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Thursday, May 2, 2019

So kommentiert Deutschland: Kühnert-Vorschläge - Enteignung von Aktionären? "Das ist ein Aufruf zum Verfassungsbruch"

So kommentiert Deutschland: Kühnert-Vorschläge : Enteignung von Aktionären? "Das ist ein Aufruf zum Verfassungsbruch"

Mit einem Paukenschlag hat sich Kevin Kühnert mitten im Europawahlkampf wieder auf der politischen Bühne zu Wort gemeldet. In einem Interview fordert er die Vergesellschaftung von Großunternehmen wie beispielsweise BMW und stellt die Legitimität des privaten Vermietens von Wohnungen in Frage. So kommentiert die deutsche Presse den Kühnert-Vorstoß.

"Kühnert trägt lediglich zur Verunsicherung der Menschen bei"

"Rhein-Neckar-Zeitung" (Heidelberg): Kühnert trägt damit lediglich zur Verunsicherung der Menschen bei. Denn radikale und vermeintlich einfache Lösungen gibt es von den Populisten am rechten und linken Rand bereits mehr als genug.

Mit seinen allzu plumpen Provokationen zur Unzeit erweist er zu allem Überfluss auch seiner Partei einen Bärendienst. Denn er macht die SPD mitten im Wahlkampf angreifbar und vergrößert die Risse zwischen Parteilinken und Pragmatikern, die die SPD-Vorsitzende gerade erst notdürftig gekittet hatte.

"Aufruf zum Verfassungsbruch"

"Rheinische Post": Da wollte es der Juso-Chef mal richtig krachen lassen: Kevin Kühnert fordert die Sozialisierung von Konzernen und Beschränkung von Immobilienbesitz - frei nach dem Motto von Karl Marx: Expropriiert die Expropriateure!

Doch ebenso vorgestrig wie der Vordenker des Sozialismus sind die Vorschläge des Jungspunds. Großzügig sagt Kühnert, die Kollektivierung solle demokratisch geschehen. Mit Demokratie aber hat sein Vorstoß nichts zu tun, nur mit plumpem Sozialismus.

Kühnert will Aktionäre enteignen, das ist ein Aufruf zum Verfassungsbruch. Artikel 14 schützt das Eigentum und setzt hohe Hürden für Enteignungen. Kühnert will "den Kapitalismus überwinden" - dabei sichert dieser allein Wohlstand und Freiheit.

Wer weiß das besser als Ostdeutschland, das bis heute unter den Folgen des gescheiterten historischen Experiments Sozialismus leidet? Auch Kühnerts Idee, den Immobilienbesitz zu beschränken, geht nach hinten los: Wir brauchen mehr, nicht weniger Investitionen in Immobilien. Kurz vor der Europawahl heizt Kühnert damit die Angst vor rot-roten Bündnissen an und verschreckt die letzten bürgerlichen Wähler seiner Partei. Mit seinem sozialistischen Egotrip verschärft er damit den Niedergang der SPD.

"Seiner Partei erweist der Juso-Chef damit einen Bärendienst"

"Freie Presse" (Chemnitz): Man könnte in dem Interview den Versuch eines Nachwuchspolitikers sehen, die Sozialdemokraten wieder an ihre ursprünglichen Visionen zu erinnern.

Doch seiner Partei erweist der Juso-Chef damit in den anstehenden Wahlkämpfen einen Bärendienst. Denn er macht erneut die innere Zerrissenheit der SPD zwischen ideologischer Herkunft und tatsächlicher, ziemlich pragmatischer Politik deutlich. Für die anderen Parteien ist diese Revolutionsromantik ein gefundenes Fressen für den Wahlkampf.

"Die DDR war das hoffentlich letzte Experiment mit Karl Marx"

"Südkurier" (Konstanz): Vor 30 Jahren wurde der Sozialismus in Deutschland abgesetzt. Die DDR war das hoffentlich letzte Experiment mit Karl Marx. Seine Ideen klangen gut, nur funktionierten sie nicht. Umso mehr erstaunt es, wenn 30 Jahre nach dem Bankrott des Sozialismus jemand ernsthaft an Verstaatlichungen denkt.

Kevin Kühnert, Juso-Chef mit Talent zum Bürgerschreck, will dadurch die Wohnungsnot beheben. Dass eine Sozialisierung von Haus und Grund etwas bessert, wird eine rote Fantasie bleiben. Denn gerade in der DDR herrschten Wohnungsnot und Sanierungsstau. Der volkseigene Betrieb wirtschaftet schlechter als der Privatmann.

Noch unglücklicher ist Kühnerts Plan für BMW: Er würde den Konzern enteignen, kollektivieren, nivellieren. Im Aufsichtsrat würden dann Koryphäen wie er sitzen. Produziert würde zukünftig auf Trabi-Niveau – originelles Auto, leicht, kaum verkäuflich. Die ausländische Konkurrenz applaudiert – und lacht sich ins Fäustchen über die Irrwege der kauzigen Deutschen.

"Kühnert hat künftige Koalitionen im Blick"

"Badische Neueste Nachrichten" (Karlsruhe): Kühnert, auf den sie in der SPD große Hoffnungen setzen, hat mit seinen Äußerungen zudem künftige Koalitionen im Blick. Mit seinen Verstaatlichungsgedanken grenzt er sich demonstrativ von CDU und CSU ab, die strikt auf Wettbewerb setzen. Dafür öffnet der Juso-Vorsitzende und mögliche Nachfolger von SPD-Chefin Nahles die Türen ganz weit für die Grünen.

Deren Vordenker Robert Habeck hält Enteignungen für ein Mittel der Politik, mindestens bei den großen Immobilienkonzernen kann er sich das gut vorstellen. Bei den Linken dürften Kühnerts Sozialismus-Ideen ohnehin auf fruchtbaren Boden stoßen.

"Kühnert scheint in Wanne voller Mottenkugeln gebadet zu haben"

"Schwäbische Zeitung": Während alle Welt von der digitalen Revolution spricht und sich Gedanken darüber macht, wie man global agierende Internetkonzerne kontrollieren und internationale Finanzströme besteuern könnte, scheint Kühnert in einer Wanne voller Mottenkugeln gebadet zu haben: Vor dem inneren Auge rollt der Trabant aus dem VEB Automobilwerk in Zwickau und direkt vor den staatlich finanzierten Plattenbau.

Bis heute zahlen die Bundesbürger den Soli, auch um die Folgen des vermeintlich demokratischen Sozialismus in der Mitte und im Osten Deutschlands zu finanzieren. Der Kapitalismus mag Ungerechtigkeiten produzieren, aber dass der Sozialismus als Gesellschaftsform nicht funktioniert, sollte auch zum Juso-Chef vorgedrungen sein.

Sich damit rauszureden, dass es sich um eine gesellschaftspolitische Utopie handelt, ist in einem Land, das jahrzehntelang durch den Eisernen Vorhang getrennt war und in dem Millionen Menschen ihrer Freiheit beraubt waren, ein schlechter Witz.

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til/dpa/afp
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Instagram - "Evas Story": Ungewöhnliches Instagram-Projekt gedenkt Holocaust-Opfern

Instagram: "Evas Story": Ungewöhnliches Instagram-Projekt gedenkt Holocaust-Opfern

Es ist eine neue Form des Gedenkens an den Holocaust in Israel: Eine Instagram-Story erzählt auf der Plattform die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens aus Ungarn, das 1944 im deutschen Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden war. Knapp 800.000 Nutzer folgen dem Projekt bereits.

"Evas Story" erscheint seit Mittwoch im stündlichen Takt in kurzen Videos in englischer Sprache auf Instagram. Zum Holocaust-Gedenktag in Israel am Donnerstag soll dies an das Leben von Eva Heyman erinnern - und an die rund sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden. Das ungewöhnliche Projekt stößt auf weltweites Interesse. Am Donnerstag hatte der Account schon mehr als 780.000 Follower.

Initiator und Regisseur ist der israelische Geschäftsmann Matti Kochavi, der nach Medienberichten mehrere Millionen Schekel investiert hat. "Evas Story" basiert auf dem Tagebuch des jungen Mädchens, das die letzten Monate seines Lebens schildert, und stellt die Frage: "Was, wenn ein Mädchen im Holocaust Instagram gehabt hätte?"

Tagebucheinträge als Instagram-Story

Die Story wird chronologisch anhand von Evas Tagebucheinträgen erzählt. Sie zeigt den Weg vom glücklichen Leben eines Teenagers mit ihren Freundinnen und ihrer ersten Liebe, bis hin zur Konfrontation mit gesellschaftlichem Antisemitismus, ersten Deportationen von Freunden und Verwandten in Ghettos und letztlich zur eigenen Deportation. Trotz schrecklicher Erlebnisse verliert Eva nie ihren Optimismus und hofft bis zuletzt, dass die Russen sie befreien und vor den Nazis schützen werden. Die Art der Dokumentation – Storys, die auf einzelnen Einträgen basieren – gibt besonders jungen Zuschauern einen intimen Einblick in Evas Leben.

Eva wird nach Auschwitz deportiert

Eva Heyman war 13 Jahre alt, als sie begann, ihr Tagebuch zu führen - schrieb dieses aber nur einige Monate bis zu ihrer Deportation im Mai 1944 nach Auschwitz, wo sie im Oktober ermordet wurde. Das Mädchen wird von der Schauspielerin Mia Quiney dargestellt.

An der Einfahrt nach Tel Aviv werben riesige Plakate für das Projekt. Die verschiedenen Videos wurden unter anderem im ukrainischen Lwiw aufgenommen. Für die Story wurde etwa eine Szene mit der Ankunft von mehr als 40 deutschen Panzern gefilmt, die Eva in ihrer Heimatstadt miterlebt hatte.

Projekt will junge Menschen erreichen

Ziel des Projekts ist es, auch jüngeren Menschen einen besseren Zugang zur Geschichte des Holocaust zu verschaffen. Eine junge Israelin sagte dem israelischen Fernsehen nach dem Start des Projekts, die Storys hätten sie persönlich berührt. "Ich habe das Gefühl bekommen, als sei Eva meine Freundin."

Initiator Kochavi erklärt seine Entscheidung für diese Plattform mit dem aktuellen Trend junger Nutzer zu sozialen Medien. "Die Jugend ist heute auf Instagram, während die Jugend zu meiner Zeit Zeitungen las und Fernsehen schaute", sagte er dem israelischen Fernsehen.

"Im digitalen Zeitalter, in dem die Aufmerksamkeitsspanne kurz und das Bedürfnis nach Nervenkitzel hoch ist, ist es extrem wichtig, neue Modelle der Zeugenaussagen und Erinnerung zu finden - auch angesichts der sinkenden Zahl von Holocaust-Überlebenden", sagte Kochavi. In sozialen Medien sind die Reaktionen aber gemischt. Neben Lob gibt es auch Kritik, die Webserie behandele das Thema Holocaust zu oberflächlich.

Nach Meinung der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist die Nutzung sozialer Medien für das Holocaust-Gedenken aber "legitim und effektiv".

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Brutaler Vorfall in Magdeburg - Keiner half bei Prügelattacke in Tram: Warum schloss Fahrer Angreifer mit Opfer ein?

Brutaler Vorfall in Magdeburg: Keiner half bei Prügelattacke in Tram: Warum schloss Fahrer Angreifer mit Opfer ein?

