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Saturday, June 30, 2018

- Bischöfe vermitteln im Nicaragua-Konflikt

Bischöfe vermitteln im Nicaragua-Konflikt
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In Nicaragua herrscht Terror und Angst, sagte Inés Klissenbauer von Adveniat im DOMRADIO.DE-Interview. Immer wieder gibt es Tote. Die Katholische Kirche versucht, zu vermitteln. Aber die Ortega-Regierung spielt auf Zeit.

DOMRADIO.DE: Wie ist denn die aktuelle Lage der Bevölkerung in Nicaragua?

Inés Klissenbauer (Adveniat): Die Situation der Bevölkerung ist gekennzeichnet durch Terror, Angst und Panik. Es gibt eine selbst auferlegte Ausgangssperre ab 18 Uhr abends. Das heißt, um diese Zeit will sich keiner mehr auf den Straßen bewegen.

Die Menschen haben Angst vor immer wieder aufflackernden Terroreinsätzen, die, wie viele Beobachter sagen, durch die Regierung und paramilitärische Kräfte und Polizei durchgeführt werden. Immer wieder werden Menschen aus ihren Häusern geholt, weil sie auf in sozialen Netzwerken verbreiteten Aufnahmen von Protestaktionen gegen die Regierung zu sehen sind.

Im ganzen Land sind sehr viele Barrikaden aufgebaut. Man kann durch einzelne Städte, selbst durch Kleinstädte, nicht mit dem Auto hindurchfahren. Diese Barrikaden werden auch immer wieder durch Polizei, durch paramilitärische Gruppen angegriffen. Die Bevölkerung wehrt sich mit ihren teilweise gebastelten Waffen. Es gibt Scharfschützen, die gezielt Menschen töten, die in den Protesten auffallen. Die Situation ist von Terror und Angst gekennzeichnet.

DOMRADIO.DE: Proteste gegen Rentenkürzungen wurden zu Protesten gegen die Regierung. Wie konnte die Situation so eskalieren?

Klissenbauer: Man muss sie im Kontext der letzten elf Jahre der Ortega-Regierung betrachten. Diese Regierung hat sich immer mehr dadurch gekennzeichnet, dass Ortega als Alleinherrscher regierte beziehungsweise inzwischen mit seiner Ehefrau, die Vize-Präsidentin ist. Er hat die Verfassung praktisch außer Kraft gesetzt, indem er sie umgeformt hat zu einem ewigen Wahlrecht seiner Person, so dass er sich immer wieder aufstellen und wählen lassen kann. Aber er hat auch alle Regierungsinstitutionen unter seine Kontrolle gebracht. Auch die Medien konzentrieren sich auf ihn. Viele sagen, die Regierung hat sich immer mehr in eine Diktatur verwandelt.

Kurz vor der Rentenreform gab es einen großen Brand in einem der wichtigsten Naturreservate Nicaraguas, eines der größten Zentralamerikas. Vier Tage lang hat die Regierung nichts unternommen. Das hat vor allem die Jugend empört, die damals schon kurz vor der Sozialversicherungsreform protestiert hat.

Darauf kam dann dieses vom Präsidenten erlassene Dekret zur Rentenreform. Und diese Erfahrung, dass man friedlich protestiert und dann angegriffen und erschossen wird, das hat jetzt praktisch zu dieser Eskalation geführt.

DOMRADIO.DE: Seit April gibt es Versöhnungsversuche, auch vonseiten der katholischen Bischöfe. Warum sind denn die bisherigen Versuche gescheitert?

Klissenbauer: Die Kirche versucht immer wieder, den Dialog voranzubringen oder wiederaufzunehmen. Ich glaube, man kann von einem Scheitern so noch nicht sprechen. Der Dialog wird immer wieder ausgesetzt, weil die Regierung ihre Zusagen nicht einhält.

Die Regierung spielt auf Zeit. Sie hat einige Kompromisse geschlossen, wie jetzt auch, dass sie die Interamerikanische Menschenrechtskommission ins Land gelassen hat, um die Erschießung und Tötung zu untersuchen, oder auch den Hohen Kommissar für Menschenrechte der UNO. Sie gibt aber nur ganz langsam nach.

Es ist ein Ziehen und Loslassen und eine schwierige Lage. Dennoch versucht die katholische Kirche, die von der Regierung selbst aufgefordert wurde, in diesem Konfliktfall zu vermitteln, den Dialog nicht abreißen zu lassen.

DOMRADIO.DE: Wie wird es weitergehen für die Menschen in Nicaragua? Sehen Sie da Chancen auf baldige Einigung?

Klissenbauer: Das Land ist hochgradig polarisiert. Nicaragua hat eine Kriegsvergangenheit – das darf man nicht vergessen. Viele Wunden öffnen sich wieder. In die Protestreihen gesellen sich Menschen aller ideologischen Richtungen.

Nicaragua ist ein Land mit einer überwiegend sehr armen Bevölkerung. Jeder versucht irgendwie seinen Profit oder seine Interessen zu verfolgen. Aber inzwischen sagt man, der Großteil der Bevölkerung möchte Ortega weghaben – und das so schnell wie möglich. Die Regierung stellt das natürlich anders dar. Sie spricht von einem Komplott und einem Staatsstreich, der mithilfe der internationalen Gemeinschaft und von den USA finanzierten rechten Gruppen vorbereitet wird.

Es klaffen wirklich zwei völlig konträre Sichtweisen auf diesen Konflikt. Und der reicht natürlich bis in die Bevölkerung hinein.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Dieser Artikel wurde verfasst von DOMRADIO.DE

*Der Beitrag "Bischöfe vermitteln im Nicaragua-Konflikt" stammt von DOMRADIO.DE. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

DOMRADIO.DE
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Konflikt zwischen CDU und CSU - TV-Interviews und Partei-Sitzungen: So läuft der entscheidende Tag im Asylstreit

Konflikt zwischen CDU und CSU : TV-Interviews und Partei-Sitzungen: So läuft der entscheidende Tag im Asylstreit
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Nach wochenlanger Regierungskrise wird an diesem Sonntag die Entscheidung im Asylstreit der Unionsparteien erwartet. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer suchten in einem Zweiergespräch am Samstagabend noch einmal nach einer Lösung.

Nach zwei Stunden verließ der Innenminister gegen 22.30 Uhr das Kanzleramt; über Ergebnisse wurde nichts bekannt. Am Sonntagnachmittag wollen die Spitzengremien von CDU und CSU in getrennten Sitzungen in Berlin und München beraten. Nach wie vor wird nicht ausgeschlossen, dass die schwarz-rote Bundesregierung nur gut 100 Tage nach ihrem Start am unionsinternen Streit zerbricht.

CSU berät ab 15 Uhr, CDU ab 17 Uhr

Im Unionskonflikt beraten die Parteigremien von CDU und CSU heute in getrennten Sitzungen über das weitere Vorgehen. Der CSU-Vorstand und die CSU-Bundestagsabgeordneten kommen um 15 Uhr in München zusammen.

Trotz Asylstreit: Die AfD verliert zwei Prozent - Union und SPD legen zu

Die CDU-Spitze trifft sich ab 17 Uhr in Berlin im Kreis des Präsidiums, um 19 Uhr kommt der Bundesvorstand zusammen. Im Anschluss sind sowohl bei der CSU als auch bei der CDU Presseunterrichtungen geplant. Unklar ist, ob sich die Spitzen von CDU und CSU am Sonntag nochmal gemeinsam treffen.

Beide Parteien wollen über die von Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Merkel auf EU-Ebene erreichten Vereinbarungen zur Flüchtlingspolitik beraten. Besonders die CSU muss entscheiden, ob sie diese als ausreichend erachtet. Andernfalls hatte der CSU-Vorsitzende und Bundesinnenminister Horst Seehofer mit Flüchtlingszurückweisungen an der deutschen Grenze gedroht.

Umfrage: Wie bewerten Sie das Ausmaß, das der Asylstreit der Union in der deutschen Politik einnimmt, im Vergleich zu anderen wichtigen Themen?

 
 

Bereits vor den Gremien-Sitzungen wird das ZDF sein lange geplantes Sommerinterview mit Kanzlerin Merkel aufzeichnen. Es ist geplant, dass die CDU-Vorsitzende dafür ab 14 Uhr den Moderatoren von "Berlin direkt" Rede und Antwort stehen wird. Das Interview wird um 19.10 Uhr ausgestrahlt.

Anne Will spricht mit Söder und Günther

Auch die CSU schickt einen ihrer wichtigsten Politiker ins Fernsehen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist ab 21.45 Uhr ARD-Sendung von Anne Will zu Gast. Söder gilt als einer der größten Kritiker von Merkel im Asylstreit. Die Moderatorin hat neben Söder unter anderem auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther eingeladen. Der CDU-Mann steht im Asylstreit fest an Merkel Seite.

Im Video: Wenn CSU bei ihrer bisherigen Logik bleibt, müsste sie Nein zu Merkels Gipfel-Ergebnis sagen

mta/mit dpa
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- Wort des Bischofs

Wort des Bischofs
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Über den Videobeweis beim Fußball lässt sich trefflich streiten, vielleicht wäre das deutsche Team ja ohne ihn noch im Turnier ... Kardinal Woelki meint: Gott braucht keinen Videobeweis! Und der Mensch? Dem wird auch ganz ohne Videobeweis geholfen: Bei der Beichte.

Ein böses Foul im Strafraum. Eine ganz klare Sache - Elfmeter - oder ? Was der Schiedsrichter aus seiner Perspektive nicht sehen konnte, beweist heutzutage der Videobeweis. Jetzt in Russland, wo er erstmalig bei einer Fußball WM zum Einsatz kommt, wird nicht automatisch jede Schiedsrichterentscheidung besser, aber es gibt durch die Videobilder die Möglichkeit für ein besseres Gesamturteil.

