Bei der jüngsten Reise von Papst Franziskus nach Chile und Peru hatte es aus Argentinien Kritik gegeben: Franziskus hatte zum sechsten Mal Lateinamerika bereist, sein Heimatland jedoch erneut ausgelassen. Nun hat sich der Papst dazu geäußert – ausweichend. Experten sehen politische Gründe für den Verzicht.
Papst Franziskus wird sein Heimatland Argentinien laut den Bischöfen des Landes besuchen, „wenn die Zeit dafür gekommen ist“. Das sagte der neu gewählte Vorsitzende der Argentinischen Bischofskonferenz, Bischof Oscar Vicente Ojea, dem vatikanischen Nachrichtenportal „Vatican News“ nach einer Begegnung mit dem Papst.
Experten sehen gute Gründe für den bisherigen Verzicht von Franziskus, in sein Heimatland zu reisen. „In Argentinien sind wir uns nicht der internationalen Dimension Franziskus‘ und seiner Führungsrolle bewusst, weil wir ihn stets aus dem Blickwinkel der Konfrontation im eigenen Land sehen“, zitierte die „Deutsche Welle“ den Papst-Biograph Marcelo Larraquy.
Es sei ein offenes Geheimnis, dass Franziskus Maßnahmen der argentinischen Regierung missbilligt, sagte der Soziologe Fortunato Mallimaci der Nachrichtenseite. Das Kirchenoberhaupt distanziere sich von der neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik des rechtsgerichteten Präsidenten Mauricio Macri. Gleichzeitig zeige er Sympathien für Anhänger der linken Ex-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner.
Populismus und Versöhnung
So habe Franziskus der inhaftierten Kirchner-Aktivistin Milagro Sala einen Rosenkranz geschickt und die Anführerin einer argentinischen Sozialbewegung im Vatikan empfangen. Marcelo Figueroa, Direktor der argentinischen Ausgabe der Zeitung „L’Osservatore Romano“ erklärte das demnach als „priesterliche Gesten“. Kritiker werfen dem Papst laut „Deutsche Welle“ Populismus vor.
Viele Politiker in Argentinien hätten bereits versucht, die Figur des Papstes für ihre Zwecke zu nutzen. So sei auch versucht worden, Franziskus mit der argentinischen Militärdiktatur in Zusammenhang zu bringen, so Figueroa. Das Gegenteil sei richtig. Franziskus beobachtet die Entwicklungen in seiner Heimat aus der Ferne und sucht eine Aussöhnung der politischen Spaltung im Land.
Bei der Privataudienz am Samstag war neben Bischof Ojea auch der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Mario Aurelio Poli, anwesend. „Es ging auch um die Einheit der Bischöfe mit dem, was der Papst lehrt, wie etwa dem apostolischen Schreiben ‚Amoris laetitia‘. Papst Franziskus hat uns aufgefordert, mutig zu sein“, so der Vorsitzende der Argentinischen Bischofskonferenz.
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