    Nach der brutalen Prügel-Attacke eines Mannes in einer Straßenbahn gegen eine Schülerin und einen Studenten gibt es viele Ungereimtheiten. Warum half niemand den Attackierten? Warum wurde der Schläger mit dem Studenten minutenlang allein in der Bahn eingesperrt? Die Magdeburger Verkehrsbetriebe schweigen zu wichtigen Fragen. Auch die Polizei steht in der Kritik.

    Eine 18-jährige Schülerin erleidet eine Nasenfraktur und einen Bruch des linken Augenhöhlenrings, ein 28-jähriger Student drei Platzwunden am Kopf und einen Bruch der Vorderwand der Stirnhöhle, der mit einer Titanplatte geflickt werden musste. So lautet die haarsträubende Bilanz eines völlig grundlosen Angriffs eines 34 Jahren alten Mannes auf zwei Fahrgäste einer Magdeburger Straßenbahn am Gründonnerstag.

    Problem 1: Keiner half den beiden Opfern direkt

    Bei dem Schläger handelt es sich um einen Mann aus Syrien. Er hat allein agiert. Nach Angaben des 28-jährigen Studenten sei die Straßenbahn „ziemlich voll“ gewesen. Als er den Aggressor mit den Worten „Geht’s noch?“ zur Rede gestellt habe, nachdem der die Schülerin attackiert hatte, habe er unvermittelt einen Schlag ins Gesicht bekommen, sagte er der „Magdeburger Volksstimme“. Die Schülerin konnte sich beim Halten der Straßenbahn vor dem Landgericht nach draußen retten.

    Niemand half den Opfern direkt. Wie viele Insassen im Abteil tatenlos zusahen, sei bislang unklar, sagte der Sprecher der Polizeiinspektion, Frank Küssen, zu FOCUS Online auf Anfrage. Aufschluss könnten die Videoaufzeichnungen aus dem Abteil geben, die nun ausgewertet werden. Es seien jedoch drei Notrufe bei der Polizei zu den Vorfällen eingegangen.

    Problem 2: Fahrpersonal schloss Angreifer mit niedergeschlagenem Studenten allein ein

    Das Fahrpersonal soll nach „unserem Kenntnisstand“ schon „während des Einfahrens in die Haltestelle“ auf den Vorfall aufmerksam gemacht worden sein, teilten die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) FOCUS Online auf Anfrage mit. Dies sei sofort der Leitstelle als Notfall weitergemeldet worden, die wiederum umgehend die Polizei informiert habe, die einen Streifenwagen zum Tatort geschickt hätte. Der „Volksstimme“ hatten die MVB schon zuvor mitgeteilt, dass man „erschüttert“ über den Vorfall sei, „vor allem im Hinblick auf die fehlende Zivilcourage von anderen Mitfahrern“.

    Völlig unklar bleibt, warum das Fahrpersonal den niedergeschlagenen Studenten, der sich mittlerweile offenbar völlig allein mit dem Angreifer im Abteil befand, einsperrte, indem die Türen geschlossen wurden – und damit völlig unkalkulierbaren Gefahren aussetzte. Eine entsprechende Frage ließ eine MVB-Sprecherin gegenüber FOCUS Online unbeantwortet.

    Inzwischen ist klar, dass der Student auch mit Füßen getreten wurde, vielleicht erst, als die beiden eingesperrt waren. Nach Angaben des Studenten sollen „gefühlte zehn Minuten“ vergangen sein, bevor ein Polizist erschien und den Angreifer festnahm.

    Problem 3: Polizei übersieht, dass Angreifer als gefährlicher Schläger einschlägig bekannt ist

    Die Magdeburger Polizei übersieht am Gründonnerstag, dass gegen den 34-jährigen Syrer in Detmold und Lemgo (Nordrhein-Westfalen) bereits in drei Fällen wegen Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung ermittelt wird. Der Mann wurde jedoch lediglich in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen, in der er ohne Haftbefehl nur 24 Stunden festgehalten werden konnte. Er konnte sich dann selbst – auch gegen den Rat der Ärzte – aus der Klinik entlassen, was er auch tat.

    Der Grund dafür war angeblich, dass keine Haftgründe vorgelegen hätten. Was nicht stimmt, wie jetzt rauskommt. Denn die Verletzungen des 28-jährigen Studenten werden von den Ärzten als „potenziell lebensgefährlich“ eingeschätzt. Dies sei das „entscheidende Detail“, wie Polizeisprecher Küssner FOCUS Online erklärt, dass acht Tage nach dem Vorfall gegen den Mehrfachtäter ein Haftbefehl beantragt und kurze Zeit später auch vollstreckt wurde. Obwohl die Ermittlungen in NRW wegen des gleichen Vorwurfs schon hätten ausreichen können.

    Wenn die Familie der Schülerin nicht zufällig einige Tage nach dem Vorfall erfahren hätte, dass der Schläger wieder frei rumläuft und Druck bei den Behörden gemacht hätte, hätten vielleicht noch viel mehr passieren können. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht hat bereits eine Prüfung der Polizeiarbeit angekündigt.

    Im Video: Bürgerdialog in Brandenburg: Angela Merkel verteidigt ihre Flüchtlingspolitik

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    Bis 2060 - Dramatischer Schwund: Mitgliedszahlen der Kirche werden sich halbieren

    Bis 2060: Dramatischer Schwund: Mitgliedszahlen der Kirche werden sich halbieren

    Die großen Kirchen in Deutschland werden 2060 nur noch halb so viele Mitglieder haben wie heute. Auch ihre finanziellen Möglichkeiten werden sich in etwa halbieren.

    Das geht aus einer Studie des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Universität Freiburg hervor, die die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag veröffentlichten.

    Halbierung der Mitglieder bis 2060

    Den Berechnungen zufolge wird die Zahl der Mitglieder von 44,8 Millionen im Jahr 2017 bis 2035 auf 34,8 Millionen zurückgehen (minus 22 Prozent) und bis 2060 auf 22,7 Millionen (minus 49 Prozent). Dabei wird die katholische Kirche (minus 48 Prozent) etwas weniger Mitglieder verlieren als die evangelische (minus 51 Prozent).

    "Die Kirchen wollen die Erkenntnisse der Studie nutzen, um sich langfristig auf Veränderungen einzustellen", betonten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

    Kirche will Arbeit "entsprechend ausrichten"

    "Wir geraten angesichts der Projektion nicht in Panik, sondern werden unsere Arbeit entsprechend ausrichten", ergänzte Marx. Bedford-Strohm erklärte, die Menschen müssten "wieder stärker spüren, welche Kraft von der Botschaft Jesu Christi ausgeht". Ziel sei es, "dass wir als Kirche so einladend und gewinnend sind, dass die Menschen gern bei uns mitmachen wollen".

    Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger rief dazu auf, sich mit der Entwicklung nicht resignierend abzufinden, sondern zu zeigen, dass "Kirche für die Lebensfragen der Menschen relevant ist und bleibt". Es brauche neue, kreative Formen der Seelsorge.

    Bischof: Bindekraft von Institutionen lässt nach

    Aus Sicht des Fuldaer Bischof Michael Gerber muss mitberücksichtigt werden, dass die Bindekraft von Institutionen und Volksparteien allgemein nachlasse. Doch auch wenn es kein "rein kirchenspezifisches" Phänomen sei, müsse man "auf die Herausforderungen des Mitgliederrückgangs ebenso reagieren wie auf den Rückgang des Kirchensteueraufkommens".

    Dresdens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers nannte die Zahlen "nicht völlig überraschend". Der Rückgang tue zwar weh, doch die Kirche habe den Menschen viel zu geben und werde die christliche Botschaft auch weiter in die Gesellschaft tragen.

    Initiative nennt Progose "äußerst alarmierend"

    Die Initiative "Wir sind Kirche" nannte die Prognosen "äußerst alarmierend" und rief die Kirchenleitungen auf, "dem schleichenden Rückgang der Mitgliederzahlen unverzüglich aktiv und positiv entgegenzutreten". Es reiche nicht aus, sich nur langfristig auf Veränderungen einzustellen. Vor allem die römisch-katholische Kirche müsse auch ihre Strukturen verändern.

    Der Projektleiter der Studie, der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, betonte, dass sich weniger als die Hälfte des Mitgliederrückgangs mit dem demografischen Wandel erklären lasse. Einen größeren Einfluss habe das "Tauf- und Austrittsverhalten". Die Kirchen sollten daher ihre Anstrengungen intensivieren "bei der Suche nach Zusammenhängen, die sie beeinflussen können". Die Studie mache aber auch deutlich, "dass die Kirchen gerade in den kommenden zwei Jahrzehnten weiterhin über Ressourcen zur Umgestaltung verfügen. Diese gilt es klug einzusetzen".

    Im Video:  Als Kabarettist von der Abschaffung der Autos spricht, wird Ökonom Sinn wütend

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    Konstanz - Erste deutsche Stadt ruft den Klima-Notstand aus

    Konstanz: Erste deutsche Stadt ruft den Klima-Notstand aus

    Als erste Stadt in Deutschland hat Konstanz den Klimanotstand ausgerufen. Wie ein Sprecher der Schüler-Bewegung "Fridays for Future" Konstanz am Donnerstagabend mitteilte, fasste der Gemeinderat auf deren Initiative hin dazu einen einstimmigen Beschluss. Die Stadt Konstanz stellt damit alle Entscheidungen unter einen Klima-Vorbehalt.

    Wie die Stadt im Internetdienst Twitter mitteilte, wurde die Stadtverwaltung beauftragt, zusätzliche Maßnahmen zur Umsetzung des Beschlusses auszuarbeiten. Sie soll nach Angaben von "Fridays for Future" auch künftig einen jährlichen Report über den Fortschritt bei der Vermeidung von CO2-Emissionen herausgeben.

    Nach diesem Muster hatten zuvor bereits die Städte Vancouver, Oakland, London und Basel den Klimanotstand beschlossen. Die seit Monaten andauernden Schülerdemonstrationen von "Fridays for Future" können damit in Deutschland einen wichtigen politischen Erfolg verbuchen. "Die Ausrufung des Klimanotstandes durch den Konstanzer Gemeinderat ist ein wichtiges Zeichen für ganz Deutschland", erklärten die Organisatoren in der baden-württembergischen Stadt.

    Im Video: Über 100 Sportwagen rasen mit 250 km/h über die A20 – Polizei greift durch

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    Empörung nach Demo - Uniformierte Neonazis marschieren in Sachsen auf: Warum ließ die Polizei das zu?

    Empörung nach Demo: Uniformierte Neonazis marschieren in Sachsen auf: Warum ließ die Polizei das zu?

    Einheitliche T-Shirts, Fahnen und Trommeln: Hätte die Polizei den Aufmarsch einer rechtsextremen Partei in Plauen am 1. Mai auflösen können? Ganz so einfach ist es nicht. Nach Einschätzung von Experten hätte die Polizei aber eingreifen können. Nun hagelt es Kritik.

    Nach einem Marsch gleich gekleideter Rechtsextremisten mit Trommeln und Fahnen durch Plauen stehen die sächsische Landesregierung und der Landkreis als Versammlungsbehörde in der Kritik. Grüne und Linke in Sachsen forderten Aufklärung, warum die Demonstration nicht unterbunden wurde.