In meinem realen Leben muss ich ohne Videobeweis klar kommen. Selbst wenn ich im Rückblick manches vielleicht lieber anders machen würde. Denn mein reales Leben läuft in Echtzeit ab. Ich kann mein Leben nicht zurückspulen. Alles was ich gesagt oder getan habe, ist erstmal Fakt. Aber ich kann im Nachhinein zu der Ansicht kommen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Dann kann ich mich entschuldigen und darum bemühen, den Fehler wieder gut zu machen. Als Christ hilft mir dabei die Beichte: Wenn mir meine Fehler wirklich leidtun, darf ich auf Gottes großzügiges Erbarmen hoffen. Mit Gottes Hilfe kann ich dann den Reset-Knopf drücken und den Neustart wagen.

Gott selber braucht übrigens keinen Videobeweis. Er kennt mich und mein Leben durch und durch. Er weiß um meine Stärken und Schwächen. Unser Vater im Himmel muss mir am Ende meines Lebens daher auch nicht wie der Videoschiedsrichter meine Fouls und Fehler aufzeigen. Ich weiß doch in der Regel schon hier und heute, wo ich auf Abwegen unterwegs war - wo ich gesündigt habe und Gottes gute Wege verlassen habe. Aber ich weiß auch ohne jeden Videobeweis, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes für uns Menschen gestorben ist.

Auf diese unendliche Liebe Gottes vertraue ich - und in dieser Liebe Gottes dürfen wir alle leben bis ans Ende der Zeit!

Ihr Rainer Woelki Erzbischof von Köln

Dieser Artikel wurde verfasst von DOMRADIO.DE

*Der Beitrag "Wort des Bischofs" stammt von DOMRADIO.DE. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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„mit offenen Armen“ - Flüchtlingsretter: Spanische Regierung erlaubt Anlegen in Barcelona

„mit offenen Armen“: Flüchtlingsretter: Spanische Regierung erlaubt Anlegen in Barcelona
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Nach der Rettung dutzender Flüchtlinge aus dem Mittelmeer vor Libyen darf ein Boot einer spanischen Hilfsorganisation in Barcelona anlegen. Die spanische Regierung habe ihnen erlaubt, die 60 Migranten dorthin zu bringen, twitterte die Hilfsorganisation „Proactiva Open Arms“ in der Nacht zum Sonntag.

Die Bürgermeisterin Barcelonas, Ada Colau, bedankte sich bei der Organisation via Twitter und erklärte, Barcelona erwarte das Schiff mit offenen Armen. Es sei gut, dass sich die Retter nicht der unmenschlichen und grausamen europäischen Politik ergeben hätten. Laut Zeitung „El País“ könnte das Boot Barcelona am Mittwoch erreichen.

Das Schiff von „Proactiva Open Arms“ hatte die Flüchtlinge am Samstag rund 30 Kilometer von Libyen entfernt an Bord genommen. Italien und Malta machten sofort klar, dass sie sich für das Schiff nicht zuständig fühlen.

Italiens neue Regierung hatte zuletzt mehreren Schiffen von NGOs die Einfahrt in einen Hafen verwehrt: nämlich der „Aquarius“ von Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee und der „Lifeline“ von der deutschen Organisation Mission Lifeline. Beide Schiffe waren tagelang auf dem Meer blockiert. Die „Aquarius“ durfte nach einer Irrfahrt nach Spanien, die „Lifeline“ nach langem Ausharren nach Malta. Aber auch Malta verschärft die Gangart gegen Hilfsorganisationen und verweigerte bereits Schiffen die Einfahrt für einen Versorgungsstopp. Gegen den „Lifeline“-Kapitän wird ermittelt.

Im Video: Ex-Verfassungsrichter hält Zurückweisungen an deutscher Grenze für zwingend geboten

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Neonazi-Vokabular im Innenministerium - Behörde hieß in offiziellem Dokument „Bundesministerium für Heimatschutz“

Neonazi-Vokabular im Innenministerium: Behörde hieß in offiziellem Dokument „Bundesministerium für Heimatschutz“
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Das Bundesinnenministerium wurde neu organisiert und bekam dabei auch einen neuen Namen. Im Zuge der Umbenennung kam es aber anscheinend zu Unklarheiten. Auf offiziellen Dokumenten tauchte fälschlicherweise der Titel „Bundesministerium des Innern für Bauen und Heimatschutz“ auf. Das brisante daran: Der Begriff „Heimatschutz“ wird von Neonazi-Gruppen gern bei der Namensgebung benutzt.

Nach der Umorganisation des Bundesinnenministeriums wissen nicht alle Beamten, wie ihre Behörde aktuell heißt. Bis Ende dieser Woche existierten offizielle Dokumente, in denen der Behördenname im Briefkopf als „Bundesministerium des Innern für Bauen und Heimatschutz“ angegeben war. „Bild am Sonntag“ liegt ein entsprechendes Dokument vor, das eine Teilnehmerliste einer Besprechung am 1. Juni zum Thema Arbeitsausschuss enthält.

Eine Ministeriumssprecherin räumte den Fehler gegenüber „Bild am Sonntag“  ein: „Der Fehler entstand in der Frühphase der organisatorischen Umgestaltung, als noch nicht klar war, wie das ­Ministerium heißen wird.“ Ein ­Mitarbeiter habe die Dokumentenvorlage angepasst und später nicht korrigiert. „Das wurde ­umgehend nachgeholt“, so die Sprecherin.

Der offizielle Name von Seehofers Haus lautet „Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat“. Nach Seehofers Darstellung soll sich die Heimatabteilung vor allem um die Infrastruktur im ländlichen Raum kümmern. Mit „Heimatschutz“ im sicherheitspolitischen Sinn hat das nach den Worten des Ministers nichts zu tun. Der Begriff „Heimatschutz“ ist ­belastet, da ihn Neonazi-Gruppen gern als Namen benutzen.

Im Video: Wenn CSU bei ihrer bisherigen Logik bleibt, müsste sie Nein zu Merkels Gipfel-Ergebnis sagen

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+++ US-Politik im News-Ticker +++ - „Families belong together“: Zehntausende demonstrieren gegen Trumps Migrationspolitik

+++ US-Politik im News-Ticker +++: „Families belong together“: Zehntausende demonstrieren gegen Trumps Migrationspolitik
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Mittlerweile ist Donald Trump kein Newcomer mehr im Amt des US-Präsidenten – und sieht sich überall mit Problemen konfrontiert. Im Nahen Osten droht die Eskalation, mit Nordkorea stehen schwierige Verhandlungen an. Noch dazu lässt Sonderermittler Robert Mueller nicht locker. Lesen Sie die neuesten Entwicklungen der US-Politik im News-Ticker von FOCUS Online.

„Families belong together“: Zehntausende demonstrieren gegen Trumps Migrationspolitik

Sonntag, 01. Juli, 2.30 Uhr: Zehntausende Menschen sind am Samstag in Dutzenden US-Städten auf die Straße gegangen, um gegen Donald Trumps Einwanderungspolitik zu demonstrieren. Die Demonstranten, darunter zahlreiche Politiker der oppositionellen Demokraten, wandten sich unter dem Motto „Families belong together“ („Familien gehören zusammen“) vor allem gegen das Trennen von Flüchtlingsfamilien, um die Eltern für längere Zeit hinter Gitter bringen zu können. Die Maßnahmen sind Teil der „Null-Toleranz-Poltik“ Trumps, mit der die US-Behörden illegale Einwanderer an der Südgrenze zu Mexiko zurückhalten wollen.

Trump hatte die Praxis zwar vorübergehend beendet - jedoch nur, um Eltern und Kinder gemeinsam einzusperren. Ein neues Migrationsgesetz scheitert an Widerständen im Parlament. Insgesamt wurden in den vergangenen Wochen mehr als 2500 Minderjährige von ihren Familien getrennt. Die teils vor Gericht erzwungene Wiedervereinigung von Eltern und Kindern verläuft schleppend.

Die Demonstrationen starteten am Samstag an der US-Ostküste, später sollten Märsche an der Westküste hinzukommen, etwa in Los Angeles. In der Hauptstadt Washington gingen rund 50 000 Menschen auf die Straße. Auch in Boston gab es eine Großkundgebung, auf der unter anderem die demokratische Senatorin Elizabeth Warren sprach. Sie forderte eine neue Aufgabenbeschreibung für die Polizeibehörde Immigration and Customs Enforcement (ICE). Deren Beamten waren immer wieder durch als überhart empfundenes Durchgreifen gegen Migranten aufgefallen.

In Washington solidarisierten sich auch Prominente mit den Demonstranten, darunter die Sängerin Alicia Keys. In der Nähe des Weißen Hauses hatte sich eine kleine Gruppe Gegendemonstranten eingefunden, die die Ausländerpolitik Politik des Weißen Hauses gutheißen.

Im Video: „Es ist mir egal“ – Jacke von Melania Trump sorgt bei Auftritt für Wirbel

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600 neue Kontrollsäulen aufgebaut - Zum Juli: Lkw-Maut gilt jetzt auf allen Bundesstraßen in Deutschland

600 neue Kontrollsäulen aufgebaut: Zum Juli: Lkw-Maut gilt jetzt auf allen Bundesstraßen in Deutschland
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Die Lkw-Maut ist seit langem eine verlässliche Milliardenquelle. Jetzt hat der Bund das kostenpflichtige Netz kräftig ausgedehnt und sichert sich noch mehr Geld für Investitionen in strapazierte Fahrbahnen und Brücken.

Mehr als 13 Jahre nach ihrer Einführung auf den Autobahnen gilt die Lkw-Maut nun auch auf allen Bundesstraßen in Deutschland. Der Betreiber Toll Collect schaltete um Mitternacht ein deutlich erweitertes Streckennetz für sein Abrechnungssystem frei, wie das Unternehmen am Sonntagmorgen in Berlin mitteilte. Bisher mussten Lastwagen ab 7,5 Tonnen bereits für rund 2300 Kilometer Bundesstraße zahlen. Nun wurde die Mautpflicht auf das ganze, 39 000 Kilometer lange Bundesstraßen-Netz ausgedehnt.

