Gesunde Seele, gesundes Herz: Mediziner erforschen neuerdings, was Infarkte mit Depressionen zu tun haben - und wie Sie sich vor beidem schützen können
Zwischen Herz und Hirn, zwischen unseren Gefühlen und Gefäßen besteht eine enge und sensible Verbindung. Seelische Nöte belasten unseren Kreislauf - und ein krankes Herz lässt unsere Psyche leiden. Diese Zusammenhänge erkundet eine junge wissenschaftliche Disziplin, die Psychokardiologie.
Etwa 15 Prozent der Herz-Kreislauf-Tode sind auf eine Depression zurückzuführen. Das belegt eine kürzlich erschienene Übersichtsarbeit. Verfasst haben sie Karl-Heinz Ladwig, Professor für psychosomatische Medizin an der TU München und seine Kollegen am Helmholtz Zentrum München. Bei Männern steigert das seelische Leiden das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ähnlich stark wie hohe Cholesterin-Werte oder Übergewicht.
Nicht nur eine klinische Depression, sondern auch eine anhaltende Überlastung im Beruf oder Schwierigkeiten im Privaten können das Herz schädigen. Wer seine Arbeit als Dauerstress erlebt, hat ein bis zu 40 Prozent erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sowie ein um 80 Prozent erhöhtes Risiko für eine Depression. Sorgen gehen zu Herzen.
Selbst „hartgesottene Kardiologen“ würden aufgrund der neuen Forschungsergebnisse umdenken, sagt Studienleiter Ladwig: „Es gibt ein erhebliches Informationsbedürfnis." Auf Fortbildungen lernen Herzmediziner heute, die Signale der Seele bei ihren Patienten ernst zu nehmen.
Und sie lernen auch, welche Folgen Krankheit und Behandlung haben können. Ein Infarkt löst oft eine extreme Verunsicherung aus. Viele Menschen erleben eine Operation nicht nur als Schnitt in ihre Brust, sondern als Einschnitt ins Leben.
„Bei vielen ist das Urvertrauen erschüttert, dass der eigene Körper schon funktionieren werde“, sagt Christoph Herrmann-Lingen, Professor für Psychokardiologie an der Uni Göttingen. „Nicht selten folgt einem Herzinfarkt der Ich-Infarkt.“ Mindestens jeder fünfte Patient entwickelt eine Depression oder Angststörung.
Die Psychologie des Herzens
Mediziner erforschen, wie eine stabile Psyche den Kreislauf stärkt und vor Infarkt und Herztod schützt
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