    Auch SPD und Zentralrat der Juden kritisierten die Genehmigung der Versammlung der rechtsextremen Kleinstpartei Der Dritte Weg am 1. Mai. Die meisten Teilnehmer hatten beige T-Shirts mit dem Aufdruck „National revolutionär sozialistisch“ getragen, auch Signalfackeln waren zum Einsatz gekommen. Das Landratsamt hatte das erlaubt.

    Der Zentralrat der Juden ist sauer

    Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich empört. „Wenn es die sächsische Landesregierung mit der Bekämpfung des Rechtsextremismus ernst meint, darf sie solche Demos nicht zulassen“, sagte Präsident Josef Schuster am Donnerstag.

    Die jüdische Gemeinschaft erwarte von den zuständigen Behörden und der Landesregierung entschlossenes Handeln und sichtbare Konsequenzen. Der Aufmarsch habe ausgerechnet am Vorabend des jüdischen Shoa-Gedenktages stattgefunden und lasse Erinnerungen an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte wach werden.

    „Aufmärsche im SA-Stil dürfen und werden wir nicht dulden“

    Der SPD-Vizefraktionschef im Landtag, Henning Homann, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Aufmärsche im SA-Stil dürfen und werden wir nicht dulden.“ Der Vogtlandkreis war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

    Das sächsische Versammlungsgesetz verbietet es, „öffentlich oder in einer Versammlung Uniformen, Uniformteile oder gleichartige Kleidungsstücke als Ausdruck einer gemeinsamen politischen Gesinnung zu tragen“, wenn dies einschüchternd wirken kann. Hätte die Polizei einen Verstoß festgestellt, hätte sie die Versammlung auflösen können und gegen einzelne Teilnehmer Anzeige erstatten müssen.

    Polizei: Kein Verstoß gegen Uniformierungsverbot

    Am Donnerstag schrieb Sachsens Polizei auf Twitter, dass es sich bei den T-Shirts nach ihrer Einschätzung nicht um gleichartige Kleidung gehandelt habe, da „keine Anlehnung an aktuelle oder historische Uniformen ersichtlich war“. Daher habe es keinen Verstoß gegen das Uniformierungsverbot gegeben.

    In anderen Fällen war das Tragen von Bomberjacken und Springerstiefeln bei Versammlungen als Verstoß gegen das Uniformverbot gewertet worden.

    Staatsrechtler: Polizei hätte einschreiten können

    Sachsens Grüne und Linke verlangten Aufklärung. Es sei mehr als offensichtlich, dass Der Dritte Weg zurück ins „Dritte Reich“ führen solle, erklärte unter anderem Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt.

    Nach Einschätzung des Staatsrechtlers Christoph Degenhart von der Universität Leipzig hätte die Polizei bei dem Aufmarsch einschreiten können, aber nicht müssen. Entscheidend für ein Uniformverbot sei, ob der Auftritt auf die Einsatzkräfte einschüchternd gewirkt habe, sagte der Jurist der dpa.

    Die Polizei habe offensichtlich aber keine derartige einschüchternde Wirkung gesehen. „Ihre Einschätzung ist vertretbar, auch wenn ein Einschreiten durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte.“ In Zusammenschau mit den Fahnen sowie dem T-Shirt-Aufdruck wäre diese Annahme vertretbar gewesen.

    Im Video: Als Kabarettist von der Abschaffung der Autos spricht, wird Ökonom Sinn wütend

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    - Zensur im Netz: Russland folgt Chinas Beispiel

    Zensur im Netz: Russland folgt Chinas Beispiel
    Russland schottet sich virtuell ab. Mit einem neuen Gesetz verabschiedet sich Moskau vom globalen Internet und bereitet den Weg für ein internes, leichter kontrollierbares Intranet. Das Land ist kein Einzelfall.

    Russland, China, Iran, Vietnam, Kuba, Nordkorea: Die Liste an Ländern, in denen das Internet teilweise oder sogar komplett beschnitten wird, ist lang. "Regierungen auf der ganzen Welt versuchen, mehr und mehr Kontrolle darüber zu gewinnen, was im Internet passiert", sagt der niederländische Datenschutzexperte Joris van Hoboken. Das hänge auch mit dem Anstieg autokratischer Systeme zusammen. Das jüngste Beispiel für einen Vorstoß, der in Richtung eigenes Intranet gehen könnte, ist Russland. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete am Mittwoch in Moskau ein Gesetz, durch das ein eigenständiges russisches Internet entstehen soll.

    Der russische Internetverkehr soll demnach künftig über Server im eigenen Land gelenkt werden. Russische Internetdienstleister müssten dann sicherstellen, dass sie den Verkehr innerhalb ihrer Netze zentral kontrollieren können. Das Gesetz soll zum 1. November in Kraft treten.

    Moskau schielt nach Peking

    Die russischen Internetdienstleister sollen angeblich potentielle Bedrohungen identifizieren und bekämpfen können. "Russland hat damit den rechtlichen Rahmen geschaffen, Teile des Internets stillzulegen und stärker die Art des Internets zu kontrollieren, die Russen im Land wahrnehmen können", sagt van Hoboken.

    Russland hat dabei ein sehr "erfolgreiches" Vorbild: China. Das asiatische Land entwickelt sei Jahrzehnten ein komplexes System der Internetzensur. Der "Freedom on the Net"-Bericht vom Oktober 2018 der Nichtregierungsorganisation "Freedom House" beschreibt China als "das Land, das 2018 die Freiheit im Internet am meisten missbraucht hat". Im Land gibt es eigene Plattformen, die Youtube, Whatsapp und Twitter ähneln, auf denen aber kritische Inhalte gesperrt sind.

    Junge Chinesen, die nie im Ausland waren, kennen große amerikanische Plattformen nur vom hören sagen. Damit kann die kommunistische Partei sehr genau kontrollieren, welche Informationen Chinesen erhalten. Eigene Firmen halten sich eher an die Gesetze und Vorgaben, als international agierende Plattformen.

    Die Internetzensur hat aber auch wirtschaftliche Gründe, meint van Hoboken. "Gerade eine Wirtschaftsmacht wie China hat ein großes Interesse daran, eigene Industrien zu stärken. Beispielsweise die chinesische Suchmaschine Baidu ist eine sehr erfolgreiche Techfirma." Restriktive Maßnahmen im Internet müssten also nicht nur politische Gründe haben.

    Extremfall Nordkorea

    Weltweit hat sich die Regulierung des Internets verstärkt. Der "Freedom on the Net"-Bericht ergab, dass 2018 die weltweite Freiheit des Internets im achten Jahr in Folge abgenommen hat. Einige Länder, wie China und Russland, setzen auf ein eigenes Intranet. In Nordkorea ist die Abschottung extrem. Das Internet umfasst nur einige wenige nordkoreanische Webseiten.

    Die meisten Angriffe auf die Freiheit im Netz dienten allerdings dazu, punktuell Inhalte zu regulieren, meint Experte van Hoboken. Das könnten politische Botschaften sein, aber auch sinnvolle Regularien zum Schutz von Kindern. Bedenklich seien Eingriffe, so van Hoboken, die eine Infrastruktur offenbarten, die in der Lage sei, das ganze Netz zeitweise abzuschalten.

    Das bestätigt auch der "Freedom on the Net"-Bericht. In fast der Hälfte der Länder, in denen Netzfreiheit sank, standen die Eingriffe im Zusammenhang mit Wahlen. Auch politische Instabilität wird als Grund genutzt, Inhalte im Internet zu kontrollieren. In Sri Lanka wurden nach den Terroranschlägen zeitweise soziale Medien abgeschaltet, um zu verhindern, dass sich Gerüchte verbreiten können.

    Streit um "Uploadfilter"

    Nicht nur autokratische Staaten beschneiden Freiheiten im Internet. Auch demokratische Staaten sind nicht vor Eingriffen gegen die Freiheit im Netz gefeit. In Deutschland sorgt zum Beispiel das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz für Diskussionen, das Plattformen in die Pflicht nimmt, Hassbotschaften zu löschen.

    Auch der Uploadfilter der Europäischen Union ist umstritten. "Regelungen im Netz müssen gut austariert sein zwischen Sicherheit, Freiheit und Datenschutz", meint die Sprecherin für Netzpolitik der deutschen Partei "Bündnis 90/Die Grünen" Tabea Rößner. "Aber es braucht Regeln im Netz. Strafbare Handlungen müssen verfolgt werden."

    Um Einschränkungen im Netz zu umgehen, hat die Organisation "Reporter ohne Grenzen" 2015 die Aktion #CollateralFreedom ins Leben gerufen. So werden jedes Jahr am "Welttags der Internetzensur" (12. März) zensierte Webseiten zugänglich gemacht. In diesem Jahr gelang dies bei drei Plattformen in Saudi-Arabien, Pakistan und China.

    Grünen-Politikerin Tabea Rößner sieht trotz steigender Kontrolle und Regularien im Netz auch Grund zur Hoffnung: "Es wird immer kundige und pfiffige Menschen geben, die ihren Weg finden, die Kontrollen im Netz zu umgehen." Leicht wird das nicht: Gerade in autokratische Systemen wird das Informationsnetz immer engmaschiger.

    Autor: Lisa Hänel

    *Der Beitrag "Zensur im Netz: Russland folgt Chinas Beispiel" stammt von Deutsche Welle. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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    - Sierens China: Schweinisch vernetzt

    Sierens China: Schweinisch vernetzt
    Die Afrikanische Schweinepest macht beispielhaft deutlich, wieviel in Deutschland inzwischen von China abhängt. Denn wenn chinesische Schweinebauern ihre Tiere töten müssen, hat das Folgen weltweit, meint Frank Sieren.

    Wenn in China ein Sack Reis umfällt, so das Sprichwort, muss es uns nicht interessieren. Tatsächlich haben Ereignisse in China längst einen größeren Einfluss auf den Alltag in Deutschland, als wir es gerne hätten.

    Jüngstes Beispiel ist der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in China, wegen der seit August 2018 über eine Millionen Schweine vorzeitig getötet werden mussten. Schätzungen zufolge könnte sich die Zahl der gekeulten Tiere auf bis zu 200 Millionen erhöhen - das wäre ein Bestandsrückgang dreimal größer als die gesamte Schlachtschwein-Population der USA. Die Folgen gehen schon jetzt weit über China hinaus: Selbst in Deutschland kletterte der Erzeugerpreis für Schweinefleisch seit Jahresbeginn um knapp ein Drittel. Für große Schlachtunternehmen, die eine Exportlizenz nach China haben, ist das zunächst profitabel. Schlecht ist das jedoch für die vielen mittelständischen Fleischverarbeiter. Sie zahlen wegen China nun drauf. Die steigenden Preise betreffen jedoch nicht nur Schweinefleisch, da die Chinesen ihre Versorgungslücken auch mit Huhn und Rind füllen werden. Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig. Denn die Chinesen konsumieren mehr Schweinefleisch als jedes andere Land der Erde: jährlich um die 55 Millionen Tonnen.