Der Bund erwartet aus der Lkw-Maut künftig Einnahmen von im Schnitt 7,2 Milliarden Euro pro Jahr, wenn zum 1. Januar 2019 auch neue Tarifsätze gelten. Das sind rund 2,5 Milliarden Euro mehr als bisher. Abzüglich der Kosten für den Systembetrieb ist das Geld für Investitionen in die Straßen reserviert. Da etwa acht Prozent der Bundesstraßen in der Regie der jeweiligen Länder liegen, bekommen sie den entsprechenden Einnahme-Anteil. Die Ausdehnung auf alle Bundesstraßen hatte noch die vorige große Koalition beschlossen. 

Toll-Collect-Chef Hanns-Karsten Kirchmann sagte, die Ausweitung unter laufendem Betrieb habe gezeigt, wie flexibel das Mautsystem sei. Das gebührenpflichtige Netz wächst nun auf einen Schlag von rund 15 000 auf 52 000 Kilometer. Der Betreiber schaltete dafür in seinem System ein Streckenmodell mit 140 000 Tarifabschnitten aktiv, das auch kurzfristige Änderungen wie Baustellen abbildet.

600 neue Kontrollsäulen

Überwacht wird die Maut von mobilen Kontrollen des Bundesamts für Güterverkehr. Daneben gibt es 300 Kontrollbrücken an Autobahnen. An den Bundesstraßen sollen nun zudem 600 Kontrollsäulen automatisch überprüfen, ob Lastwagen die Nutzungsgebühr entrichten.

Toll Collect rechnet damit, dass durch die Ausdehnung des Netzes zusätzliche 140 000 Lkw aus dem In- und Ausland zahlen müssen. Fahrzeuge von Straßenreinigung und Winterdienst bleiben davon befreit - nicht aber Müllwagen und Fahrzeuge für die öffentliche Strom-, Gas- und Wasserversorgung. Das Transportgewerbe protestiert scharf gegen die Mehrbelastungen und warnt vor höheren Preisen für Verbraucher. Die Bundesregierung rechnet dagegen nicht damit.

Zur Zukunft des Lkw-Mautsystems stehen wichtige Entscheidungen an. Der Vertrag mit Toll Collect endet am 31. August. Dann sollen die Anteile - vorübergehend für sechs Monate - an den Bund gehen. Noch in diesem Jahr soll ein neuer Betreiber den Zuschlag bekommen, der dann ab 1. März 2019 den Mautbetrieb übernimmt.

Im Video: Mehr Rente, mehr Maut, mehr Rechte im Urlaub: Was sich im Juli für Verbraucher ändert

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Ausländische Fachkräfte, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen - Minister leisten Schwur: So wollen Spahn, Heil und Giffey den Pflegenotstand bekämpfen

Ausländische Fachkräfte, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen: Minister leisten Schwur: So wollen Spahn, Heil und Giffey den Pflegenotstand bekämpfen
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Die Bundesregierung will binnen eines Jahres ein Maßnahmenpaket zur Beseitigung des Pflegenotstands auf den Weg bringen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprechen von einem „Kraftakt“ und leisteten den „Pflege-Schwur“.

Die Große Koalition will die massiven Mängel in der Pflege angehen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gaben sich dazu in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung kämpferisch. Giffey erklärte: „Wir geben hier den Schwur ab. Hier sitzen drei Minister, die gemeinsam gegen den Pflegenotstand vorgehen wollen.“

Dieser Schwur sei das Zeichen, dass drei Ministerien mit 43 gesellschaftlichen Partnern „eine Lösung für gute Pflege finden“. Heil erklärte: „Das ist der Pflegepakt hier. Wir haben einen Kraftakt vor uns. Das geht nur über Parteigrenzen hinweg.“

Über den Zeitplan sagte Spahn: „Wir geben uns maximal ein Jahr Zeit. Dann wollen wir konkrete und verbindliche Vereinbarungen mit allen haben, die in der Pflege Verantwortung tragen. Das wird kein Kaffeekränzchen.“ Am Dienstag startet die konzertierte Aktion Pflege der Bundesregierung offiziell.

Ziel 1: mehr Pflegekräfte - auch aus dem Ausland

„Wir werden bis zu 50 000 zusätzliche Pflegekräfte brauchen. Da werden wir auch im Ausland suchen müssen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der „Bild“-Zeitung. Es sei kaum mehr möglich, in Deutschland ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung ohne ausländische Pflegekräfte zu betreiben.

Besonders im Kosovo und in Albanien gibt es laut Spahn ein hohes Potenzial an jungen Fachkräften: „Dort ist die Pflegeausbildung häufig besser, als wir denken.“ Es gebe aber erhebliche Probleme bei der Visavergabe: „Was mich verzweifeln lässt: Diese ausgebildeten Fachkräfte müssen oft zehn Monate auf ein Visum für Deutschland warten. Diese Abläufe müssen wir beschleunigen.“ Auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse dauere zu lange.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will für ausländische Pflegekräfte eine halbjährige Aufenthaltserlaubnis zur Jobsuche einführen. „Ausländer, die als Pfleger arbeiten wollen, sollten für ein halbes Jahr nach Deutschland kommen dürfen. Bedingung: Sie erhalten keinen Cent aus den Sozialsystemen, und wenn sie nach den sechs Monaten keine feste Stelle als Pflegekraft haben, müssen sie wieder gehen“, forderte Heil in der „Bild“-Zeitung. Der Arbeitsminister drängte ach darauf, dass „wir endlich ein ordentliches Zuwanderungsgesetz bekommen. Wir müssen gezielt Leute anwerben, ohne Zuwanderung in die Sozialsysteme zu organisieren.“

Heil kritisierte, dass erhebliches Potenzial verschenkte werde bei den Zuwandern, die bereits in Deutschland leben würden: „Leider schieben manche Bundesländer junge Leute ab, die kurz vor der Unterschrift eines solchen Ausbildungsvertrags stehen. Das ist Unsinn.“

Ziel 2: höhere Löhne

Arbeitsminister Heil kündigte an, dass er die Löhne von Pflegekräften bis Mitte nächsten Jahres deutlich erhöhen will. Ein großer Teil der Pflegekräfte arbeite ohne Tarifvertrag und verdiene entsprechend wenig. „Ich schäme mich ein bisschen dafür, dass wir in Deutschland überhaupt als absolute Lohnuntergrenze einen Pflegemindestlohn von derzeit 10,55 Euro im Westen und 10,05 Euro im Osten festlegen mussten“, so Heil. Seine Aufgabe sei es, dass „wir jetzt binnen eines Jahres einen Flächentarifvertrag in der Pflege hinbekommen“. Dafür spreche er mit Arbeitgebern und Gewerkschaften, die hier in der Pflicht seien. Heil: „Wenn es endlich einen Flächentarifvertrag gibt, werde ich den zügig für allgemeinverbindlich erklären. Das wird die Löhne spürbar verbessern.“

Ziel 3: Arbeitsbedingungen verbessern

Familienministerin Giffey betonte: „Wir müssen alles dafür tun, dass es mehr Pflegerinnen und Pfleger gibt.“ Die Arbeitsbedingungen müssten sich verbessern, genau wie das Image des Berufs: „Es muss cool sein, Pflegefachkraft zu sein. Wir werden dazu eine Ausbildungs- und Informationsoffensive starten.“ Das werde „zusätzliches Geld“ kosten. „Aber jeder Euro davon ist gut angelegt“, so Giffey.

Im Video: Mega-Aufschlag: Krankenkassen ächzen unter Spahns Pflegeprogramm

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+++ Flüchtlingskrise im News-Ticker +++ - CSU-Landesgruppenchef Dobrindt: „Zweifel ob die Ratsbeschlüsse alle Realität werden“

+++ Flüchtlingskrise im News-Ticker +++: CSU-Landesgruppenchef Dobrindt: „Zweifel ob die Ratsbeschlüsse alle Realität werden“
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Seit Jahren kommt die EU bei der gemeinsamen Asylpolitik nicht voran, doch nun soll alles ganz schnell gehen. Denn nicht nur das Schicksal der großen Koalition in Berlin könnte von einer raschen Lösung abhängen.

CSU-Landesgruppenchef Dobrindt zweifelt an Ratsbeschlüssen

Sonntag, den 01. Juli, 0.02 Uhr: Aufgrund der Dementis aus Tschechien und Ungarn gibt es in der CSU große Skepsis gegenüber den Beschlüssen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit anderen EU-Staaten. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (CSU) sagte der „Bild“-Zeitung: „Angesichts der divergierenden Wortmeldungen aus einigen EU-Mitgliedsstaaten kann man Zweifel haben, ob die Ratsbeschlüsse alle Realität werden.“

Merkel hatte in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben an die Spitzen der Koalitionspartner CSU und SPD mitgeteilt, von 14 Ländern die Zusage zu haben, Abkommen zur schnelleren Rückführung bestimmter Migranten zu schließen. Dabei geht es um Asylbewerber, die bereits in einem anderen EU-Land registriert wurden, aber nach Deutschland weiterreisen.

Allerdings hat zumindest der Regierungschef eines dieser Länder dem umgehend und klar widersprochen. Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis sagte laut einer Mitteilung seiner Regierung: „Deutschland ist nicht an uns herangetreten, und in diesem Augenblick würde ich ein solches Abkommen auch nicht unterzeichnen.“

Bei einer ebenfalls dementierenden Äußerung von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban war nicht ganz klar, was genau inhaltlich gemeint ist. „Es ist zu keinerlei Vereinbarung gekommen“, sagte der rechtsnationale Politiker der staatlichen Nachrichtenagentur MTI. Allerdings hatte Merkel nicht auf bereits geschlossene Vereinbarungen verwiesen, sondern auf „Zusagen auf politischer Ebene, solche Abkommen abzuschließen“.

