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Tuesday, July 31, 2018

Geisterwaffen - Pistole aus dem 3D-Drucker gestoppt: US-Gericht verbietet neuesten Waffen-Irrsinn

Geisterwaffen: Pistole aus dem 3D-Drucker gestoppt: US-Gericht verbietet neuesten Waffen-Irrsinn
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10 Tote bei einer Schießerei an einer High School in Santa Fe im Mai, 17 Tote an einer Schule in Parkland im April, 59 Tote bei einem Musikfestival in Las Vegas im Oktober 2017. Die Liste der Massaker in den USA, bei denen Angreifer wahllos das Feuer eröffnet haben, könnte beliebig fortgesetzt werden.

Aus europäischer Sicht sind die Waffengesetze in den USA - wo das Recht, eine Waffe zu tragen, in der Verfassung festgeschrieben ist - absurd lax. Eine Organisation namens Defense Distributed wollte dem nun eine ganz neue Dimension hinzufügen: Schusswaffen aus dem 3D-Drucker.

Die Organisation hatte vor, am Mittwoch Pläne ins Netz zu stellen, mit denen sich eine Waffe am 3D-Drucker herstellen lässt. In letzter Minute stoppte ein Gericht im Bundesstaat Washington das Vorhaben dann per einstweiliger Verfügung. Davor hatte Defense Distributed auf seiner Homepage noch mitgeteilt: "Das Zeitalter der herunterladbaren Waffe beginnt offiziell", darüber stand das Datum 1. August 2018.

Plastik-Pistole vor Gericht

Hinter Defense Distributed steht ein Mann namens Cody Wilson, der bereits 2013 Pläne für seine Waffe aus dem 3D-Drucker veröffentlicht hatte: Der "Liberator" ("Befreier") ist eine einschüssige Pistole fast ganz aus Plastik, die mangels Seriennummer nicht zurückverfolgt und von Metalldetektoren kaum erkannt werden kann.

Allerdings zwang die damalige Regierung von Präsident Barack Obama den Waffennarr schon nach wenigen Tagen, die Pläne wieder aus dem Netz zu nehmen. Mit Unterstützung der Waffenlobby-Organisation Second Amendment Foundation klagte Wilson - ohne Erfolg. Trotzdem schloss die Regierung von Obamas Nachfolger Donald Trump - zu dessen Unterstützern die Nationale Schusswaffenvereinigung NRA gehört - Ende Juni überraschend einen außergerichtlichen Vergleich. Nicht nur sollte Wilson demnach Pläne für Waffen aus dem 3D-Drucker online stellen dürfen, den Klägern wurden noch dazu fast 40.000 Dollar zugesprochen.

Trump will Thema angehen

Die Second Amendment Foundation feierte den Vergleich als "einen vernichtenden Schlag für die Waffenverbotslobby". Wilson sagte dem Portal "Vice News", die Regierung müsse aus bestimmten Bereichen herausgedrängt werden. "Das sind strategische Formen virtueller Anarchie." Die Organisation Everyday Gun Safety - die schärfere Waffengesetze befürwortet - warnte, die Erlaubnis für Wilson ermögliche Terroristen, verurteilten Straftätern und anderen Verbrechern, Pläne herunterzuladen und bar jeder Kontrolle ihre eigenen Schusswaffen zu drucken.

Auch Sicherheitskräfte haben schwere Bedenken. So sagt etwa Richard Myers, Direktor der Polizistenvereinigung Major Cities Chiefs Association: "3D-gedruckte Handfeuerwaffen sind darauf ausgelegt, traditionelle Waffenerkennungssysteme zu umgehen." Es gebe also Grund zur Sorge, dass diese "Geisterwaffen" sich verbreiten und die öffentliche Sicherheit in vielen Ländern gefährden könnten.

Die Generalstaatsanwälte von 20 Bundesstaaten und des Hauptstadtdistrikts schickten am Montag einen Brandbrief an Justizminister Jeff Sessions und Außenminister Mike Pompeo. In dem Schreiben hieß es, die Veröffentlichung der Waffenpläne könnte "eine beispiellose Auswirkung auf die öffentliche Sicherheit haben".

Trump selbst meldete sich am Dienstag auf Twitter zu Wort: "Scheint nicht sehr sinnvoll zu sein", schrieb der Präsident mit Blick auf die geplante Veröffentlichung. Trump kündigte an, sich des Themas anzunehmen - wann und wie, das ließ er offen.

Pläne landeten erneut im Netz

Wilson ging unterdessen in die Offensive. Schon am Dienstag - also am Tag vor dem angekündigten Datum - waren die Daten für den 3D-Druck der "Liberator"-Teile und die Anleitung für den Zusammenbau plötzlich herunterladbar, zumindest zeitweise. Die Seite verzeichnete mehr als 5000 Downloads für die Waffe, bevor schließlich beim Aufruf eine Fehlermeldung kam.

Unabhängig vom 3D-Druck ist es in den USA legal, sich selbst eine Schusswaffe zu bauen. Wilson verkauft über eine separate Firma Bausätze, Software und eine spezielle CNC-Werkzeugmaschine für solche Waffen, die nicht aus dem Drucker kommen. Im Angebot ist ein Bausatz für ein halbautomatisches Sturmgewehr, das dem AR-15 nachempfunden ist. Damit mordeten etwa die Todesschützen in Parkland und Las Vegas.

Beginnt mit der "Liberator" eine neue Waffen-Ära?

Noch sind die Kosten für 3D-Drucker hoch, höher jedenfalls als für eine Pistole auf dem Schwarzmarkt. Schusswaffen aus Metall sind außerdem viel zuverlässiger und haltbarer als der "Liberator" aus Plastik. Doch beim "Liberator" dürfte es kaum bleiben: Schon jetzt können registrierte Nutzer auf der von Wilson betriebenen Seite eigene Pläne für Waffen aus dem 3D-Drucker hochladen.

"Es gibt jene, die sagen werden, dass das 3D-Drucken von Waffen kein großes Thema ist - dass es unpraktisch und zu teuer ist", warnt die Schauspielerin Alyssa Milano, die gegen den Einfluss der Waffenlobby kämpft, in einem Gastbeitrag für die Webseite von CNN. "Aber viele Menschen haben dasselbe über Tablets, E-Reader, Mobiltelefone, Laptops, private Drucker, Computer und Autos gesagt."

Wilsons Initiative könnte tatsächlich den Beginn einer neuen, einer gefährlichen Ära markieren - bei der sich irgendwann jeder die Waffe seiner Wahl bequem zu Hause ausdrucken kann. In der Anleitung zum Zusammenbau der ausgedruckten "Liberator"-Teile heißt es: "RIP gun control" - "Ruhe in Frieden, Waffenkontrolle".

Im Video: Besteht aus Bio-Kunststoff - Nur 57 Teile: Das erste Serienauto aus dem 3D-Drucker kommt auf den Markt

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