    Der weltweit größte Markt für Schweine

    Gleichzeitig ist China der weltweit größte Schweineproduzent und auch der größte Importeur. Wegen der Schweinepest fehlen dem Land dieses Jahr rund vier Millionen Tonnen, um seinen Bedarf zu decken. China muss deshalb 60 Prozent mehr Schweinefleisch importieren als im vergangenen Jahr. Das freut neben den deutschen Schweinezüchtern auch die in Brasilien, Dänemark, Spanien, den Niederlanden und sogar die in den USA, obwohl dort wegen des Handelsstreits höhere Zölle gelten. Anfang April haben sich die Verkäufe von Schweinefleisch aus den USA nach China verdreifacht. Was nach einem Etappensieg für Donald Trump aussieht, ist jedoch am Ende ein Nullsummenspiel. Weniger Schweine bedeuten auch weniger Bedarf an Tierfutter. China war bislang der größte Importeur von Soja. Die Exporte von US-Sojabohnen werden im kommenden Jahr erheblich geringer ausfallen, egal ob es vorher zu einer Einigung im Handelsstreit kommt oder nicht. Das Soja-Geschäft ist ein wichtiger Markt für die Amerikaner.

    Das Problem ist nicht neu. China hat in den vergangenen elf Jahren bereits drei Schweine-Epidemien erlebt. Schon 2007 forderte der damalige Premierminister Wen Jiabao "unverzügliche Marktjustierungen". Im selben Jahr legte die Regierung in landesweiten Kühlhäusern "strategische Schweinefleisch-Reserven" an, um die Preise stabil zu halten. Dieses Mal ist die Lage jedoch ernster: Das chinesische Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Preise für Schweine im zweiten Halbjahr um bis zu 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen werden - Rekordniveau! Das treibt wiederum die Inflation nach oben. Und eine hohe Inflation kann Unmut in der Bevölkerung auslösen. Der Wert der chinesischen Einkommen sinkt.

    An dieser Stelle kommt der Yuan ins Spiel: Je stärker der Yuan ist, desto weniger schlagen die Importpreise auf die Kunden durch und desto weniger heizen sie die Inflation an. Peking muss den starken Yuan allerdings auch gegen die Interessen der Exporteure austarieren. Auch bei ihnen geht es um Arbeitsplätze. Das alles ist nicht einfach. Die soziale Stabilität muss neu austariert werden. Einkommensschwache Bürger müssen unterstützt, die Schweinezüchter subventioniert werden - nicht zuletzt auch dies um Arbeitsplätze zu sichern. In allen Fällen gilt: Je stärker der Yuan, desto weniger Subventionen sind nötig. Die soziale Stabilität Chinas ist auch für Deutschland wichtig. Denn China ist einer unserer größten Handelspartner.

    Hoffen auf mehr vegane Chinesen

    Auch mit einer Einigung im Handelsstreit könnte China die Belastungen durch die Schweinepest etwas dämpfen. Bis sich die Population auf Vor-Seuchen-Niveau eingependelt hat, könne es jedoch gute drei Jahre dauern, zumal die Seuche mittlerweile in allen chinesischen Provinzen aufgetreten ist. Peking hat präventiv Seuchen-Tests für alle Züchter angeordnet.

    Weitsichtig wirbt Peking in der Bevölkerung seit Jahren für weniger Fleischverzehr. Doch dafür ist der chinesische Wohlstand noch zu jung. Das Fleischgericht ist ein Statussymbol. Einen Vegan-Trend wie im Westen, der Tierwohl, Gesundheit und Klimaschutz propagiert, gibt es in China deshalb noch nicht. Das würde die Fleischpreise entlasten und damit der deutschen fleischverarbeitenden Industrie Luft schaffen. Nicht nur für die deutschen Wurst- und Fleischliebhaber wird deswegen die Frage immer wichtiger, ob und wie schnell die Chinesen veganer leben. In diesen Tagen ist die Inflation in Deutschland auf zwei Prozent angestiegen. Die "Chinesische Schweinepest" ist mächtig genug, sie weiter anzuheizen.

    Unser Kolumnist Frank Sieren lebt seit über zwanzig Jahren in Peking.

    Autor: Frank Sieren

    *Der Beitrag "Sierens China: Schweinisch vernetzt" stammt von Deutsche Welle. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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    - In den Mühlen des britischen Asylsystems

    In den Mühlen des britischen Asylsystems
    Die Einwanderungspolitik Großbritanniens steht in der Kritik - speziell der Umgang mit Asylbewerbern. Marianna Karakoulaki berichtet aus London über einen besonders gravierenden Fall.

    Als Annie* im Jahr 2004 in Großbritannien ankam, hatte sie keine Ahnung, wo sie gelandet war. Sie wurde von einer Frau, die versprochen hatte, sie in Sicherheit zu bringen, ins Land geschleust. Annies Schleuserin zwang sie jedoch, als Prostituierte zu arbeiten. "Ich konnte mich niemandem anvertrauen. Mir wurde gedroht, dass ich in mein Land zurückgeschickt werde", sagt sie der DW. In ihre westafrikanische Heimat zurückzukehren war für sie allerdings keine Option. Annies einzige Erinnerungen daran sind leidvoll. Annie ist lesbisch. Im Alter von 16 Jahren wurde sie gezwungen, einen 40-jährigen Mann zu heiraten, der sie verprügelt und vergewaltigt hat. Als sie mit Zwillingen schwanger wurde, ließ ihr Mann eine Zwangsabtreibung vornehmen. Als sie sich jemandem anvertraute, der versprochen hatte, ihr zu helfen, wurde sie gezwungen, als Sex-Sklavin zu arbeiten. Und als sie sich einer Frau anvertraute, die versprochen hatte, sie aus ihrem Elend zu befreien, wurde sie nach Großbritannien gebracht, wo ein neuer Missbrauchszyklus begann.

    Keine Unterstützung

    Schließlich gelang es Annie, aus dem Haus ihrer Schleuserin zu fliehen. Sie begann eine schwierige Beziehung mit einer Frau, die versprochen hatte, sie für eine Weile aufzunehmen. Mit Hilfe dieser Frau fand sie eine Anstellung. Allerdings hatte sie bis dahin keinen Asylantrag gestellt. Sie hatte zu viel Angst und wusste nicht, wo sie Hilfe suchen sollte.

    Eines Tages kam die Polizei in das Geschäft, in dem sie arbeitete, und stellte fest, dass sie keine Papiere hatte. "Ich war blind und naiv. Ich wusste nicht, wie ich Asyl beantragen sollte. Ich wusste nicht, wie ich mein Leben in diesem Land beginnen sollte. Ich fiel in die Hände der falschen Leute und hatte keine Wahl. Ich hatte niemanden, der mich unterstützte", sagt sie.

    Ein Zyklus institutionellen Missbrauchs

    Annie stellte ihren ersten Asylantrag im Februar 2010 während sie zur Identifizierung im Gefängnis war - sechs Jahre nach ihrer Ankunft in Großbritannien. Ein neuer Missbrauchszyklus stand kurz bevor - diesmal institutioneller Missbrauch. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis wurde sie zum ersten Mal in das berüchtigte Rückführungszentrum Yarl's Wood im Osten der Grafschaft Bedfordshire gebracht. Drei Wochen später wurde sie in eine Stadt in Wales verlegt, wo sie mit acht Frauen verschiedener Nationalitäten in einem Raum untergebracht war. "Mein Asylantrag wurde abgelehnt, aber das Innenministerium ließ Berufung zu", sagt sie.

    Ihre Berufung wurde abgewiesen. Danach wurde sie aus dem Haus geworfen, in dem sie sich aufhielt, und war obdachlos. Sie traf eine Frau aus dem Kongo, die sie weinen sah. Diese Frau wusste, was Annie durchmachte, da sie selbst einmal Asylbewerberin gewesen war. Sie ließ Annie für ein paar Tage in ihrem Haus bleiben und stellte einen Kontrakt zu der in London ansässigen Wohltätigkeitsorganisation "Notre Dame" her. Die bezahlte ihren Umzug nach London und half ihr bei einem neuen Verfahren.

    Während des Berufungsverfahrens stellte sich heraus, dass das Innenministerium Annies Dokumente verloren hatte (das Innenministerium lehnte gegenüber der DW eine Stellungnahme dazu ab). Als sie schließlich drei Jahre später wiedergefunden wurden, konnte sie den Berufungsprozess fortsetzen.

    Die Probleme gingen weiter

    Als Annie eines Tages eine Freundin besuchte, die grade Mutter geworden war, überprüften Beamte des Innenministeriums zufällig das Wohnhaus ihrer Freundin und stellten fest, dass Annie keinen Ausweis hatte. "15 Sicherheitskräfte kamen, 15 Männer für eine Frau. Als ich plötzlich meine Menstruation bekam, sagten sie: 'Geh duschen'. Ich sagte ihnen: 'Ich kann nicht vor Ihnen duschen.' Ich sagte ihnen 'Was ist mit meiner Würde? Sie möchten, dass ich vor Ihnen dusche? Wenn Sie mich töten wollen, töten sie mich. Ich bin bereit zu sterben, aber ich tue das nicht.'", erinnert sie sich.

    Nach diesem Vorfall wurde sie erneut nach Yarl's Wood geschickt. Sie beschrieb ihren zweiten Aufenthalt dort als eine der schlimmsten Erfahrungen in ihrem Leben.

    "Ich war drei Monate lang dort. Mein psychischer Zustand verschlechterte sich. Sie überwachten mich wegen Selbstmordgefahr. Ich habe den ganzen Tag geweint. Was habe ich getan, um das zu verdienen?"

    Unbefristete Inhaftierung

    Ein vor kurzem veröffentlichter Bericht des "Gemeinsamen Ausschusses für Menschenrechte" kritisiert die Inhaftierungspolitik Großbritanniens und insbesondere die unbefristete Inhaftierung von Asylbewerbern ohne ihnen mitzuteilen, wann sie freigelassen werden. Laut Statistiken des britischen Innenministeriums wurden 2018 24.748 Personen unter dem Einwanderungsgesetz inhaftiert. 12.637 von ihnen hatten Asyl beantragt und wurden ungeachtet ihres Asylstatus inhaftiert. Von den Inhaftierten waren 3.641 Frauen. Yarl's Wood, wo hauptsächlich Frauen und Familien inhaftiert sind, ist eines von zehn Rückführungszentren in Großbritannien.

    Ein im November 2017 veröffentlichter Bericht der in London ansässigen Hilfsorganisation "Frauen für weibliche Flüchtlinge" zeigt die heftigen Auswirkungen der Einwanderungs- und Inhaftierungspolitik des Landes auf schutzbedürftige Frauen, einschließlich Überlebender von Folter, sexuellem Missbrauch und Gewalt. Laut Natasha Walter, der Direktorin der Hilfsorganisation, hat die Einwanderungs- und Inhaftierungspolitik des Landes gravierende Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit der Frauen.

    "Bei den Frauen, mit denen wir zusammenarbeiten, wurden einige für einen Monat, einige für zwei Monate eingesperrt - und wir haben Frauen getroffen, die seit Jahren inhaftiert sind. Die einzigen Frauen, für die eine Zeitbegrenzung besteht, sind schwangere Frauen und das ist ein Ergebnis unserer Kampagne ", so Walter im Gespräch mit der DW.