Im Video: Für den Großteil der Deutschen ist das Thema Zuwanderung nicht das drängendste Problem

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Zukunft der Bundesregierung - Warum dementieren Orbán und Babis? Jetzt herrscht Hektik vor dem Unions-Countdown

Zukunft der Bundesregierung: Warum dementieren Orbán und Babis? Jetzt herrscht Hektik vor dem Unions-Countdown
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In einem Brief an die Spitzen der Koalitionspartner fasst die Kanzlerin die flüchtlingspolitischen Vereinbarungen und Absprachen mit anderen EU-Staaten zusammen. Angela Merkels Ertrag ist viel größer als erwartet. Tschechien und Ungarn jedoch wollen ihr plötzlich nicht signalisiert haben, dass sie grundsätzlich zu einem Abkommen über „Rücküberstellungen“ bereit wären. Hektik vor dem Countdown.

Am morgigen Sonntag soll die Entscheidung fallen, wie es mit der Bundesregierung weitergeht. Und: ob. Da werden einzelne Sätze der Brüsseler Gipfel-Erklärung einer pedantischen Exegese unterzogen, da wird kritisch abgewogen, was die Verabredungen auf dem Gipfel und am Rande des Gipfels konkret bringen. Vor allem prüfen die CSU-Wortführer und ihre Truppen, ob die Brüsseler Ernte der Kanzlerin „wirkungsgleich“ oder „wirkungsadäquat“ zu einer Zurückweisung bereits registrierter Flüchtlinge an der Grenze ist. Die übergreifende Mission: CDU und CSU müssen aus der Sache irgendwie noch gesichtswahrend rauskommen. Wenn das denn noch geht.

Diesmal nicht übers Telefon, sondern persönlich

Heute Abend sprechen Angela Merkel und der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer. Wieder einmal. Schon wieder. Diesmal nicht übers Telefon, sondern persönlich, im Kanzleramt. Nichts ist entschieden. Bis sich morgen die Spitzen beider Parteien zu getrennten Sitzungen in München und Berlin treffen, ist alles möglich.

Auf der Zielgeraden kommt nun noch zusätzliche Hektik in den Prozess. Die Kanzlerin informierte die Koalitionspartner SPD und CSU in einem ausführlichen Brief, dass sie aus Brüssel nicht nur eine feste Vereinbarung mit Spanien und Griechenland mitbringt, sondern zusätzlich noch Absprachen mit 14 weiteren EU-Staaten, die grundsätzlich zu einer Rücknahme von Flüchtlingen bereit sind, die bei ihnen schon registriert waren. Die Länder sind säuberlich mit fetten Punkten in dem Schreiben aufgeführt. Der Brief liegt FOCUS Online vor. Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Litauen, Lettland, Luxemburg, Niederlanden, Polen, Portugal, Schweden, Tschechien und Ungarn. Nur: Aus Prag und Budapest kommen Dementis.

„Völliger Unsinn“

Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis erklärte postwendend, die Behauptung aus Berlin sei „völliger Unsinn“. Deutschland sei nicht an sein Land herangetreten, „und in diesem Augenblick würde ich ein solches Abkommen auch nicht unterzeichnen“, so Babis. Merkels Leute beharren auf Nachfrage darauf, dass die tschechische Seite die Bereitschaft gezeigt habe, über ein Verwaltungsabkommen zur verbesserten Zusammenarbeit bei Rücküberstellungen zu verhandeln. „Wir nehmen die heutigen Äußerungen aus Prag bedauernd zur Kenntnis“, sagte ein Regierungssprecher in Berlin.

Rätselhaft auch die Reaktion in Budapest. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sagte: „Das ist eine gewöhnliche Zeitungsente, es ist zu keinerlei Vereinbarung gekommen.“

Die Kanzlerin ist da eher der Typ Tiefstapler

Wie erklären sich diese seltsamen Reaktionen? Dass Merkel blendet oder aufschneidet, ist nach normalem Ermessen ausgeschlossen. Aktuelles Indiz: Zarte positive Zeichen der Gespräche mit Italien, die es – wie Unionspolitiker der zweiten Reihe andeuten – durchaus gegeben haben soll, erwähnt Merkel mit keiner Silbe. Die Kanzlerin ist da eher der Typ Tiefstapler. Und in einer denkbar angespannten Lage wird sie sich kaum dadurch angreifbar machen, dass sie Behauptungen aufstellt, die sie nicht halten kann.

Nur: Wie machen diese Dementis dann Sinne? Politische Beobachter glauben, dass Babis angesichts der großen Skepsis in seinem Land gegenüber Flüchtlingen plötzlich kalte Füße bekommen hat. Und mit Blick auf Ungarn könnte es sich auch um ein Missverständnis handeln. Merkel hatte nämlich auch nicht behauptet, dass es eine Vereinbarung mit Ungarn gebe, sondern nur, dass es die Zusage gebe, ein solches Abkommen zu schließen. Streng genommen dementiert Orbán also etwas, was gar nicht gesagt wurde.

Mit Orbán lässt sich die Sache schon am Donnerstag klären. Denn der Ungar spricht dann in Berlin sowohl mit Bundesinnenminister Horst Seehofer als auch mit der Kanzlerin.

Im Video: Wenn CSU bei ihrer bisherigen Logik bleibt, müsste sie Nein zu Merkels Gipfel-Ergebnis sagen

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Und dann folgt der Crash

Wobei: Ob beide – Merkel und Seehofer – dann noch im Amt sind, hängt vom Verlauf der nächsten Tage oder gar Stunden ab.

Senkt die CSU-Spitze morgen den Daumen und befindet, dass Merkels Brüsseler Ertrag ihnen nicht reicht, dann könnte Seehofer die Zurückweisung von Flüchtlingen, die bereits anderswo registriert sind, anordnen. Das würde provozieren, dass Angela Merkel ihm dies mit Verweis auf ihre Richtlinienkompetenz untersagt. Und dann folgt der Crash, der am Ende sogar das Aus dieser Regierung bedeuten könnte.

Merkel hat nun auf acht Seiten sorgfältig zusammengetragen, was sie erreicht hat. Das Wichtigste aus innenpolitischer Sicht: Griechenland und Spanien haben in einer Vereinbarung schriftlich zugesagt, Asylsuchende wiederaufzunehmen, wenn sie zuvor in ihren Ländern registriert wurden und dann von deutschen Behörden an der deutsch-österreichischen Grenze entdeckt werden. Deutschland hat sich im Gegenzug bereiterklärt, die Fälle der Familienzusammenführung in Griechenland und Spanien schrittweise abarbeiten. Mit Blick auf Griechenland soll es nach Informationen aus Athen um 950 Menschen gehen, die in griechischen Lagern leben und zu Angehörigen nach Deutschland dürften.

Ein Punkt, der über Wohl und Weh der Regierung entscheiden könnte

Und dann gibt es da noch diesen einen Punkt, der am Ende über Wohl und Weh dieser Bundesregierung entscheiden könnte: Um gegen Flüchtlingsbewegungen innerhalb Europas vorzugehen („Sekundärmigration“) hat der Europäische Rat in der Gipfelerklärung etwas angenommen, was Merkel in ihrem Brief  – sicher ist sicher – wörtlich zitiert:

„Was die Lage innerhalb der EU betrifft, so droht die Sekundärmigration von Asylbewerbern zwischen Mitgliedstaaten die Integrität des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems und des Schengen-Besitzstands zu gefährden. Die Mitgliedstaaten sollten alle erforderlichen internen Rechtsetzungs- und Verwaltungsmaßnahmen gegen diese Migrationsbewegungen treffen und dabei eng zusammenzuarbeiten.“

Diese zwei Sätze interpretieren CSU-Wortführer wie Landesgruppenchef Alexander Dobrindt als klare Legitimation, auch nationale Schritte wie die Zurückweisung an der Grenze einzuleiten. Merkel und ihre Leute sehen das definitiv anders.

Die Text-Exegese dieser Passage beschäftigt seit gestern die Spitzen von CDU und CSU. Sie könnte am Ende entscheidend sein für die Zukunft des stärksten Landes der EU. So oder so.

Im Video: Zuwanderung, soziale Sicherheit und Wirtschaft: Umfrage zeigt, was Deutschen wichtig ist

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- Kardinal Woelki zur Zukunft der Seelsorge im Erzbistum Köln

Kardinal Woelki zur Zukunft der Seelsorge im Erzbistum Köln
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Bei einer Tagung über die künftige Seelsorge im Erzbistum Köln, zeigte sich Erzbischof Rainer Kardinal Woelki positiv. "Ärmel hoch und anpacken", resümierte er die Beratungen mit dem Diözesanpastoralrat. Entscheidend sei auf dem Weg zu bleiben, "Gott entgegen".

Es ging um entscheidende Weichenstellungen für den Pastoralen Zukunftsweg: Von Freitag bis Samstag kam der Kölner Diözesanpastoralrat in Bensberg zusammen, um über die Seelsorgearbeit im Erzbistum zu beraten. Das Ergebnis: In fünf Arbeitsgruppen sollen Ideen gesammelt werden und möglichst viele Kirchenmitglieder sollen sich einbringen.

Es ist ein Rundumschlag. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppen beraten letztlich über die Zukunft des Erzbistums Köln. Dabei geht es um Fragen, wie die Pastoralarbeit in Köln zukünftig aussehen könnte. Wie kann in kirchlichen Einrichtungen – von der Kita bis zum Seniorenheim – Glaube erfahrbar werden? Wie soll das Erzbistum auf die schwindenden Personalressourcen reagieren? Wie die Aus- und Fortbildung sowie die Verwaltung innerhalb der Kirche aussehen? Die Arbeitsgruppen sollen darauf zukunftsweisende Antworten finden.

In den kommenden beiden Jahren sollen bereits erste Maßnahmen umgesetzt werden.

