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Friday, March 30, 2018

Heinrich Bedford-Strohm - Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche irritiert von Christen, die AfD wählen

Heinrich Bedford-Strohm: Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche irritiert von Christen, die AfD wählen
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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist irritiert von Christen, die die rechtspopulistische AfD wählen.

„Es beunruhigt mich“, räumte Bedford-Strohm gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) ein. „Ich halte nichts davon, sie abzuqualifizieren. Ich erwarte aber, dass nicht einfach Ängste verstärkt werden, sondern über Lösungen geredet wird“, so der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

„Das verlange ich im Übrigen auch von einer Partei wie der AfD - Konzepte, die sowohl unserem Grundgesetz und den dahinter stehenden christlichen Grundorientierungen entsprechen, als auch in der Lage sind, Probleme tatsächlich zu lösen“, betonte der Theologe gegenüber dem RND. Er fordert von den Parteien nach der langen Regierungsbildung in Berlin nun „verlässliches Handeln“ ein. „Dazu gehört, die Armut wirkungsvoll zu bekämpfen, soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen und die Kriminalität in die Schranken zu weisen. Das Entscheidende ist, lösungsorientiert heranzugehen und nicht die Ängste verstärkend. Das erwarte ich von Politikern, dafür werden sie gewählt.“ Bei einer weiteren Zersplitterung der Parteienlandschaft würde das schwierig, glaubt Bedford-Strohm. „Und was wir nicht gebrauchen können, sind Parteien, die nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. An dieser Stelle kommt aber auch die Rolle des Staatsbürgers ins Spiel. Wir sollten uns alle fragen, ob wir die Politik aus dem Lehnstuhl kritisieren wollen oder ob wir uns nicht lieber selbst engagieren.“

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Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehört, für „wenig zielführend“

Heinrich Bedford-Strohm, hält die Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehört, für „wenig zielführend“ und zu kurz gegriffen. Der Theologe sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „In Deutschland leben 4,5 Millionen Muslime. Da ist interreligiöser Dialog nicht Kür, sondern Pflicht. Wir sollten darüber reden, wie wir miteinander umgehen wollen“, so Bedford-Strohm, der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist. Millionen Muslime würden sagen, dass Deutschland ihr Land sei.

„Voraussetzung dafür ist, dass sich alle, die in Deutschland leben wollen, an die Regeln halten, die in unserer wunderbaren Verfassung, dem Grundgesetz, festgeschrieben sind.“ Bedford-Strohm mahnte, Werte wie Toleranz, Achtung und Respekt immer wieder neu zu beweisen. „Christentum ist nichts, was man vor sich hertragen kann oder worauf man sich beruft, um sich von anderen abzuheben. Christentum ist der Anspruch, dem wir uns ständig stellen müssen. Das heißt für mich Nächstenliebe, Solidarität und Achtung vor jedem Menschen. Nicht nur der eigenen Hautfarbe, der eigenen Kultur oder eigenen Religion“, so Bedford-Strohm gegenüber dem RND. „Ob Christentum wirklich Grundlage unserer Kultur ist, entscheidet sich daran, ob wir es wirklich ernst nehmen.“

"Da könnte man auch fragen, ob der Atheismus zu Deutschland gehört"

Die Debatte um die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, führt auch nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx nicht weiter. Der Erzbischof, die Theologin Margot Käßmann und Religionssoziologe Gert Pickel sehen im Dialog eine Chance.

Weder die eine noch die andere Formulierung in der Islam-Frage sei hilfreich, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gegenüber FOCUS. "Da könnte man auch fragen, ob der Atheismus zu Deutschland gehört." Schon der Blick ins Grundgesetz reiche zur Klärung, wo Artikel 4 die Freiheit der Religionsausübung garantiere. "Das ist wirklich Teil unserer Staatsräson."

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"Sie sind zuerst Menschen und dann kommt das Adjektiv"

Ihn störe es, wenn Ängste geschürt und man bei Muslimen nur über ihre Religion rede, so Marx weiter. "Sie sind zuerst Menschen und dann kommt das Adjektiv." Einen politischen Islam, der in Deutschland Propaganda für Krieg mache, lehne er ab. Aber man könne etwa auch nicht pauschal sagen, die Mehrheit der türkischen Muslime sei für den Krieg, betonte der Kardinal. Türken, die hier wohnten, hätten das Recht, sich politisch zu organisieren. Ein Staat solle aber nicht die "Religion benutzen".

Beim traditionellen "Kreuzweg der Völker" in der Münchner Innenstadt am Karfreitag appelliert Marx vor allem an die Christen in Deutschland, auf Muslime und Nicht-Glaubende zuzugehen. "Es scheint mir wieder neu eine Zeit der verbalen, politischen und militärischen Aufrüstung zu sein", sagte er. Stärke werde demonstriert; auch gelte die Logik von Gewinnern und Verlierern. Als Sieger sehe sich, wer am lautesten, deutlichsten und mächtigsten seine Interessen vertrete, beklagte der Erzbischof von München und Freising. "Man will Frieden schaffen, so sagt man, mit immer mehr Waffen. Wie soll das gehen? Ich kann eine solche Logik nicht akzeptieren."

"Wer ist Jesus für euch?"

Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, appellierte, Begegnungs- und Gesprächsräume zu schaffen. Dann würden beispielsweise Ängste gegenüber Muslimen überhaupt nicht erst entstehen, sagte sie im Interview der Woche des Deutschlandfunks.

Einfach sei dies indes nicht. "Aber ich habe das erlebt zwischen Kirchengemeinden und Moscheegemeinden, dass Begegnung Fremdheit zurücknimmt, dass du einander fragen kannst: Wie seht ihr das eigentlich mit eurem Glauben? Wer ist Mohammed für euch? Wer ist Jesus für euch?", so Käßmann. Genauso sei es aber auch notwendig, mit Menschen, "die bei Pegida mitlaufen, zu sprechen, wenn sie es denn zulassen und einen nicht gleich niederbrüllen".

Der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel erklärte unterdessen im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Debatte über den Islam eröffne den Kirchen die Chance, "in eine interkulturelle und interreligiöse Mittlerrolle hineinzuwachsen". Teilweise sei dies im Rahmen der Flüchtlingshilfe schon geschehen. Dadurch zeigten die Kirchen die aktuelle Relevanz von Religionen auf dem positiv bewerteten sozialen Sektor.

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cvh/mit KNA
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