    Die Ungewissheit geht weiter

    Annie beantragte 2017 erneut Asyl aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Denn Homosexualität ist in ihrem Heimatland illegal und ihr drohen jahrelange Haft und Misshandlung aus ihrem Umfeld. Doch ihr Antrag wurde erneut abgelehnt. "Ich habe in meinem Schreiben alles über meine sexuelle Orientierung erklärt. Sie haben mich nicht gebeten, sie zu beweisen. Jedoch teilte das Innenministerium im Ablehnungsschreiben mit, dass ich nicht genügend Beweise vorgelegt habe, beispielsweise Fotos von mir in lesbischen Clubs in London." Annie hat erneut Berufung eingelegt. Neun Jahre nach ihrer ersten Bewerbung lebt sie immer noch in Ungewissheit.

    * Name und einige Details wurden geändert, um Annies Identität zu schützen.

    Autor: Marianna Karakoulaki (MM)

    *Der Beitrag "In den Mühlen des britischen Asylsystems" stammt von Deutsche Welle. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

    Deutsche Welle
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    Deals vor Gericht - Großer Drogen-Prozess in Hamburg beginnt - die Anwälte attackieren den Richter

    Deals vor Gericht: Großer Drogen-Prozess in Hamburg beginnt - die Anwälte attackieren den Richter

      Die Verteidiger decken den Vorsitzenden Richter der 27. Großen Strafkammer des Hamburger Landgerichts zu Beginn des Prozesses gegen einen mutmaßlichen Drogenring mit Befangenheits-Anträgen ein. Hat der Richter eine Angeklagte in U-Haft nehmen lassen, um sie zum Reden zu bringen? Hat er ihr Freiheit versprochen, wenn sie umfassend auspackt? Und: Hat er das zu verheimlichen versucht?

      Draußen an der Fassade des Landgerichts Hamburg kämpfen Arbeiter mit den Spuren eines Farbbeutel-Anschlags auf das Gericht, drinnen im Gebäude ist alles blitzblank poliert. Im Saal 237 soll um 9 Uhr ein Mammut-Prozess beginnen, allein bis Weihnachten sind 40 Verhandlungstage terminiert.

      Saal 237 - ein Hochsicherheitssaal: Die sechs Angeklagten (vier Männer, zwei Frauen) sitzen hinter Sicherheitsglas, an der Decke hängt ein Fang-Netz wie im Fußballstadion. Die Plätze im Zuhörerraum erinnern an Kirchenbänke. Aber hier wird nicht gesungen, zumindest heute nicht. 

      Im Publikum: Familie und Freundinnen, die Basecap- Fraktion. Die Mützen müssen sie abnehmen, Jogginghosen sind nicht verboten. Man hat sich länger nicht gesehen, Kusshändchen fliegen, Tränchen kullern. Wer Lippen lesen kann, liest mit: ICH. LIEBE. DICH.

      Kiloweise Cannabis und Pistolen mit Schalldämpfern

      Fünf der sechs Angeklagten sitzen seit Monaten in Untersuchungshaft, schweigen eisern. Nur eine junge Ukrainerin ist auf freiem Fuß, und genau darum geht es an diesem Donnerstag. 

      Laut Anklage haben die vier Männer (19 bis 27 Jahren, geboren in Deutschland) 2018 mehrere Dutzend Kilogramm Cannabis aus Spanien nach Hamburg geschmuggelt – per Post, mit dem Paketdienst DPD. 

      In den Wohnungen der beiden angeklagten Frauen, einer Deutschen (43) und der Ukrainerin, kamen die Pakete an (mal fünf Kilogramm, mal sieben, mal zehn, auch mal über zehn), der Stoff wurde dort zerlegt und portioniert. Straßenverkaufspreis: 5 Euro bis 5,80 Euro. Das macht bei einer Zehn-Kilo-Lieferung satte 50.000 Euro. 

      Der Hauptangeklagte (25) aus Hamburg soll sich außerdem illegal zwei halbautomatische Pistolen vom Typ Walther.22 mit Schalldämpfer und Munition sowie Sprengpatronen angeschafft haben. Und auch mit Kokain (50 Euro pro Gramm) gedealt haben.

      Ein Angebot, das die Frau nicht ausschlagen wollte

      Seit der Dealer-Ring im Herbst 2018 aufflog, sitzen die Männer in U-Haft und sagen nichts zu den  Vorwürfen. 

      Die Ukrainerin blieb zunächst frei, wollte auch nicht mit den Ermittlern reden – und kam nach einigen  Monaten auch in U-Haft (wie die 43-jährige Deutsche). 

      GERICHTSREPORT: EIN JAHR IN DEUTSCHLANDS GERICHTEN

      Wie sieht der Alltag in Deutschlands Justiz wirklich aus? Was läuft nicht rund? Wie geht es besser? FOCUS Online ist 2019 in Gerichten unterwegs: Dort, wo normale Menschen um ihr Recht kämpfen. Wo spektakuläre Prozesse laufen. Wo Deutschland sein Versprechen einlösen muss, ein Rechtsstaat zu sein. Unsere Reporter sprechen mit Richtern, Staatsanwälten, Angeklagten, Opfern und Zeugen.

      In unserem Justiz-ABC erklären wir die wichtigsten Begriffe aus der Justiz. Und hier finden Sie alle Artikel des Gerichtsreports.

      Schildern auch Sie uns, was Sie im Umgang mit Staatsanwälten oder Richtern erlebt haben. Vielleicht entsteht daraus eine Geschichte. Mailen Sie uns an: mein-fall@focus.de.

      Und dann machte der Vorsitzende Richter Dr. Halbach, so die Verteidigung zu Prozessbeginn, der Anwältin der inhaftierten Ukrainerin Ende März telefonisch das Angebot („Wer zuerst mahlt, kriegt den größten Bonus“), sie komme auf freien Fuß und könne in einem abgetrennten Verfahren mit einer Bewährungsstrafe rechnen – wenn sie über den Dealerring auspacke.

      Verteidiger werfen Richter Befangenheit vor

      Wie auch immer das Ergebnis war, zu Prozessbeginn ist die junge Ukrainerin frei, und die fünf anderen sitzen. Dafür sieht sich das Gericht jetzt Befangenheitsanträgen gegenüber. 

      Deals vor Gericht

      Die deutsche Strafprozessordnung sieht nach Paragraf 275c die "Verständigung zwischen Gericht und Verfahrensbeteiligten" vor. Der Richter kann dem Angeklagten als Gegenleistung für ein Teil- oder Voll-Geständnis ein geringeres Strafmaß zusichern. Damit solch eine Absprache Bestand hat, müssen sowohl Staatsanwaltschaft als auch der Angeklagte zustimmen. Oft erörtern die Beteiligten bereits vor der Hauptverhandlung diese Möglichkeit, was dann in der Hauptverhandlung zur Sprache gebracht werden muss.

      Der Vorteil: In der Regel spart ein "Deal" dem Gericht größeren Aufwand und damit Kosten, mitunter lässt sich damit auch vermeiden, dass ein Opfer im Prozess aussagen muss und retraumatisiert wird. Der Nachteil: Strafen können relativ milde ausfallen, Nebenkläger und Opfer haben kein Vetorecht. (sk)

      Der Vorsitzende Richter will wissen, ob die Verteidiger denn jetzt bereit zu „Verständigungsgesprächen“ sind, heißt, ob die Angeklagten zu (Teil-)Geständnissen bereit wären – gegen einen deutlichen Strafrabatt.

      Gerade jetzt wollen die Verteidiger nicht – der Vorsitzende Richter sei „inhabil“ - verdächtig.

      Ist Dr. Halbach überhaupt noch ein Verhandlungspartner? Oder ist der tatsächlich befangen? Hat er eine Angeklagte bevorzugt, weil er ohnehin von der Schuld der Bande überzeugt ist? 

      Der Prozess steht auf der Kippe. Alles scheint möglich.

      Die Anwälte sind am Nachmittag gut gelaunt. Der Tag ist gut gelaufen. Das Gericht muss jetzt über die Befangenheitsanträge beraten und entscheiden.

      Im Video: Aldi-Mitarbeiter finden in Bananenkisten halbe Tonne Kokain

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      Zum 1. Mai - Hätte Polizei eingreifen müssen? Heftige Kritik nach Neonazi-Aufmarsch in Plauen

      Zum 1. Mai: Hätte Polizei eingreifen müssen? Heftige Kritik nach Neonazi-Aufmarsch in Plauen

      Einheitliche T-Shirts, Fahnen und Trommeln: Hätte die Polizei den Aufmarsch einer rechtsextremen Partei in Plauen am 1. Mai auflösen können?

      Nach einem Marsch gleich gekleideter Rechtsextremisten mit Trommeln und Fahnen durch Plauen stehen die sächsische Landesregierung und der Landkreis als Versammlungsbehörde in der Kritik. Grüne und Linke in Sachsen forderten Aufklärung, warum die Demonstration nicht unterbunden wurde.

      Auch SPD und Zentralrat der Juden kritisierten die Genehmigung der Versammlung der rechtsextremen Kleinstpartei Der Dritte Weg am 1. Mai. Die meisten Teilnehmer hatten beige T-Shirts mit dem Aufdruck "National revolutionär sozialistisch" getragen, auch Signalfackeln waren zum Einsatz gekommen. Das Landratsamt hatte das erlaubt.

      Der Zentralrat der Juden ist sauer

      Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich empört. "Wenn es die sächsische Landesregierung mit der Bekämpfung des Rechtsextremismus ernst meint, darf sie solche Demos nicht zulassen", sagte Präsident Josef Schuster am Donnerstag.

      Die jüdische Gemeinschaft erwarte von den zuständigen Behörden und der Landesregierung entschlossenes Handeln und sichtbare Konsequenzen. Der Aufmarsch habe ausgerechnet am Vorabend des jüdischen Shoa-Gedenktages stattgefunden und lasse Erinnerungen an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte wach werden.

      "Aufmärsche im SA-Stil dürfen und werden wir nicht dulden"

      Der SPD-Vizefraktionschef im Landtag, Henning Homann, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Aufmärsche im SA-Stil dürfen und werden wir nicht dulden." Der Vogtlandkreis war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

      Das sächsische Versammlungsgesetz verbietet es, "öffentlich oder in einer Versammlung Uniformen, Uniformteile oder gleichartige Kleidungsstücke als Ausdruck einer gemeinsamen politischen Gesinnung zu tragen", wenn dies einschüchternd wirken kann. Hätte die Polizei einen Verstoß festgestellt, hätte sie die Versammlung auflösen können und gegen einzelne Teilnehmer Anzeige erstatten müssen.

      Polizei: Kein Verstoß gegen Uniformierungsverbot

      Am Donnerstag schrieb Sachsens Polizei auf Twitter, dass es sich bei den T-Shirts nach ihrer Einschätzung nicht um gleichartige Kleidung gehandelt habe, da "keine Anlehnung an aktuelle oder historische Uniformen ersichtlich war". Daher habe es keinen Verstoß gegen das Uniformierungsverbot gegeben.

      In anderen Fällen war das Tragen von Bomberjacken und Springerstiefeln bei Versammlungen als Verstoß gegen das Uniformverbot gewertet worden.

      Staatsrechtler: Polizei hätte einschreiten können

      Sachsens Grüne und Linke verlangten Aufklärung. Es sei mehr als offensichtlich, dass Der Dritte Weg zurück ins "Dritte Reich" führen solle, erklärte unter anderem Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt.