Woelki: "Mutig ihn die Zukunft aufbrechen"

Am Ende der sich mit durchaus heiklen Themen befassenden Tagung zeigte sich Kardinal Woelki positiv. "Mich ermutigt, dass so viele Menschen das Vertrauen haben, dass wir miteinander die Zukunft gestalten können und Christus uns dabei begleitet", resümierte der Kölner Erzbischof. Deshalb müsse man sich nicht fürchten.

"Viele schauen trotz der Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft – engagierte Christen in unseren Gemeinden ebenso wie Mitarbeitende in der Seelsorge oder im Generalvikariat", sagte der Kardinal. "Entscheidend ist auf dem Weg zu bleiben, Gott entgegen". Diese Hoffnung habe sich in vielen Beiträgen ausgedrückt. Der Pastorale Zukunftsweg sei deshalb ein 'Arbeitstitel' im besten Sinne: "Ärmel hoch und anpacken."

In Beiträgen aus dem Diözesanpastoralrat kam zum Ausdruck, dass neben Ressourcen wie Geld und Personal vor allem der erforderliche Wandel entscheidend ist. Die Herausforderungen seien klar, doch sie würden im Blick auf notwendige Lösungen bei vielen Ratlosigkeit und Verunsicherung auslösen. "Ich frage mich selbst manchmal", so Kardinal Woelki, "wie es gelingen kann, dies in frei werdende Energie zu verwandeln." Verunsicherung gehöre sicher auch dazu, aber man müsse gemeinsam eine Vision für die Kirche entwickeln, "die uns mutig in die Zukunft aufbrechen lässt.“

Mehr Mitglieder sterben als getauft werden

Den strukturellen Überlegungen vorausgegangen war eine aktuelle Bestandsaufnahme der kirchlichen Situation. Die Zahlen belegen einen permanenten Rückgang. Es gibt immer weniger Kirchenmitglieder, Gottesdienstbesucher und Priester. Jahr für Jahr verliert das Erzbistum durchschnittlich 17.500 Mitglieder, auch deshalb, weil mehr Mitglieder sterben als getauft werden.

Priester, Diakone sowie Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -Referenten, also das hauptamtliche Seelsorgepersonal, wird sich bis zum Jahr 2030 von heute rund 1.200 Personen um die Hälfte vermindern, davon wird die Mehrzahl 50 Jahre und älter sein. Die Kirchensteuereinnahmen werden bis dahin zwar voraussichtlich noch wachsen, in einigen Jahren aber dennoch von den Ausgaben überholt.

Pfarrer Frings: "Ich verwalte immer nur den Rückzug"

Als Gastredner sprach der Münsteraner Pfarrer Thomas Frings über seine Erfahrungen. Aus der Erkenntnis, dass es nicht weitergehen kann wie bisher, habe er 2017 seine Tätigkeit als Pfarrer in einer Münsteraner Kirchengemeinde aufgegeben. "Ich musste mir eingestehen: ich verwalte immer nur den Rückzug." Selbst beste Absichten und selbstloses Engagement seiner Pastoralteams hätten dies nicht aufhalten können.

"Wir sind Zeugen eines zerfallenden Hauses und machen Bestandsschutz", kritisierte Frings: "Wir bleiben beim Gewohnten und wagen nichts Neues." Damit vom Glauben am Ende mehr bleibe als leere Traditionspflege, stelle sich für die Zukunft der Kirche vor allem die Frage, was für die Menschen letztlich Relevanz habe.

"Wie dürfen an eine wachsende Kirche glauben"

In einem Meinungsbild wurde sichtbar, dass es den Wunsch nach mehr konkreten Vorgaben und Hilfestellungen für den Pastoralen Zukunftsweg gibt. Eine Mehrheit schloss sich der zuversichtlichen Aussage an, das Erzbistum verfüge sowohl über die Mitarbeitenden als auch die sonstigen Ressourcen, die Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Die Begriffe Pastoral, Zukunft und Weg, so Kardinal Woelki, hätten nicht selbstverständlich etwas miteinander zu tun. Sie zeigten jedoch in ihrer Kombination die Herausforderung an, nämlich "mit liebender Aufmerksamkeit und ehrlichen Herzens auf unser Gestern und unser Heute schauen und lernen, uns nicht länger selbst zu betrügen".

Der notwendige kritische Blick gelte der Kirche wie der Gesellschaft und offenbare, "was wir sind und auch nicht mehr sind". Ziel einer solchen selbstkritischen Analyse der Fakten sei, "mit ihnen umzugehen, und zwar positiv gestimmt: Denn wir dürfen an eine wachsende Kirche glauben, weil Gott selbst es ist, der wachsen lässt". Dies funktioniere aber nicht ohne Mitarbeiter. In diesem Sinne bat Woelki das Beratungsgremium "mit Herzblut", sich in den fünf Arbeitsfeldern einzubringen.

Dieser Artikel wurde verfasst von DOMRADIO.DE

*Der Beitrag "Kardinal Woelki zur Zukunft der Seelsorge im Erzbistum Köln" stammt von DOMRADIO.DE. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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Neue Spannungen befürchtet - Türkische Behörden schließen deutsche Schule in Izmir

Neue Spannungen befürchtet: Türkische Behörden schließen deutsche Schule in Izmir
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Türkische Behörden haben nach offiziellen Angaben die deutsche Schule in Izmir geschlossen. Schulleiter Dirk Philippi sagte der dpa am Samstag, eine Delegation der örtlichen Bildungsbehörden begleitet von rund einem Dutzend Polizisten habe die Schule am Donnerstag besucht und "schriftlich und mündlich erklärt", ihr fehle die "rechtliche Grundlage".

Die Schule sei dann versiegelt worden. Den Unterricht stört die Maßnahme nicht - es sind Sommerferien. Die Affäre könnte aber neue Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei verursachen.

"Ich gehe felsenfest davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Schließung handelt", sagte Philippi. Es gebe eine Genehmigung des türkischen Außenministeriums, die besage, dass die Schule im westtürkischen Izmir als eine Zweigstelle der deutschen Botschaft in Ankara betrieben werde dürfe. "Es kann schlicht sein, dass den Bildungsbehörden nur Dokumente fehlen." Es gebe einen regen Austausch "auf allen Ebenen", der ihn "sehr positiv" stimme, sagte Philippi.

Auswärtige Amt bestätigte die Schließung

Das Auswärtige Amt bestätigte die Schließung der Schule durch regionale Behörden des Erziehungsministeriums. Die türkische Regierung werde aufgefordert, umgehend die Gründe dafür darzulegen, hieß es in Berlin. Die deutschen Schulen in der Türkei seien ein wesentliches Element der kultur- und bildungspolitischen Beziehungen zwischen beiden Ländern.

Laut der Webseite der Bundesregierung über deutsche Vertretungen in der Türkei handelt es sich um eine "Zweigstelle der Privatschule der Deutschen Botschaft in Ankara", die 2008 gegründet wurde. Es ist eine Gesamtschule. Den Angaben des Schulleiters zufolge gehen rund 180 Kinder auf die Schule und in den angeschlossenen Kindergarten.

Im vergangenen Jahr hatte die Inhaftierung mehrerer Deutscher - darunter der Journalist Deniz Yücel und der Menschenrechtler Peter Steudtner - die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei schwer belastet. Beide sind mittlerweile frei und ausgereist. Gegen beide gibt es aber in Abwesenheit Gerichtsprozesse in der Türkei.

Im Video: Ex-Verfassungsrichter hält Zurückweisungen an deutscher Grenze für zwingend geboten

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- Altbischof Mussinghoff feiert sein 50. Priesterjubiläum

Altbischof Mussinghoff feiert sein 50. Priesterjubiläum
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Aachens Altbischof Heinrich Mussinghoff empfiehlt Jugendlichen, ein Leben als Priester einzuschlagen. "Das ist ein guter Weg zu einem guten Leben", sagte er DOMRADIO.DE. Es sei wichtig, den Glauben und die Botschaft Jesu weiterzugeben.

DOMRADIO.DE: Herr Bischof, Sie hatten am Freitag ihr 50-jähriges Priesterjubiläum. Wie haben Sie diesen besonderen Tag begangen?

Dr. Heinrich Mussinghoff (emeritierter Bischof im Bistum Aachen): Eigentlich noch gar nicht, denn die offizielle Feier wird erst am Sonntag sein. Es waren Besucher da und es kommen sicherlich noch einige, die mal eben gratulieren wollten, weil sie am Sonntag nicht dabei sein können.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie an den Tag Ihrer Weihe zurückdenken, was kommt Ihnen da in den Sinn?

Mussinghoff: Wir waren ein Kurs, der 1962 mit 72 Kandidaten angefangen hat. Davon sind 34 geweiht worden, in zwei Partien. Eine große Zahl, die heute Erstaunen auslöst! Ich gehörte zur ersten Gruppe und wurde mit 21 anderen Priesteramtskandidaten geweiht, die anderen ein halbes Jahr später.

Wir haben bei berühmten Professoren studiert. Joseph Ratzinger hat uns die Texte aus dem Konzil mitgebracht und seine Interpretationen vorgetragen und Kardinal Kasper war damals ein junger Professor, nur wenig jünger als wir. Ich könnte noch viel erzählen. Der Tag der Weihe war natürlich ein ergreifender, ein schöner und wichtiger Tag. Für die Menschen, die mit uns verbunden waren, und die Menschen aus unseren Gemeinden, war der Höhepunkt die Primiz.

DOMRADIO.DE: 50 Jahre sind sie jetzt Priester im Dienst der Kirche. Was waren die Höhepunkte in dieser Zeit?

