhalten.

In der Türkei ging unterdessen der Streit um Vorwürfe von Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu weiter. Der CHP-Chef beschuldigt Verwandte und Vertraute Erdogans, Millionen Dollar an eine Firma auf der Isle of Man überwiesen zu haben. Kilicdaroglu besitzt nach eigenen Angaben Dokumente, die die Geldtransfers in die Steueroase belegen sollen. Erdogan hat die Vorwürfe als "Lügen" zurückgewiesen und angekündigt, Kilicdaroglu zu verklagen. Nach einem Bericht von CNN-Türk forderte die Staatsanwaltschaft die Dokumente an.

Vize-Premier nennt Oppositionsführer "nationales Sicherheitsproblem"

Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag bezeichnete Kilicdaroglu am Donnerstag als ein "nationales Sicherheitsproblem". Er stellte zugleich einen Zusammenhang zwischen dem Prozess in den USA, den er ein inszeniertes "Theater" nannte, und den Vorwürfen der Opposition her. "Denn beide haben es auf die Türkei abgesehen. Beide haben es auf den Präsidenten und die Regierung der Türkei abgesehen."

Im Video: Erdogan greift Zentralbank an und löst Sinkflug der türkischen Lira aus

In dem Prozess in New York gehörte Zarrab - wie auch Caglayan und der in den USA inhaftierte frühere Halkbank-Vizechef Mehmet Hakan Atilla - ursprünglich zu den neun Angeklagten. Zarrab einigte sich aber mit der Staatsanwaltschaft überraschend darauf, als Zeuge auszusagen und sich schuldig zu bekennen. Atillas Anwalt Victor Rocco stellte Zarrab als Drahtzieher der Machenschaften dar, der Millionen Dollar gemacht habe und nun seinen Mandanten belaste. Atilla - der in den USA in Untersuchungshaft sitzt - dementiert jede Schuld.

Forcierte Gülen die Ermittlungen?

Die Bestechungsvorwürfe führten bereits Ende 2013 in der Türkei zu Ermittlungen, die aus dem Umfeld der Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen lanciert wurden. Gülen hatte sich zuvor mit Erdogan überworfen. Erdogan macht den Prediger für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Zarrab und andere Verdächtige wurden im Dezember 2013 vorübergehend festgenommen.

Vier Minister mussten damals das Kabinett verlassen. Einer davon - der damalige Umweltminister Erdogan Bayraktar - rief Ministerpräsident Erdogan zum Rücktritt auf. Die Regierung und Erdogans AKP sorgten in den turbulenten Monaten danach dafür, dass die Ermittlungen nicht weitergeführt wurden.

Erdogan betont, dass die US-Sanktionen gegen den Iran, die Türkei zu Nichts verpflichten

In dem Strafverfahren in New York brachte Vize-Ministerpräsident Bozdag am Donnerstag den Richter ebenso wie Zeugen und Experten in Verbindung mit der Gülen-Bewegung. "Was für eine Gerechtigkeit können wir von so einem Gericht schon erwarten? Von dort erwarte ich mir keine Gerechtigkeit." Präsident Erdogan sagte am Donnerstag nach Angaben des staatlichen Senders TRT: "Wir haben das Richtige getan, egal, was bei dem Gerichtsverfahren herauskommt."

Erdogan betonte, die Türkei habe sich nicht dazu verpflichtet gehabt, US-Sanktionen einzuhalten. Bei den in New York verhandelten Vorwürfen geht es darum, dass Zarrab mit Hilfe der staatlichen Halkbank Transaktionen in Millionenhöhe über das US-Finanzsystem abgewickelt haben soll, um die Regierung in Teheran mit Geld zu versorgen - wissend, dass das illegal war.

Zarrab als "Geisel" der USA?

AKP-Sprecher Mahir Ünal sagte am Donnerstag, Zarrab sei "zur Geisel genommen" worden, um "die Türkei in die Ecke zu drängen". Er betonte: "Selbst wenn ihr die AKP loswerdet, selbst wenn ihr Recep Tayyip Erdogan loswerdet, so könnt ihr das Volk nicht loswerden. Undselbst wenn ihr das Volk loswerdet, so könnt ihr euch nicht vor Allah retten." Wichtige regierungsnahe Medien in der Türkei ignorierten die von Zarrab erhobenen Korruptionsvorwürfe am Donnerstag.

Zarrab war im März 2016 während einer Reise nach Florida festgenommen worden, Atilla rund ein Jahr danach. Alle anderen Beschuldigten in dem Fall, darunter auch Caglayan und der frühere Halkbank-Chef Süleyman Aslan, halten sich nicht in den USA auf. Mit einem Ende des Verfahrens in New York wird noch in diesem Jahr gerechnet.

Im Video: "Du schaffst den Absprung nicht": Böhmermann übt scharfe Kritik an Merkel

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