      Nach Einschätzung des Staatsrechtlers Christoph Degenhart von der Universität Leipzig hätte die Polizei bei dem Aufmarsch einschreiten können, aber nicht müssen. Entscheidend für ein Uniformverbot sei, ob der Auftritt auf die Einsatzkräfte einschüchternd gewirkt habe, sagte der Jurist der dpa.

      Die Polizei habe offensichtlich aber keine derartige einschüchternde Wirkung gesehen. "Ihre Einschätzung ist vertretbar, auch wenn ein Einschreiten durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte." In Zusammenschau mit den Fahnen sowie dem T-Shirt-Aufdruck wäre diese Annahme vertretbar gewesen.

      Im Video: Als Kabarettist von der Abschaffung der Autos spricht, wird Ökonom Sinn wütend

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      - Journalisten im Visier rechter Politiker? / Bewährungsprobe für die Pressefreiheit in Österreich

      Journalisten im Visier rechter Politiker? / Bewährungsprobe für die Pressefreiheit in Österreich
      Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Wie fragil es darum bestellt sein kann, zeigt sich in Österreich. Dort fordert die mitregierende rechtspopulistische FPÖ nach einem Interview die Entlassung eines ORF-Moderators. Wie sehen Journalisten den Fall?

      DOMRADIO.DE: Ganz Österreich diskutiert gerade über den Fall des ORF-Moderatoren Armin Wolf. Dieser hatte in der vergangenen Woche den Spitzenkandidaten der rechtspopulistischen FPÖ für die Europawahl, Harald Vilimsky, interviewt. Dabei ging es um rassistische Karikaturen der FPÖ-Nachwuchsorganisation, die in den Augen vieler Parallelen zum Nazi-Hetzblatt "Der Stürmer" aufweisen. Vilimsky drohte noch in der laufenden Sendung – und tags darauf folgten Forderungen aus der FPÖ, Wolf zu entlassen.

      Wie ist denn der Stand der Dinge? Wird Moderator Armin Wolf jetzt der Rücken gestärkt?

      Christoph Wellner (Chefredakteur von Radio Stephansdom in Wien): Ja, ganz eindeutig. Der Chef des österreichischen Rundfunks hat gesagt, er sei immer noch der einzige, der Personalentscheidungen trifft und es gebe überhaupt keinen Grund, irgendetwas am Dienstverhältnis mit Armin Wolf zu ändern.

      Es hat jetzt wieder sehr laute Geräusche seitens der FPÖ gegeben. Aber noch besitzen wir die Pressefreiheit.

      DOMRADIO.DE: Wolf ist kein Einzelfall. Es gab schon häufiger Versuche der FPÖ, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu diskreditieren, oder?

      Wellner: Ja. Das ist offensichtlich Mode bei der FPÖ. Es wird sehr gerne über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geschimpft. Es gehen auch viele davon aus, dass Harald Vilimsky bei diesem Interview von Armin Wolf letzte Woche auf jeden Fall irgendetwas gegen den ORF gesagt hätte – egal wie das Interview verlaufen wäre.

      DOMRADIO.DE: Wie stellt sich denn Kanzler Sebastian Kurz dazu? Markiert er rote Linien oder nimmt er Rücksicht auf seinen Koalitionspartner?

      Wellner: Sowohl als auch. Es gibt immer wieder einzelne Meldungen, wo gesagt wird, dass diese Grenze nicht überschritten werden dürfe oder gewisse Dinge auch explizit als widerlich oder unanständig deklariert werden.

      Aber dennoch herrscht, glaube ich, momentan noch vor, dass man den Koalitionsfrieden wahren möchte.

      DOMRADIO.DE: Welche Folgen haben solche Aktionen auf die Presselandschaft in Österreich? Schüchtert das nicht vielleicht auch Journalisten ein, die sich dann künftig nicht mehr trauen, so genau nachzufragen?

      Wellner: Das glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil. Momentan treiben diese Äußerungen, wie sie da sowohl in der Live-Sendung in "ZIB 2" bei Armin Wolf, wie auch durch den Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrates, Norbert Steger, am nächsten Tag gefallen sind, die Journalisten geradezu an, um sich noch stärker zu positionieren und auf Distanz zur FPÖ zu gehen.

      Sie wollen weiter zeigen, dass es in Österreich weiterhin logischerweise möglich ist, als Journalist unabhängig zu sein.

      DOMRADIO.DE: Sie denken, die Pressefreiheit in Österreich ist dadurch nicht in Gefahr?

      Wellner: Nein, ganz sicher nicht.

      DOMRADIO.DE: Dennoch macht es etwas mit den Journalisten, vielleicht auch unterbewusst, oder?

      Wellner: Das wahrscheinlich schon. Aber es ist seit langer Zeit typisch für die FPÖ, gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auch gegen das, was laut FPÖ-Diktion der sogenannte linke Journalismus ist, zu agieren.

      Ich denke, es ist für einige in dem Fall betroffene Journalisten eine Auszeichnung dazuzugehören und in dieser Weise quasi "abgestempelt" zu sein.

      Das Interview führte Dagmar Peters.

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      - "Im Land können wir gar nichts mehr machen" / Adveniat sind bei Hilfe in Venezuela die Hände gebunden

      "Im Land können wir gar nichts mehr machen" / Adveniat sind bei Hilfe in Venezuela die Hände gebunden
      Das Regime um den bisherigen Präsidenten Nicolas Maduro lässt internationale Hilfslieferungen nicht mehr ins Land. Einzig in den Grenzgebieten könne den Menschen auf der Flucht geholfen werden, erklärt das Hilfswerk Adveniat.

      DOMRADIO.DE: Die humanitäre Lage in Venezuela ist katastrophal. Was können Sie von Venezuela berichten?

      Pater Michael Heinz (Hauptgeschäftsführer von Adveniat): Die humanitäre Situation in Venezuela wird immer schlimmer, es verlassen Leute das Land und wie man mitbekommen hat, geht es im Land jetzt um die Machtfrage. Es kann sich wirklich jetzt jeden Tag etwas ändern. Die aktuelle Lage im Moment ist so, dass wir innerhalb des Landes gar nichts machen können. Wir bewegen uns – wie die Kirche allgemein – am Rande in Kolumbien und in Brasilien.

      In Kolumbien werden in den Bistümern, die an der Grenze liegen, Menschen ernährt. Es sind Tausende, die jeden Tag die Grenze überschreiten, nur für einen Teller Mittagessen, ein Stück Brot oder um medizinisch behandelt zu werden. Auch in Brasilien hat die Zahl der Flüchtlinge noch einmal zugenommen, wie unsere Projektpartnerinnen uns zugesichert haben.

      DOMRADIO.DE: Wie versuchen Sie von Adveniat konkret zu helfen?

      Pater Heinz: Ganz konkret helfen wir über die Bistümer, die Bischöfe und die Solidaritätsaktionen, die sich in Kolumbien und Brasilien gebildet haben. Ebenso über die Caritas und unsere Projektepartner, die als Freiwillige dort Mittagessen zubereiten und das Mittagessen an die Flüchtlinge verteilen.

      DOMRADIO.DE: Ein ganz großes Thema Ihrer Arbeit ist auch die Bewahrung der Schöpfung. Inwieweit ist sie speziell in Lateinamerika essentiell und was genau tun Sie dort?

      Pater Heinz: Wir tun relativ viel in Aus- und Weiterbildung von jungen Menschen und jungen Erwachsenen. Auch kleinere Projekte haben wir dort, wie eine Förderung durch Solaranlagen, aber vor allen Dingen wirken wir über das Netzwerk "Amazonas" mit. Wir wissen ja, dass der Amazonas ein großes Gebiet ist und die Lunge der Welt genannt wird. Da hat sich vor vier Jahren ein kirchliches Netzwerk "Amazonas" gebildet, in dem von Ordensleuten über Universitäten, teilweise auch indigene Völker, Bischöfe und Bistümer dabei sind.

      Wir von Adveniat sind eben auch Teil dieses Netzwerkes und versuchen die Anliegen in Deutschland in die Öffentlichkeit einzubringen. Einerseits geht es immer um die Bewahrung der Schöpfung oder jetzt aktuell die große Amazonas-Synode. Aber wir wollen natürlich die Menschen dort konkret unterstützen durch kleinere Projekte, die wir am Amazonas haben. Das sind insgesamt rund zwei Millionen Euro, die wir im letzten Jahr für diese Projekte zur Verfügung stellen konnten.

      DOMRADIO.DE: Dafür braucht Adveniat auch finanzielle Unterstützung. Wie haben sich die Spenden für Lateinamerika im vergangenen Jahr entwickelt?

      Pater Heinz: Wir freuen uns, dass sie leicht gestiegen sind. Die Weihnachtskollekte – das ist ja unsere Haupteinnahmequelle – konnte sich auf 24,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr leicht steigern. Erfreulicherweise sind vom Erzbistum Köln 1,7 Millionen Euro dazugekommen. Dadurch konnten wir rund 2.000 Projekte unterstützen. Aber auch die Einzelspenden, die im Laufe des Jahres eingehen, sind auf ein neues Hoch für Adveniat gestiegen, nämlich auf 12,5 Millionen Euro. Diese Einzelspenden kommen meistens, wenn wir die Menschen einladen für konkrete Projekte zu spenden.

      Insgesamt sind die Gesamtspenden für Adveniat im vergangenen Jahr um fast 500.000 Euro gestiegen. Das ist erfreulich und zeigt uns aber auch, dass die Menschen dem Hilfswerk Adveniat Vertrauen schenken. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die Adveniat mit unterstützt haben, auch an dieser Stelle.

      DOMRADIO.DE: Welche Schwerpunkte wollen Sie in der nächsten Zukunft setzen?

      Pater Heinz: In diesem Jahr steht für Adveniat das große Thema Frieden noch einmal auf auf dem Programm. Die Weihnachtsaktion, die wir in diesem Jahr in Freiburg durchführen, steht unter dem Titel "Friede! Mit dir!". So wie wir das im Gottesdienst auch gewohnt sind, wenn wir uns den Friedensgruß geben und sagen "Friede sei mit dir". Genauso wollen wir jetzt nochmal darauf hinweisen, dass der Friede nur mit dir, mit meinem Gegenüber, möglich ist. Bei diesem Thema wollen wir ganz besonders den Frieden und die Umwelt, aber auch den Frieden im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Beziehungen als Schwerpunkt setzen.

      Es geht vor allem darum, was es für Folgen für unserer Rinderzucht hier in Deutschland und Europa hat, wenn zum Beispiel im Amazonas immer mehr Wald abgeholzt, dafür aber Soja angebaut wird. In erster Linie geht es darum, was es für Folgen für die Menschen vor Ort hat.

      Das andere große Thema, das wir in diesem Jahr jetzt angehen, ist die Amazonas-Synode, zu der Papst Franziskus ja nach Rom eingeladen hat. Sie wird im Oktober stattfinden. Die Synode thematisiert die Menschen, die indigenen Völker, die Umwelt, aber auch die Struktur der Ämter in der Kirche. Er hat ja dazu eingeladen, neue Wege für eine neue Kirche zu gehen.

      Das Interview führte Dagmar Peters.