Mussinghoff: Das ist ganz unterschiedlich zu beantworten. Ich war zweieinhalb Jahre in einer Gemeinde im Ruhrgebiet, mit einem anderen Dialekt und einer anderen Ausstrahlung als im tiefen Münsterland, aus dem ich kam. Dann bin ich zum Sekretär des damaligen Bischofs von Münster, Heinrich Tenhumberg, berufen worden. Das war eine spannende Zeit, in der ich viel von der Kirche des Bistums und auch von der Weltkirche kennenlernte.

Ich hatte meine Promotion über das Preußen-Konkordat geschrieben. Das war wohl ein Grund, warum ich später bei den Verhandlungen zum Konkordat und zur Errichtung von Bistümern im Osten beteiligt wurde. Auch diese Zeit war sehr spannend für mich. Ich habe vor allem im Kirchenrecht gearbeitet, war Offizial des Bistums Münster und Dozent an der Universität Gregoriana in Rom, wo ich über praktische Rechtssprechung in der Kirche lehrte. Das war spannend für mich, weil dadurch Weltkirche tiefer in den Blick trat.

Dann kam diese etwas überraschende Berufung zum Bischof von Aachen. Das ist natürlich noch mal eine ganz neue Welt gewesen, die ich kennengelernt habe – mit dem großartigen Vorgänger Bischof Hemmerle, der den Prozess der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Pfarreien vorbereitete. Das war ein interessanter, aber auch schwieriger Prozess, der zur Zusammenlegung von Gemeinden führte. Wir dezentralisierten, um Schwerpunkte zu bilden. Daraus sind die Jugendkirchen entstanden, die gerade im Aufbau waren und viele andere Aktionen wie die Teams für die Kolumbarien (Anm. d. Red.: Urnenhallen).

Es war mir wichtig, dass Laien ständig zur Verfügung stehen, um den Menschen bei Begräbnissen beizustehen, mit ihnen die Toten zu besuchen und sie in ihrem Schmerz des Verlusts und in ihrer Frage nach dem ewigen Leben und der Auferstehung zu begleiten. Ich denke da also an verschiedene Dinge im sozialen und missionarischen Bereich.

DOMRADIO.DE: Anfang der Woche haben Sie sich mit 18 ehemaligen Bischofskollegen in Fulda getroffen. Über was haben Sie sich in den zwei Tagen ausgetauscht. Was waren die Themen?

Mussinghoff: Das war zunächst mal eine lockere Zusammenkunft, keine Konferenz oder so. Wir haben uns zum Übergang von einer aktiven in eine mehr ruhende Tätigkeit ausgetauscht. Alle haben sich ihre Aufgaben und ihren Zuschnitt gesucht und alle helfen mit – soweit sie das noch können. Es war einfach eine brüderliche Begegnung und wir haben viel Freude dabei gehabt.

DOMRADIO.DE: Für was nehmen Sie sich jetzt als emeritierter Bischof mehr Zeit?

Mussinghoff: Zunächst ist es so, dass man nicht alles tun muss, was ein Bischof tun muss, der im aktiven Dienst ist, sondern man hat eben auch die Möglichkeit mal "Nein" zu sagen oder sich das auszusuchen, was einem liegt.

Unser Bistum Aachen hat eine enge Verbindung mit den Bistümern Kolumbiens und verfolgt die Friedensverhandlungen mit den Guerilla-Bewegungen Farc und mit der ELN, die sehr schwierig ist sind. Auch ich habe diesen Prozess in den vergangenen zwei gut zwei Jahrzehnten immer verfolgt, und mich auch in der Bischofskonferenz ausgetauscht.

Ich wünsche den Kolumbianern, dass es zu Versöhnung und zu einem Neuanfang des Staates kommt. Dass die bisherigen Guerillagruppen ihre Waffen abgeben und sich wieder eingliedern in das Volk. Versöhnung ist ein schwieriger Weg. Aber wenn nicht begonnen wird, kommt nichts zustande und man bleibt in einem ewigen Krieg. Die Menschen in Kolumbien haben nach meiner Einschätzung und Erfahrung schon die Kraft und die Möglichkeit einen solchen Prozess in Gang zu setzen, sodass etwas Gutes dabei herauskommt.

DOMRADIO.DE: Im Moment werden viele innerkirchliche Debatten geführt. Müsste die Kirche nicht mehr nach außen gehen?

Mussinghoff: Ich bin sehr mit der Gemeinschaft von Sant'Egidio verbunden. Die Gemeinschaft hat in Afrika viele Zentren, zum Beispiel in Mosambik. Dort gibt es schon seit drei Jahre lang keine Geburt eines infizierten Kindes mehr. Das ist eine ganz tolle Leistung! In diesen Zentren gibt es ein Zimmer, in dem Pässe ausgegeben werden – in Afrika haben manchmal bis zu 60 Prozent der Leute keine Identitätskarte, sodass sie keinen Zugang zu höheren Schulen haben, nicht legal ausreisen können, keine Krankenversicherung haben und am Ende auch keine Rente bekommen. Drei Länder machen inzwischen mit – Mosambik, Malawi und Mali. Das bedeutet natürlich sehr viel Entwicklungsarbeit, und die braucht Zeit.

Natürlich ist es auch in Deutschland wichtig, dass etwas geschieht. Ganz pessimistisch sehe ich die Dinge nicht, weil zum Beispiel in der Bewegung, die durch die Flüchtlinge und Asylbewerber und Migranten ausgelöst worden ist, viele Katholiken einfach gut und vernünftig mitmachen. Einen Prozess zu initiieren, damit diese Menschen – die Fürchterliches erlitten haben – wirklich bei uns leben können. Und das ist eine ganz großartige Geschichte bei der nicht nur Christen, sondern auch Nicht-Christen mitarbeiten. Und die Politiker, vor allem Entwicklungsminister, wissen die Tätigkeit der Kirche sehr zu schätzen.

DOMRADIO.DE: Wie feiern Sie am Sonntag Ihr Priesterjubiläum?

Mussinghoff: Wie üblich in der Kirche beginnt die Feier mit einer Messe im Dom, zu der viele geladen sind. Unser Dom ist sehr schön, aber sehr klein und da muss man schauen, dass Platz da ist. Danach gibt es einen Empfang im Hof der Domsingschule und danach ein Mittagessen mit geladenen Gästen.

DOMRADIO.DE: Würden Sie jungen Menschen heute nahelegen, sich für ein Leben als Priester zu entscheiden?

Mussinghoff: Natürlich – immer! Ich würde mich auch immer wieder fürs Priestertum entscheiden, wenn ich jung wäre. Ich glaube, dass das eine wichtige Dimension ist, die leider in unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht. Es ist wichtig, dass es über diesem Leben etwas anderes gibt. Dass es den Glauben und die Botschaft Jesu gibt, die weitergegeben werden soll. Das ist ein guter Weg zu einem guten Leben.

Das Gespräch führte Teresa Müller-Alander.

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Italiens Innenminister will Schiffe abweisen - Salvini: Private Flüchtlingsretter im Mittelmeer „haben keine Berechtigung mehr“

Italiens Innenminister will Schiffe abweisen: Salvini: Private Flüchtlingsretter im Mittelmeer „haben keine Berechtigung mehr“
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Der italienische Innenminister Matteo Salvini hat privaten Rettern im Mittelmeer die Legitimation abgesprochen. „Sie haben keine Berechtigung mehr: Niemand darf sich in die Arbeit der libyschen Küstenwache einmischen“, sagte Salvini von der fremdenfeindlichen Regierungspartei Lega dem „Corriere della Sera“ vom Samstag.

Salvini bezog sich dabei auf Angaben des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, die nach dem EU-Gipfel vorlägen. „Malta schließt seine Häfen und Italien hat schon seine Häfen geschlossen. Mehr noch, wir lassen solche Schiffe nicht mehr anlegen, auch wenn sie keine Migranten an Bord haben“, so der Innenminister.

Zwar seien die sogenannten Dublin-Bestimmungen nicht geändert worden, wonach Flüchtlinge in dem EU-Land Asyl beantragen müssen, in dem sie zuerst den Boden der Union betreten. Aber nun stehe schwarz auf weiß, dass Migranten, die in maltesischen oder italienischen Gewässern gerettet worden seien, nicht zwangsläufig in Italien landeten. „Das ist etwas, das uns nicht wenig helfen wird.“

Die Häfen sind dicht

Er werde am 12. Juli am Innenministertreffen in Innsbruck teilnehmen, sagte Salvini. Dort wolle Italien sein ganzes Gewicht in die Waagschale legen und seine Allianzen weiter stärken. „Wenn sie dich respektieren, hören sie dir zu. Wenn nicht, ignorieren sie dich.“ Dies hätten die vergangenen Jahre schmerzlich gezeigt.

Trotz des Dramas um zwei Rettungsschiffe hat eine spanische Hilfsorganisation Dutzende Migranten aus dem Mittelmeer gerettet. Proactiva Open Arms habe 59 Flüchtlinge aus dem Meer an Bord und sei unterwegs zu einem sicheren Hafen, twitterte die Organisation. Salvini erklärte umgehend, auch Proactiva könne „vergessen, in einem italienischen Hafen anzukommen“.

Im Video: Deutschland schiebt verstärkt Asylbewerber in andere EU-Mitgliedsländer ab

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Gastbeitrag von Thomas Jäger - Möglicher Abzug der US-Truppen aus Deutschland - macht Trump Ernst?

Gastbeitrag von Thomas Jäger: Möglicher Abzug der US-Truppen aus Deutschland - macht Trump Ernst?
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Das Pentagon soll im Auftrag des US-Präsidenten darüber nachdenken, die amerikanischen Truppen aus Deutschland abzuziehen, entweder ganz oder zumindest teilweise nach Polen, vielleicht sogar zurück in die Heimat.

Die entscheidende Frage ist: Handelt es sich um eine erneute taktische Drohung des amerikanischen Präsidenten, der sich am 11. und 12. Juli zum NATO-Gipfel einfinden wird, oder meint er es wirklich ernst?

