Im Großen und Ganzen lieferte der Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) zur „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung, Betrachtungszeitraum 01.01.2017 – 20.06.2017“ eine gute Nachricht. Im Vergleich zum Halbjahr davor sind insgesamt weniger Zuwanderer straffällig geworden.
Der „Bild am Sonntag“ liegt nun eine ausführlichere Version des Berichts vor, die eigentlich nur für den Dienstgebrauch des BKA bestimmt war und in der die Zahlen genauer aufgeschlüsselt werden.
Als Zuwanderer zählen für die Statistik des BKA Asylbewerber, Asylberechtigte, Geduldete, Kontingentflüchtlinge und Abgelehnte Asylbewerber. Anerkannte Flüchtlinge, die in Deutschland schon Asyl nach dem Grundgesetz oder Flüchtlingsschutz gemäß der Genfer Konventionen erhalten, werden in dem BKA-Bericht nicht berücksichtigt.
Weniger Straftaten im ersten Halbjahr 2017
Insgesamt registrierte das BKA in der ersten Hälfte des Jahres 133.800 Straftaten und versuchte Straftaten, bei denen mindestens ein Zuwanderer als Tatverdächtiger erfasst wurde. Im Gesamtjahr 2016 gab es insgesamt 295.100 solcher Delikte. Geht man davon aus, dass diese sich gleichmäßig auf das Jahr verteilt haben, bedeutet das, dass die Zuwandererkriminalität in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 um etwa neun Prozent zurückgegangen ist.
Einen besonders deutlichen Rückgang von 22 Prozent im Vergleich zum vorigen Halbjahr verzeichnete das BKA bei Diebstahldelikten. Insgesamt gab es 29.700 Diebstähle an denen Zuwanderer als Tatverdächtige beteiligt waren.
Bei Tötungsdelikten sind auch die Opfer meist Zuwanderer
Zudem gab es 14 Prozent weniger Tötungsdelikte. Insgesamt registrierte die Behörde 186 Fälle, davon 166 Versuche und 20 vollendete Taten. Besonders auffällig dabei: In 132 Fällen war auch das Opfer ein Zuwanderer. Bei den vollendeten Taten ist der Rückgang noch deutlicher: Im zweiten Halbjahr 2016 gab es insgesamt 30 vollendete Tötungsdelikte. Diese Zahl ist in der ersten Jahreshälfte 2017 um etwa 33 Prozent zurückgegangen.
Auch im Bereich des Völkerstrafrechts, also beispielsweise bei Kriegsverbrechen, zählte das BKA einen Rückgang der Delikte um 24 Prozent. Insgesamt gab es 622 Fälle in diesem Bereich.
Anstieg bei Rauschgift- und Sexualdelikten
Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es dagegen einen Anstieg. Der Tatbestand umfasst den dreizehnten Abschnitt des Strafgesetzbuches. Dazu gehören sexueller Missbrauch, Vergewaltigungen, Zuhälterei, Exhibitionismus und die Verbreitung von pornographischem Material an Minderjährige. Insgesamt registrierte das BKA 2000 Delikte aus diesem Bereich. Das ist ein Anstieg um 11 Prozent im Vergleich zum vorigen Halbjahr.
Auch bei Rauschgiftdelikten verzeichnete das BKA einen Anstieg um fünf Prozent. Die Behörde wies in diesem Bereich auch die Nationalitäten der Tatverdächtigen konkret aus. Demnach kamen die meisten der insgesamt 10.800 Verdächtigen aus Gambia (363 Fälle), Syrien (314 Fälle), Algerien (229 Fälle) und Nigeria (224 Fälle).
Begehen Zuwanderer mehr Straftaten als Deutsche?
Nominal gesehen kamen die meisten Straftäter und Tatverdächtigen aus im ersten Halbjahr 2017 aus Syrien (21.848), Afghanistan (11.998), Marokko (9973), dem Irak (8904) und Algerien (8759). Betrachtet man die Zahlen allerdings im Verhältnis zur Menge an Zuwanderern ergibt sich ein anderes Bild. Insgesamt kamen 62 Prozent der Zuwanderer aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, ihr Anteil an den Tatverdächtigen liegt, laut „Bild am Sonntag“, aber nur bei 38 Prozent. Nur 2,4 Prozent der Zuwanderer sind Tunesier, Marokkaner und Algerier, ihr Anteil an den Tatverdächtigen liegt aber bei 19 Prozent. Besonders häufig sind dabei Diebstahl- und Vermögensdelikte. Auch bei Zuwanderern aus Georgien ist der Anteil an Tatverdächtigen verhältnismäßig hoch. 0,6 Prozent der Zuwanderer kommen aus dem Kaukasusstaat, 3,8 Prozent der vom BKA registrierten Tatverdächtigen waren Georgier.
Ob Zuwanderer mehr Straftaten begehen als Deutsche lässt sich nicht wirklich genau sagen. Es gibt keine offiziellen Zahlen dazu, wie viele Menschen, die hier leben, Zuwanderer im Sinne des BKAs sind. Experten gehen von 1,6 Millionen aus, das entspräche einem Anteil von zwei Prozent an der deutschen Bevölkerung.
Das Problem sind junge Männer – egal ob Deutsche oder Zuwanderer
Rechnet man das auf 100.000 Zuwanderer runter, entfallen auf diese Gruppe in der ersten Jahreshälfte insgesamt 8363 Delikte. Betrachtet man die gleiche Anzahl deutscher Staatsbürger kommt man, laut „Bild am Sonntag“, auf 3885 Fälle – also weniger als die Hälfte.
Also sind Zuwanderer doch krimineller als Deutsche? Der Kriminologe Christian Pfeiffer warnt in „Bild am Sonntag“ jedoch vor voreiligen Schlussfolgerungen: „In jeder Bevölkerung ist die Gruppe der 15- bis 36-jährigen Männer die gefährlichste, sie begehen mehr als die Hälfte aller Gewalttaten.“ Unter Flüchtlingen sei der Anteil junger Männer deutlich größer, weil viele Frauen und Kinder die Strapazen einer Flucht nicht auf sich nehmen wollten. „Das muss man bei der Interpretation dieser Statistiken unbedingt berücksichtigen“, mahnt der Kriminologe.
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