      DOMRADIO.DE
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      Europawahl 2019 im News-Ticker - Frist für Eintragung in Wählerverzeichnis endet am 5. Mai

      Europawahl 2019 im News-Ticker: Frist für Eintragung in Wählerverzeichnis endet am 5. Mai

        Die Europawahl 2019 steht an: Die EU-Bürger stimmen vom 23. bis zum 26. Mai über die Mitglieder des Europäischen Parlaments ab. In Deutschland gehen die Wähler am 26. Mai an die Urne. Erfahren Sie mehr im News-Ticker zur Europa-Wahl.

        Frist für Antrag auf Eintragung in Wählerverzeichnis endet am 5. Mai

        Donnerstag, 2. Mai 2019, 14.56 Uhr: Spätestens am 21. Tag vor der Wahl müssen Anträge auf Eintragung in das Wählerverzeichnis bei der zuständigen Gemeinde in Deutschland gestellt werden - das ist in diesem Jahr der 5. Mai.

        Da der allerdings auf einen Sonntag fällt, empfiehlt es sich den Antrag bis Freitag, den 3. Mai, bei der Gemeinde abzugeben. Anträge nach dem 5. Mai sind nicht mehr möglich.

        Für wen ist das wichtig?

        Einen Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis müssen wahlberechtigte Staatsbürgerinnen und -bürger stellen, die im Ausland leben und keinen Wohnsitz in Deutschland haben, jedoch an der Europawahl teilnehmen möchten.

        Auch wahlberechtigte Unionsbürgerinnen und -bürger, die in einer deutschen Gemeinde wählen möchten und dort jedoch nicht gemeldet sind, müssen den Antrag stellen.

        Zuständig ist für Deutsche ohne Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland, in der sie vor ihrem Fortzug zuletzt gemeldet waren. Für Auslandsdeutsche, die niemals mindestens drei Monate im Inland wohnhaft waren, ist das Bezirksamt Mitte von Berlin zuständig.

        Allgemeine Informationen zur Europawahl:

        Welche Partei soll ich wählen? - Diese Tools helfen Ihnen

        Falls Sie sich noch nicht entschieden haben, bei welcher Partei Sie ihr Kreuzchen setzen wollen, können Sie die Online-Tools Wahl-O-Mat oder WahlSwiper nutzen.

        Beim Wahl-O-Mat müssen Sie sich durch 38 Thesen durchklicken. Auch die bei der Europawahl teilnehmenden deutschen Parteien haben dieselben Thesen beantwortet. Sie erhalten im Anschluss, eine Übersicht, wie Ihre Antworten mit denen der jeweiligen Parteien übereinstimmen. Weitere Informationen zu diesem Online-Tool erhalten Sie hier.

        FOCUS Online sprach mit dem Erfinder des Tools WahlSwiper. Hier erfahren Sie mehr über die Funktionsweise des zweiten Online-Tools.

        Weber, Barley und Co.: Das sind die Spitzenkandidaten der Europawahl

        Falls Sie sich noch mehr über die Spitzenkandidaten informieren möchten, um so eine Entscheidung zu finden, wen Sie am 26. Mai 2019 wählen, finden Sie hier eine Übersicht.

        Briefwahl beantragen

        Ist dann eine Entscheidung gefallen, wählen viele Bürger per Brief. Was Sie dabei beachten müssen und welche Fristen Sie einhalten müssen, erfahren Sie hier.

        Als Kabarettist vom Auto Abschaffen spricht, geht Hans-Werner Sinn auf die Barrikaden

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        FOCUS-Online-Interview - „Ich bin so, wie ich bin": Wie Manfred Weber es an die Spitze Europas schaffen will

        FOCUS-Online-Interview: „Ich bin so, wie ich bin": Wie Manfred Weber es an die Spitze Europas schaffen will

          Gut drei Wochen vor der Europawahl will FOCUS Online es wissen: „Was unterscheidet Sie von anderen Politikern, Manfred Weber?“ Der 46-jährige CSU-Politiker erklärt, wie er die festgefahrene Flüchtlingsdebatte entzerren, den Kampf gegen den rechten Rand führen und wie er dieses „ferne Europa“ Bürgern näherbringen will. Heute Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei, ab Sommer EU-Kommissionspräsident?

          Inland, Ausland, Süden, Westen, Norden – Manfred Weber kommt richtig rum in diesen Tagen. Dienstag Bamberg, Mittwoch Rostock und Husum, heute geht es nach Bozen, dann nach Florenz. Samstag Wien, Düsseldorf, Hannover und so weiter, und so weiter. Der Terminkalender des CSU-Politikers ist engstens getaktet. Der 46-Jährige will schließlich EU-Kommissionspräsident werden, die Wahl des Europäischen Parlaments Ende Mai ist da eine ganz entscheidende Hürde.

          Und so ist Weber nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern in ganz Europa. Denn er ist nicht nur Kandidat der Union in Deutschland, sondern der gesamten Europäischen Volkspartei (EVP).

          Von Hektik oder Nervosität allerdings ist nichts zu spüren, als Weber in dieser Woche bei FOCUS Online Station macht. Er wirkt entspannt, nimmt sich viel Zeit. Wie tickt der 46-jährige Niederbayer? Was sind seine Pläne für Europa? Im Interview mit FOCUS Online verriet Weber, wie er in der Flüchtlingskrise europaweit Gerechtigkeit schaffen und welche Antworten er auf eine drohende Klima-Katastrophe geben will.    

          FOCUS Online: Herr Weber, Sie streben nach dem wichtigsten Amt, das die EU zu vergeben hat. Aber in Deutschland kennt sie bisher nur jeder Vierte, in Europa dürften es noch viel weniger sein. Was unterscheidet Sie von anderen Politikern?

          Manfred Weber: Ich möchte die Europapolitik erden. Das möchte ich mit meinem bayerischen Hintergrund tun. Ich bin hier verwurzelt und verankert, habe hier meine Freunde. Und das bleibt auch so.

          FOCUS Online: Sie bezeichnen sich selbst gern als „Brückenbauer“, sind ein Mann der leisen Töne. Sind Sie vielleicht zu nett, um im lauten Politikbetrieb gehört zu werden?

           

          Wie fühlt sich Heimat in Europa an?

          Weber: Ich bin so, wie ich bin. Ich führe seit fünf Jahren die größte Fraktion im Europäischen Parlament und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Und – ja – ich möchte Brückenbauer sein. Ich will die EU zusammenhalten.

          FOCUS Online: Sie betonen im Wahlkampf, dass Sie Bayer, Deutscher und Europäer gleichermaßen sind. Sie schwärmen nach wie vor von Wildenberg aus, ihrer Heimat in Niederbayern. Wie fühlt sich dieser Ort, ihre Heimat, an?

          Weber: Zur Ruhe kommen, Geborgenheit fühlen, mit Menschen reden, die man einschätzen kann, weil man sie seit der Jugend kennt. Ich nehme auch viele Themen mit, wenn ich vor Ort mit den Menschen rede.

          FOCUS Online: Europa aber ist für viele ganz weit weg ist: Können Sie erklären, wie sich Europa als Heimat anfühlt. Weiß der normale Niederbayer, der ein solches Gefühl erst entwickeln musste, wie sich „Heimat Europa“ anfühlt?

          Weber: Viele sind zwar unzufrieden damit, wie schwerfällig und kompliziert die EU gestaltet wird. Aber sie sehen uns in Europa auch stark als Einheit in der Welt. Überraschend viele haben Europa schon intus.

          FOCUS Online: Auch der niederbayerische Landwirt?

          Weber: Absolut. Die Umfragen bestätigen, dass viele dieses Miteinander wünschen. Uns verbindet viel mehr als uns trennt. Daraus können wir als Politiker etwas machen.

           

          Was Europa zu bieten hat ...

          FOCUS Online: Nur gibt es eben zugleich sehr große Unzufriedenheit damit, wie die Europäische Union gerade gestaltet wird.

          Weber: Brüssel erscheint vielen Menschen weit weg. Zu technisch, bürokratisch und unverständlich. Genau das will ich verändern. Wir können dazu auf einem hervorragenden Fundament aufbauen.

          FOCUS Online: Hervorragendes Fundament?

          Weber: Ja, sicher. Wir nehmen vieles viel zu selbstverständlich. Wo auf der Welt gibt es denn soziale Sicherungssysteme, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit? In den USA wird bis heute diskutiert, ob Obama Care gut ist. Woanders gibt es keinen Rechtsstaat. Wir stehen in einem globalen Wettbewerb der Systeme. Es geht darum, ob wir in der Welt von morgen unsere Werte leben können. Es gibt keine Alternative als sie gemeinsam zu verteidigen.

          FOCUS Online: Wie?

          Weber: Es geht zum Beispiel um den Kampf um gute Kompromisse und Zusammenhalt. Das ist die Kernidee Europas, und das ist mein Weg. Es gibt schon genügend Kräfte, die auf Egoismus und Nationalismus bauen. Dem will ich etwas entgegensetzen.

          Hauptsache, keine Stimmen für die Radikalen?

          FOCUS Online: Sehen Sie vor diesem Hintergrund Stimmen für SPD, Grüne und FDP als das kleinere Übel – so nach dem Motto „Hauptsache keine Stimmen für die Radikalen“?

          Weber: (lacht) Uns eint das Gefühl, dass wir das Projekt Europa richtig finden. Es gibt Kräfte, die unsere europäischen Werte ablehnen. Wer will Parlamente und Mitentscheidung abschaffen? Das wollen nur die AfD-Politiker in Deutschland. Die wollen im Kern Europa zerstören. Die haben ja den deutschen EU-Austritt als konkrete Option in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Wir brauchen ein Europäisches Parlament, das Kompromisse eingeht und zur Partnerschaft ja sagt. Was ein Parlament anrichtet, das nur nein sagt, kann man aktuell in Großbritannien sehen.

          FOCUS Online: Ziehen Sie da also mit SPD, Grünen und FDP an einem Strang?

          Weber: Ich werbe mit aller Kraft für CDU und CSU! Die Menschen entscheiden bei der Wahl, in welche Richtung es geht. Denn ein linkes Europa etwa mit einer Schuldenunion und einer europäischen Arbeitslosenversicherung ist eine ganz reale Gefahr. Ich stehe für ein Europa, das bürgerlich geprägt ist.

           

          Klare Ansage an die Türkei

          FOCUS Online: Mit dem Begriff „bürgerlich“ können manche nicht viel anfangen.

          Weber: „Bürgerlich" bedeutet: für die Menschen, aus der Mitte heraus. Konkret: Wir setzen auf Eigenverantwortung. Geschlossenheit in der Außen- und Sicherheitspolitik. Und: Ich stehe auch für die klare Ansage an die Türkei, dass sie nicht Mitglied der EU werden kann.

          FOCUS Online: Machen Sie sich keine Sorgen, dass die Türkei dann völlig abdriftet?

          Weber: Haben denn die Beitrittsgespräche dazu geführt, die Türkei in den letzten Jahren enger an Europa heranzuführen? Im Gegenteil. Seit den Putschversuchen hat Präsident Erdogan die Türkei immer weiter von Europa weggeführt. Ich sage zu, dass ich die Beitrittsgespräche beende und eine vernünftige Partnerschaft initiiere. Der Kommissionspräsident hat gegenüber seinen Diensten hier die Richtlinienkompetenz.

          FOCUS Online: Die Türkei ist auch ein Nato-Partner. Das Land ist wichtig.