Druck aufbauen für mehr Verteidigungsbudget

Für beide Interpretationen gibt es gute Gründe. Die USA haben in Deutschland den Großteil ihrer Truppen in Europa stationiert. Das Militärkrankenhaus in Landstuhl und die Air Base in Rammstein sind zusammen mit diversen Einrichtungen in Wiesbaden Standorte, in die große Summen investiert wurden. Es würde die USA viel kosten, die Truppen anderswo neu auszustatten und aufzustellen. Die polnischen Zusagen decken diese Investitionen lange nicht.

Zudem ist Deutschland potentiell – wichtig: potentiell! – der stärkste Verbündete in der EU, falls die Bundesregierung das Thema militärische Sicherheit in Zukunft ernst bearbeitet. Ein Streitpunkt mit den USA ist, dass Deutschland beabsichtigt, statt der zugesagten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2024 nur 1,5 Prozent für Verteidigungsausgaben aufzuwenden. Die Bundesregierung hatte die Zwei-Prozent-Zusage 2014 für das Jahr 2024 gemacht und erklärte jetzt schon auf halber Strecke, sie nicht einhalten zu wollen. US-Präsident Donald Trump will aber genau das erreichen. Deshalb baut er vor dem Gipfel Druck auf.

Von der NATO auf dem Weg zu Putin

Dazu gehört auch, dass er sich wenige Tage nach dem Gipfel, nämlich am 16. Juli in Helsinki, mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin treffen wird. Da ziehen manche Beobachter schon Analogien: den NATO-Gipfel könnte der amerikanische Präsident im Streit verlassen und mit Putin zusammen die Weltkonflikte erörtern und, wie Trump es nennen würde, lösen. So ähnlich behandelte er die G7-Mitglieder, die er stehen ließ, um sich mit Nordkoreas Kim Jong-un zu treffen.

Man sollte sich aber nicht darauf verlassen, dass diese Abzugsüberlegungen nur eine taktische Maßnahme sind. Einem anderen Verbündeten entzog Präsident Trump Schlag auf Fall wichtige Unterstützung. Die seit Jahrzehnten abgehaltenen Manöver mit dem südkoreanischen Militär setzte der amerikanische Präsident ohne Rücksprache mit seinen Beratern kurzerhand aus, weil sie ihm zu teuer erschienen. Deshalb sollte man auch auf die anderslautenden Hinweise von Außenminister Pompeo – wir stehen fest zur NATO – nicht zu viel geben. Am Ende entscheidet Trump alleine.

Konflikte mit Merkel

Dabei könnte es eine Rolle spielen, dass sich das Verhältnis zwischen dem amerikanischen Präsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin sehr schwierig gestaltet. Auf der Liste der Politiker, die er abschätzig beurteilt, steht Angela Merkel direkt hinter seinem Vorgänger Barack Obama. Die "Washington Post", die zuerst über die Abzugs-Pläne im Pentagon berichtet hat, beginnt ihren Bericht über die Folgen und Kosten eines Abzugs auch mit dem Hinweis auf die wachsenden Spannungen zwischen den beiden. Bei der personalisierten Außenpolitik von Präsident Trump ist dieser Faktor zu berücksichtigen.

Deshalb sollte der Gedanke an den Abzug amerikanischer Truppen aus Deutschland nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Präsident Trump ist in manchen, gerade außenpolitischen Fragen für das Empfinden europäischer Zauderer eigentümlich konsequent. Er geht nicht den Trippelschritt, sondern schreitet aus. Auch wenn es keine Entscheidung, noch nicht einmal sichere Erkenntnisse über den Stand der Diskussion in der amerikanischen Administration gibt: Allein schon die Überlegung, Truppen abzuziehen, ändert die sicherheitspolitische Lage in Europa.

Über den Experten

Prof. Dr. Thomas Jäger ist seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in internationalen Beziehungen sowie amerikanischer und deutscher Außenpolitik.

Gefahr für die EU

Der Abzug amerikanischer Truppen aus Deutschland wäre außen- und sicherheitspolitisch ein schwerer Schaden. Wenn Nachrichten vom Abzug der US-Truppen neben denen der handlungsunfähigen Bundeswehr stehen, ist nicht nur die NATO am Abgrund, sondern auch die EU gefährdet. Sie kann daran scheitern, dass kein EU-Staat in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen. Alle zusammen sind dazu auch nicht fähig.

Denn die EU hat ihre Existenz an die Unterstützung der USA gebunden. Diese würde wegfallen, falls es der amerikanische Präsident ernst meint. Die europäische Asylkrise wäre ein laues Lüftchen gegen den Sturm, den ein amerikanischer Abzug auslösen würde. Die Iranpolitik hat zudem gezeigt, dass politisch hochmütige Worte gegen die USA nichts wert sind. Man werde den Vertrag alleine retten, europäische Firmen würden ihn erfüllen, hieß es aus den europäischen Hauptstädten. Das ist alles vorbei; der Nuklearvertrag ist tot. Die Iranpolitik ist ein lehrendes Beispiel dafür, wie Präsident Trump denkt und handelt.

Was, wenn die USA Europa verlassen?

Wie im Fall der Iranpolitik würde im Fall der Drohung, amerikanische Truppen abzuziehen, die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit der EU-Staaten schlagartig auf Null sinken. Der Aufbau adäquater militärischer Fähigkeiten benötigt Jahrzehnte und die Mittel würden dann weit über zwei Prozent liegen. Diese Zeit hat man in Europa, angelehnt an die Macht der USA, verschlafen. Anders als im transatlantischen Handelsstreit wären die EU-Staaten sehr gut beraten, sich auf keinen Konflikt mit den USA einzulassen, den sie nur verlieren können. Dass die EU-Regierungen in dieser Lage sind, haben sie sich selbst zu verdanken.

In den letzten Monaten wurde allerdings nicht der Eindruck vermittelt, dass die deutsche Außenpolitik den Ernst dieser Lage verstanden hat. Man mag hoffen, dass der elegante Hinweis von Außenminister Maas – „Wir müssen eindeutig neue Wege gehen bei der Suche nach Partnern“ – nicht auf die Probe gestellt wird.

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"Wollen USA täuschen" - US-Spione entdecken, dass Nordkorea heimlich an Atomwaffen weiterarbeitet

"Wollen USA täuschen": US-Spione entdecken, dass Nordkorea heimlich an Atomwaffen weiterarbeitet
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Die US-Geheimdienste gehen offenbar davon aus, dass Nordkorea trotz der jüngsten Abrüstungsgespräche mit den USA intensiv an seinem Nuklear-Programm arbeitet.

Wie der US-Sender NBC berichtet, habe das Land die Urananreicherung für sein Nuklear-Arsenal in den vergangenen Monaten hochgefahren. Demnach versuche Machthaber Kim Jong Un, diese Standorte geheim halten, während er weitere Zugeständnisse der US-Regierung erreichen wolle, sagten Behördenmitarbeiter dem Sender. Ein Offizieller, der über die aktuellen Geheimdienst-Erkenntnisse informiert sei, sagte dem Sender: „Es gibt eindeutige Hinweise, dass sie die USA täuschen wollen.“

Die Erkenntnisse stehen im krassen Gegensatz zu der Nordkorea-Politik und den Äußerungen von US-Präsident Donald Trump in den vergangenen Wochen. Trump hatte sich Mitte Juni mit Kim Jong Un in Singapur getroffen. Nach dem historischen Treffen gaben die beiden Länder an, an der Denuklearisierung von Nordkorea arbeiten zu wollen. Obwohl keine konkreten Maßnahmen definiert wurden, hatte Trump danach verkündet, Nordkorea sei „nicht mehr länger eine nukleare Bedrohung“.

"Versuchen viele Dinge geheim zu halten"

Die neueste Geheimdiensterkenntnisse ergeben offensichtlich ein anderes Bild. Dem NBC-Bericht zufolge habe Nordkorea zwar die Raketen- und Atom-Tests gestoppt. Aber laut des Offiziellen „gibt es keinen Beweis, dass sie ihr Arsenal reduzieren, oder dass sie ihre Produktion gestoppt haben“.

NBC gibt an, für den Bericht mit mehr als einem Dutzend US-Beamter gesprochen zu haben, die über die neuesten Erkenntnisse der US-Geheimdienst informiert seien. Demnach haben die Dienste ihre Arbeit in Bezug auf Nordkorea in den vergangenen Jahren intensiviert und hätten dadurch zunehmend Einblick in Vorgänge in dem abgeschotteten Land bekommen. „Es gibt viele Dinge, über die wir wissen, dass Nordkorea seit Jahren versucht, sie vor uns geheim zu halten“, wird eine Quelle zitiert.

So seien die USA bislang davon ausgegangen, dass Nordkorea neben seiner Atomanlage in Yongbyon an einem weiteren geheimen Standort Uran anreichert. Die aktuellen Erkenntnisse ließen jedoch den Schluss zu, dass es mehr als nur einen geheimen Standort gebe, berichtet NBC in Bezug auf die US-Quellen. Die Fragen sei nun, ob Kim Jong Un bereit sei, dies auch zuzugeben.

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Maßnahmen zu Migrationssteuerung - Schnellere Rückführungen, mehr Schleierfahndung: So will Merkel Asylstreit beilegen

Maßnahmen zu Migrationssteuerung: Schnellere Rückführungen, mehr Schleierfahndung: So will Merkel Asylstreit beilegen
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Nach dem EU-Gipfel und vor der Entscheidung im Asylstreit zwischen CDU und CSU an diesem Wochenende wird nun klarer, mit welcher Grundlage die Parteien über die weiteren Schritte beraten.

Wie jetzt bekannt wurde, hat Kanzlerin Angela Merkel nämlich ein achtseitiges Schreiben an die Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Koalitionspartner SPD und CSU geschickt. Darin hat die CDU-Vorsitzende ausgeführt, welche Ergebnisse ihre Verhandlungen zur besseren Steuerung der Migration mit EU-Partnern gebracht haben, wie die Deutschen Presse-Agentur mit Bezug auf das Schreiben berichtet.

