Martin Schulz will Gas geben. Und er muss es auch, wenn er sein Ziel - das Kanzleramt - erreichen will. Im roten Bremen gibt er kämpferisch den Startschuss für seine bundesweite Kundgebungstour. Sein Signal: Für SPD fängt der Wahlkampf jetzt erst richtig an. So kommentiert die Presse den Wahlkampf.
"Die Welt": "Den Deutschen geht es zu gut, um eine tief greifende Unzufriedenheit mit der Regierung zu entwickeln. Wahlkampf zwingt in Krisen zur Standortbestimmung und – wichtiger noch – zum Aufbruch. Das fällt leider aus. Als einzige Partei versucht die FDP, ernsthaft darüber nachzudenken, wie dieses Hochlohnland weiter boomen kann. Bei den Zukunftstechnologien steht Deutschland schlecht da. Die Innovationsschübe der US-Forscher bei künstlicher Intelligenz werden die Lebens- und Arbeitswelt auch der Deutschen schon im kommenden Jahrzehnt auf den Kopf stellen. Wir sind in der Gegenwart angekommen, nicht aber in der Zukunft. In einem Monat wird gewählt, und wir verstehen die Welt nicht mehr."
"Schwäbische Zeitung": "Was damals ging, geht heute auch", hat Gerhard Schröder Martin Schulz mit auf den Weg gegeben. Ende Juni war das, beim SPD-Parteitag. Die Erinnerung des Niedersachsen an seinen Wahlkampf-Endspurt von 2005 mag gut gemeint gewesen sein. Doch Schulz ist kein Schröder. Und ein Thema, mit dem er in der Auseinandersetzung mit der gelassenen Kanzlerin das Blatt wenden könnte, ist nicht in Sicht. Der SPD-Chef hat Erfolge vorzuweisen: Selten war seine Partei so geschlossen wie jetzt, selten ist es ihr gelungen, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft so klug in Einklang zu bringen. Doch von Wechselstimmung herrscht keine Spur. Der Merkel-Herausforderer lässt Resignation erkennen. Er könne nicht über Wasser gehen, sagte Schulz neulich. Knapp fünf Wochen vor dem 24. September geht er nun auf Tour durch die Republik. Der selbsternannte "Streetfighter" muss sich beweisen, auch wenn die Ausgangslage nicht sehr günstig ist. Tatsächlich haben sich viele Wähler noch nicht festgelegt, viele von ihnen mit SPD-Affinität. Es täte der politischen Kultur im Land gut, wenn es Schulz gelänge, diesen Wahlkampf noch einmal spannend zu machen."
"Der Standard": "Also legten die Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland nun einen Klassiker auf: ihre Kritik an der deutschen Asylpolitik. Das ist schließlich jenes Thema, mit dem die AfD die meisten Erfolge erzielt hat. (...) Deutschland zuerst, wir sind die Wichtigsten, anderes Elend geht uns einen Dreck an, Afrika interessiert uns nur, wenn es uns Flüchtlinge vom Hals hält, das belohnen wir finanziell. Das heißt es nämlich, wenn die AfD großzügig erklärt, sie wolle Flüchtlingen vor Ort helfen."
No comments:
Post a Comment