          Weber: Deshalb werde ich Vorschläge machen, wie wir die Beziehungen verbessern können. Konkret: Stärkung der Zollunion. Auch beim gemeinsamen Anti-Terror-Kampf, dem Wiederaufbau von Syrien oder auch in der Kultur, beim Studentenaustausch können wir dichter zusammenrücken. Die Unehrlichkeit in den Beziehungen hat Schaden verursacht.

          Chance auf faire Lastenteilung in der Flüchtlingspolitik

          FOCUS Online: Wer sich mit Menschen im Land unterhält, bekommt mit, dass auch sehr viele mögliche CSU-Wähler interessiert auf die AfD gucken. Mit einem leichten Schauder zwar, aber auch verbunden mit der Sehnsucht nach klaren Ansagen. Haben die führenden Parteien, auch die der Union, die Menschen verloren?

          Weber: Wir nehmen die Sorgen ernst, aber wir nehmen den Kampf gegen den rechten Rand aktiv auf. Wir haben Europa durch zwei schwere Krisen, die Euro- und die Migrationskrise, geführt. Wir haben in zehn Jahren 13 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. Wer handelt, macht auch Fehler. Aber wir haben bewiesen, dass wir es können: Stabilität statt Experimente.

          FOCUS Online: Dass die Bewältigung der Migrationskrise gelungen ist, bezweifeln viele. Sie selbst nannten zuletzt die Flüchtlingsfrage die „offene Wunde“ Europas.

          Weber: Mit dieser Wahl haben wir die Chance, zu Ergebnissen zu kommen. Die Vorschläge von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz in der österreichischen Ratspräsidentschaft letztes Jahr sind eine gute Grundlage: strikter Außengrenzschutz und zum Einstieg flexible Solidarität – das kann Europa aus der Blockade führen. Die Linken schaffen es nicht, die Außengrenzen zu schützen und sind nicht willens, durchzugreifen. Wirksamer Außengrenzschutz aber ist Vorbedingung für jeden Kompromiss. Wir brauchen endlich die 10.000 Frontex-Beamten. Spätestens 2022, nicht erst 2027.

          FOCUS Online: Warum soll die Wende in der Flüchtlingspolitik plötzlich gelingen? Als es 2015 darum ging, dass Europa in der Flüchtlingsfrage zusammenstand, da hat Europa nicht gestanden. Das hat viele bitter gemacht.

          Weber: Wir haben die Chance auf eine faire Lastenverteilung. Dazu zählen Grenzschutz, Aufnahme von Flüchtlingen und finanzielle Hilfen für Afrika. Wenn Italien viel leistet im Außengrenzschutz, dann könnte es eine Rolle spielen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Wenn Staaten Afrika stark unterstützen, ist das auch ein Beitrag.

          Durch Entwicklungshilfe einfach freikaufen?

          FOCUS Online: Also durch Entwicklungshilfe können Länder sich davon freikaufen, Menschen aufzunehmen? 

          Weber: Wir müssen zunächst die völlig festgefahrene Lage entkrampfen. Langfristig kommen wir nicht ohne eine Quote aus, um gerechte Lastenverteilung zu erreichen. Keiner kann sagen, das Thema gehe ihn nichts an.

          FOCUS Online: Es ist so oft von den „europäischen Werten“ die Rede. Glauben Sie, dass es überhaupt solche gemeinsamen Werte gibt? Viele osteuropäische Regierungschefs – auch solche wie Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, die sich gern aufs Christentum berufen – haben sich bei der Flüchtlingskrise nicht in der Verantwortung gesehen. Zucken Sie da nicht selber manchmal zusammen?

          Weber: Manchmal ja. Wer vom christlichen Menschenbild spricht, der muss auch Papst Franziskus zuhören, der angesichts ertrinkender Menschen vor Lampedusa an unsere europäische Verantwortung erinnert. Menschenwürde, Hilfsbereitschaft und soziales Engagement gehören zu unserem Wertefundament.

          „Nicht zusehen, wie Menschen ertrinken"

          FOCUS Online: Bis heute ertrinken Menschen im Mittelmeer.

          Weber: Wir dürfen und können nicht zusehen, wie Menschen ertrinken. Satelliten- und Drohnentechnik können uns helfen, das Mittelmeer wirkungsvoller zu überwachen. Übrigens: Auch Deutschland war in der Flüchtlingsfrage lange Zeit zögernd.

          FOCUS Online: Worauf zielen Sie ab?

          Weber:  Die Bundesregierung hat ebenfalls bis 2015 jede Quote in Europa abgelehnt. Das hat sich nach 2015 geändert. Daraus folgt für mich, dass wir nicht erst aktiv werden dürfen, wenn wir gerade selbst ein Problem haben.

          FOCUS Online: Wie wollen Sie das aufbrechen?

          Weber: Wir müssen alle lernen, dass wir die Probleme des Nachbarn sehen. Auch meine Partei hat viel geredet über die Stabilität des Euro. Zurecht. Aber es gab zum Beispiel kaum eine Debatte über die Jugendarbeitslosigkeit in Italien. Heute sehen wir, dass Populismus in Italien zündet. Wir müssen mehr Empathie entwickeln. Wenn junge Manchen in Italien keinen Job finden, dann ist das zwar direkt kein deutsches Thema. Aber indirekt ist es ganz sicher auch unsere Sache.

          Wie wollen Sie beim Klimaschutz auf Leistung kommen?

          FOCUS Online: Auch beim Klimaschutz könnte Europa mal auf Leistung kommen. Da ist von der CSU immer wenig zu hören. Sie haben neulich gesagt: „Wir Deutsche werden das Weltklima nicht retten". Aber Nichtstun kann ja wohl auch keine Alternative sein. Wie soll der deutsche, der europäische Beitrag aussehen?

          Weber: Wir Europäer sollten stolz sein auf das Pariser Klima-Abkommen. Denn das haben wir entscheidend vorangetrieben. Wir sind hier führend. Es waren nicht Obama, Putin, nicht die Chinesen: wir.

          FOCUS Online: Naja, als reines Versprechen auf dem Papier wird es nun auch nicht viel bringen.

          Weber: Natürlich müssen wir „Paris“ auch einlösen. Mit klaren Vorgaben für die Autoindustrie, Flugzeuge und Lkw und auch für den Wärmesektor im Haus. Und mit neuen Technologien. Für mich ist auch klar: Wir sollten über Anreize reden, nicht über höhere Steuern.

          FOCUS Online: Also: CO2-Steuern sind für Sie tabu?

          Weber: Als Physikingenieur glaube ich, dass grundsätzlich Anreize der bessere und Steuern der schlechtere Weg sind. Am Anfang der Demonstrationen der Gelbwesten in Frankreich stand der Protest von Menschen gegen höhere Spritkosten, die das Geld nicht haben. Der Klimaschutz hat auch eine starke soziale Komponente. Wir dürfen nicht nur an diejenigen denken, die sich Klimaschutz und schicke E-Autos leisten können.

          FOCUS Online: Was ist mit dem Zertifikatehandel?

          Weber: Das ist ein bestehendes System, das sehr effizient funktioniert.

          FOCUS Online Zum Beispiel für den Verkehr gibt es das noch nicht.

          Weber: Die Idee ist stark. CO2 wird dort reduziert, wo es volkswirtschaftlich am effizientesten ist. Über die Stärkung und den Ausbau des Zertifikatehandels kann man mit mir reden. Das ist auf jeden Fall der richtige Ansatz.

          Fridays for Future? „Ich schätze die jungen Leute"

          FOCUS Online: Viele sind mit ihrer Geduld am Ende, gehen jetzt Woche für Woche auf die Straße.

          Weber: Ja, wird spüren die wachsende Emotionalität. Denn es ist eine reale Gefahr, vor der wir stehen. Die Leugner des Klimawandels, wie manche Rechtspopulisten, die die Probleme ausblenden wollen, können uns – nicht nur ökonomisch – vor gigantische Probleme stellen. Die Folgen eines versäumten Klimaschutzes sind überhaupt nicht absehbar. Ich schätze die jungen Leute, die da bei Fridays for Future demonstrieren. Wir müssen sie ernst nehmen. Aber: Wir müssen nicht nur aufs Klima schauen …

          FOCUS Online: … sondern auch?

          Weber: Beispielsweise auch auf das Artensterben oder auf die Meere. In meinem zwölf Punkte-Plan betone ich, dass es jenseits des Klimathemas weitere globale Umweltfragen gibt. Deshalb kämpfe ich für ein weltweites Verbot von Einwegplastik. 90 Prozent des Plastikmülls in den Meeren kommt nicht aus Europa. Wir brauchen hier also ein ähnliches globales Signal wie das Pariser Klimaabkommen.

          FOCUS Online: Viele blicken gerade wieder besorgt auf den Balkan. Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina sind mögliche EU-Beitrittskandidaten. Wie sehen Sie die Perspektive?

          Weber: Die Entwicklungen sind wirklich sehr besorgniserregend. Es könnte schnell wieder eine Lage eintreten, die für Europa Instabilität bedeutet. Also: Entweder wir versuchen, die europäische Stabilität auf den westlichen Balkan zu bringen, oder die Unsicherheit des westlichen Balkans strahlt auf Europa aus. Ich will die europäische Perspektive für diesen Raum. Aber das heißt nicht, dass es schnell eine Mitgliedschaft für diese beiden Länder gibt.

          FOCUS Online: Was kann man den Menschen dort denn aktuell bieten?

          Weber: Wir sollten bald konkret werden. Man könnte für den westlichen Balkan etwa auf Roaming-Gebühren verzichten und könnte Studenten von dort in das das Erasmus-Programm einbinden. Das könnte die EU für eine befristete Zeit finanzieren. Lasst es uns machen. Die Menschen sollen gleich sehen: Hey, es geht uns besser, wenn wir uns eng an die EU halten.

           

          „SPD will Europa nach links verschieben"

          FOCUS Online: Ihre Gegenkandidatin von den Sozialdemokraten, Katarina Barley, will jetzt eine linke Mehrheit in Europa gegen Sie organisieren. Enttäuscht?

          Weber: Wir stehen mit der SPD im Wettbewerb, ob die EU nach links verschoben wird oder ein Europa der Menschen und in der politischen Mitte bleibt. Ob man dann anderen gleich als unwählbar bezeichnen muss, ist vielleicht eine andere Frage. Aber Wahlkampf ist Wahlkampf. Ich kämpfe für eine starke CDU und CSU.

          FOCUS Online: Wie ist denn aktuell Ihr Blick auf die SPD? Angesichts der jüngsten Äußerungen von Juso-Chef Kevin Kühnert zum Eigentum stellen sich ja ein paar sehr grundlegende Fragen …

          Weber: Das ist genau das, was ich meine, wenn ich sage, dass die SPD ein linkes Europa will. Das wird nicht funktionieren. Ein Europa der Schulden, Verbote und Umverteilung kann nur scheitern.

          FOCUS Online: Am 16. Juli wissen wir, wer EU-Kommissionspräsident wird. Der Weg dahin ist sehr kompliziert. Wenn wir im Sommer ein Interview mit Ihnen führen: Reden wir dann mit dem neuen Kommissionspräsidenten?

          Weber: Dafür arbeite ich.

          Fünf Wochen vor Europawahl droht großen Parteien eine Klatsche

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