Damit will sie offenbar den Streit mit Seehofer und der CSU über umfassende Zurückweisungen von Migranten an den Grenzen lösen oder zumindest entschärfen. Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte damit gedroht, notfalls im Alleingang Flüchtlinge zurückzuweisen, die bereits in anderen EU-Ländern registriert sind. Merkel lehnt ein unilaterales Vorgehen aber weiterhin ab, wie sie in dem Schreiben noch einmal betont.

Zusagen von 14 Ländern

Merkel hat demnach von 14 Ländern Zusagen zur beschleunigten Rückführung von Migranten erhalten.  Darunter sind auch Länder, die ihrer Flüchtlingspolitik bisher extrem kritisch gegenüberstanden, wie Ungarn, Polen und Tschechien. Zudem stehen auch Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Litauen, Lettland, Luxemburg, die Niederlande, Portugal und Schweden auf der Liste. Von allen Ländern hat Merkel demnach Zusagen auf politischer Ebene zu solchen Verwaltungsabkommen erhalten.

Dies betrifft jene Migranten, die nicht unter einen grenznahen Rücknahmemechanismus fallen, wie ihn Merkel am Rande des Brüsseler EU-Gipfels mit Griechenland und Spanien vereinbart hat. Diese beiden Staaten sind offenbar bereit, solche Asylsuchende wiederaufzunehmen, die künftig von deutschen Behörden an der Grenze zu Österreich festgestellt werden und die einen Eintrag in der Fingerabdruckdatei Eurodac haben. Dies bedeutet, dass die Migranten schon dort als Schutzsuchende registriert sind. Die Detailverhandlungen darüber könnten noch im Juli die Innenminister führen und auch beenden. Demnach müsste der Bundesinnenminister, CSU-Chef Seehofer, selbst die Verhandlungen führen.

Im Video: Ex-Verfassungsrichter hält Zurückweisungen an deutscher Grenze für zwingend geboten

Aufgegriffene Asylbewerber in „Ankerzentren“

Asylbewerber, die von den Vereinbarungen mit den anderen 14 Ländern betroffen sind, will Merkel in speziellen „Ankerzentren“ unterbringen. Betroffen sind auch Migranten, die versuchen, offizielle Grenzkontrollen zu umgehen und über die „grüne Grenze“ nach Deutschland zu kommen.

Die Gruppe von Asylbewerbern, bei denen ein beschleunigtes Verfahren zur Anwendung kommt, soll um jene erweitert werden, die einen sogenannten Eurodac-Eintrag haben, die also schon in einem anderen Staat registriert worden sind. Beschleunigtes Verfahren heißt eine Woche Asylverfahren und beschleunigtes Rechtsmittelverfahren.

Die Rücküberstellung nach dem sogenannten Dublin-Verfahren gelinge heute aus Deutschland nur in etwa 15 Prozent der Fälle. Mit den Verwaltungsabkommen soll diese Quote deutlich erhöht werden. Die Rückführungsprozesse sollten beschleunigt und Rücknahmehindernisse beseitigt werden, heißt es in dem Schreiben Merkels weiter.

Umfrage: Wie bewerten Sie das Ausmaß, das der Asylstreit der Union in der deutschen Politik einnimmt, im Vergleich zu anderen wichtigen Themen?

 
 

Erweiterte und mit Sanktionen belegte Residenzpflicht

In den besonderen Aufnahmeeinrichtungen soll eine erweiterte und mit Sanktionen belegte Residenzpflicht gelten - die Betroffenen bekommen also Auflagen, die verhindern sollen, dass sie sich aus den Einrichtungen entfernen. Zudem soll eine Verteilung auf die Kommunen ausgeschlossen werden.

Merkel will zudem die Schleierfahndung in Grenznähe intensivieren und so die Zahl derer deutlich erhöhen, die anderswo registriert sind. Auch sollen Bundespolizisten zur Verstärkung der EU-Außengrenze nach Bulgarien entsandt werden. Durch diese Maßnahme solle in Übereinkunft mit Bulgarien die Zahl der in den grenzkontrollfreien Schengen-Raum Einreisenden weiter gesenkt werden, heißt es in dem Schreiben der Kanzlerin.

"Wir werden die in Griechenland an den Grenzen zu Mazedonien und Albanien eingesetzten Frontex-Verbände verstärken", kündigt die Kanzlerin in dem Schreiben an. Griechenland und Bulgarien sollten bei der Verstärkung ihrer Grenzpolizeien unterstützt werden. Diese Maßnahmen will Merkel schon bis Ende August umsetzen. "Wir müssen auch bereit sein, im Bedarfsfall Slowenien und Kroatien beim Grenzschutz zu unterstützen", schreibt die Kanzlerin weiter.

Bamf soll gestärkt werden

Die Kanzlerin schreibt zudem, der mit dem Dublin-Rücküberstellungsverfahren befasste Bereich des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) müsse personell erheblich verstärkt werden. Dies könne aber innerhalb der gerade vereinbarten Erhöhung der Personalzahl gewährleistet werden.

Nach Informationen der dpa beauftragte Bundesinnenminister Seehofer Experten seines Hauses damit, die von Merkel vorgestellten Maßnahmen zu prüfen. Demnach will sich Seehofer im Laufe des Tages nicht öffentlich zu den Vorschlägen und dem weiteren Vorgehen in dem Streit mit Merkel äußern. An diesem Sonntagnachmittag kommen die Spitzengremien von CDU und CSU zu getrennten Sitzungen in Berlin und München zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Im Video: Falls Kanzlerin Merkel abtritt: Deutsche wünschen sich Schäuble als Nachfolger

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Nach Verhandlungen auf EU-Gipfel - Merkel hat Zusagen von 14 Ländern zur raschen Flüchtlingsrückführung

Nach Verhandlungen auf EU-Gipfel: Merkel hat Zusagen von 14 Ländern zur raschen Flüchtlingsrückführung
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Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei ihren Verhandlungen zur besseren Steuerung der Migration von 14 Ländern Zusagen zur beschleunigten Rückführung von Migranten erhalten. Das geht aus einem der Deutschen Presse-Agentur am Samstag in Berlin vorliegenden achtseitigen Schreiben der Kanzlerin an die Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Koalitionspartner SPD und CSU hervor.

Merkel hatte die Koalitionspartner am Freitagabend in getrennten Telefonaten über ihre Verhandlungen informiert.

Alles Weitere erfahren Sie im Ticker von FOCUS Online

Falls Kanzlerin Merkel abtritt: Deutsche wünschen sich Schäuble als Nachfolger

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Experte sieht Ergänzung der Entwicklungshilfe - 17,7 Milliarden Euro überweisen Migranten aus Deutschland nach Hause

Experte sieht Ergänzung der Entwicklungshilfe: 17,7 Milliarden Euro überweisen Migranten aus Deutschland nach Hause
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Die Geldüberweisungen von Migranten an ihre Angehörigen zu Hause sind erheblich gestiegen. Allein 2016 flossen umgerechnet 17,7 Milliarden Euro aus Deutschland zurück in die Herkunftsländer - rund 6,5 Milliarden mehr als noch im Jahr 2007.

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion hervor, berichtet "Die Welt". Deutschland gehört demnach weltweit zu den größten Ausgangsländern privater Geldtransfers. Nur aus den USA, Saudi-Arabien und der Schweiz wurden 2016 noch größere Summen überwiesen. Der Betrag ist laut des Berichts derzeit mehr als doppelt so hoch wie der Etat des Bundesentwicklungsministeriums. Und sie entsprechen fast der Summe, die Bundesbürger, die im Ausland leben und arbeiten, jedes Jahr zurück nach Deutschland überweisen.

Die Bundesregierung wertet laut der Zeitung die Rücküberweisungen in ihrer Antwort als "entwicklungsfördernd", weil das Geld direkt vor Ort bei den Menschen in den Entwicklungsländern ankommt. Ziel sei es, die zum Teil sehr hohen Transaktionskosten bis 2030 auf weniger als drei Prozent zu senken.

Experte sieht unverzichtbare Ergänzung der staatlichen Entwicklungshilfe

Die Zeitung zitiert den Entwicklungsexperten Steffen Angenendt von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Dieser sieht laut des Berichts in den Rücküberweisungen eine wichtige und nahezu unverzichtbare Ergänzung der staatlichen Entwicklungshilfe. Die relativ regelmäßigen Geldzahlungen von Migranten und Flüchtlingen sicherten die Existenz der Familien zu Hause und schützten sie vor kurzfristigen Wirtschaftseinbrüchen. Angenendt sagt, in besonders armen Ländern wie beispielsweise Kirgisistan, Nepal und Haiti seien die Rücküberweisungen eine „extrem wichtige Einkommensquelle“. Demnach machten sie dort rund ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus. Auch die Länder des westlichen Balkans hätten in den vergangenen Jahren davon profitiert, dass Arbeitskräfte vor allem in die EU auswanderten und Geld nach Hause schicken.

Der AfD-Entwicklungspolitiker Markus Frohnmaier kritisierte hingegen, dass möglicherweise auch Empfänger von staatlichen Sozialleistungen in Deutschland einen Teil ihres Geldes an ihre Familien zu Hause weiterleiten. "Es kann nicht sein, dass Entwicklungshilfe aus dem deutschen Sozialsystem finanziert wird", sagte Frohnmaier der Zeitung. Seine Partei fordere ein Verbot für Migranten, Gelder aus Sozialleistungen in ihre Heimatländer zu überweisen.

Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Uwe Kekeritz, sieht in den Rücküberweisungen auch einen Beitrag zur Fluchtursachenbekämpfung. "Die Migranten schaffen eine Lebensperspektive für die Menschen in ihren Heimatländern und halten sie davon ab, sich auf die gefährliche Flucht in Richtung Europa zu begeben", sagte Kekeritz.

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