Jedes Jahr am 1. Mai treffen sich junge Christen in Altenberg, um ein Licht zu entzünden - für Diözesanjugendseelsorger Schwaderlapp ein attraktives Angebot der Jugendarbeit.
DOMRADIO.DE: Was ist das Altenberger Licht?
Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln): Das Altenberger Licht hat in unserem Bistum eine sehr lange Tradition. Entstanden ist es nach dem Krieg, 1950 fand das erste Altenberger Licht statt. Altenberg ist weit über die diözesanen Grenzen hinaus schon seit den 1920er Jahren ein ganz wichtiger Teil für die Jugendpastoral in ganz Deutschland gewesen. Pfadfinderverbände haben sich hier gegründet, viele Gruppenleiterschulungen mit jungen Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet haben hier stattgefunden.
1950 wollten die Jugendlichen dann ein Zeichen für den Frieden und die Versöhnung zwischen den Völkern setzen. Und sie haben dann das Altenberger Licht am 1. Mai etabliert. An der Osterkerze wird das Licht entzündet, dieses Licht wurde dann symbolträchtig in die Nachbarländer Polen und Frankreich gebracht. Ein kraftvolles Zeichen dafür, dass junge Leute Verantwortung für den Frieden in der Welt und die Versöhnung zwischen den Völkern übernehmen. Das ist heute nach wie vor genauso wichtig wie damals.
DOMRADIO.DE: Das Motto lautet in diesem Jahr "Wo bist du? Standort wird vermittelt." Was ist damit gemeint?
Schwaderlapp: Das Motto wird vom Initiativkreis des Altenberger Lichts gefunden, das sind einige junge Leute, die Feuer gefangen und die das Licht in sich brennen haben und das weiter geben wollen. Sie haben sich in diesem Jahr nach ihrem Standort gefragt, von dem aus sie aufbrechen. Aufbrechen hat ja nur Sinn, wenn man weiß, woher man kommt und wohin man möchte. Wo stehen wir im Glauben, im Leben?
In der Vigil am Vorabend wird dann das Licht entzündet und am 1. Mai dann entsendet. Die jungen Menschen nehmen dann am 1. Mai das Licht mit nach Hause in ihre Heimatgemeinden. Sie tragen diese Begeisterung und dieses kleine symbolhafte Licht in die Welt, in ihre Verbände, Familien und an die Krankenbetten. Dieses Licht wird durch die jungen Menschen ganz echt weitergegeben.
DOMRADIO.DE: Vor einem Jahr war das für Sie ein ganz besonderes Erlebnis in Altenberg. Wie war dieses erste Jahr im Amt?
Schwaderlapp: Es war ein unglaublich schönes, anstrengendes und abwechslungsreiches Jahr. Die Herausforderungen, die das Amt mit sich bringt, waren mir vorher nur rudimentär bekannt. Das macht es sehr reizvoll. Ich bin ja gleichzeitig auch Rektor von Haus Altenberg, das heißt, ich lebe zwischen zwei Welten. Das eine ist eher auf der Verwaltungsebene im Generalvikariat in Köln und das andere tatsächlich in Altenberg die direktere Jugendseelsorge.
Das reißt den Horizont auf für all die Dinge, die Kirche mit und für junge Menschen tut. Die Vielfalt der Angebote ist ja sehr groß, die offenen Türen, die Jugendsozialarbeit, die offenen Ganztagsschulen, die Jugend- und Verbandsgruppen. Diese Entfaltung der Jugendpastoral ist in meinen Augen beispielhaft. Und für mich sind all diese Begegnungen sehr bereichernd.
DOMRADIO.DE: War die Arbeit mit Jugendlichen immer schon ihr Ziel als Priester?
Schwaderlapp: Mit Sicherheit. Meine eigene Ministrantenzeit war sehr bereichernd. Und als junger Mensch hatte ich schon damals überlegt, was man für Gleichaltrige tun kann in der Pastoral.
DOMRADIO.DE: Wie empfinden Sie denn die Situation in der heutigen Zeit? Ist die Jugend offen für die Angebote und überhaupt den katholischen Glauben?
Schwaderlapp: Das Engagement in der Kirche war auch schon in meiner Jugend keine Selbstverständlichkeit. Wir haben also heute ein viel bewussteres Engagement der jungen Menschen, die sich entschieden haben. Ganz automatisch rutscht man da nicht mehr hinein. Es muss also die Möglichkeit geben, Kirche und Gesichter, die mit Kirche verbunden werden, kennenzulernen.
DOMRADIO.DE: Das heißt konkret?
Schwaderlapp: Das Altenberger Licht ist ein gutes Beispiel, wir stecken da viel Zeit und Liebe in die Vorbereitung und Durchführung. Wir wollen die Leute nicht mit dem Glauben überfallen, sie sollen erst einmal etwas Schönes, Verbindendes erleben, das mit dem Glauben zu tun hat. Es soll also ein attraktives Angebot sein, das inhaltlich gespeist und durchtränkt ist von diesem Glaubensbewusstsein, das uns alle so beflügelt.
Aber auch eine Offene Tür ist eine Möglichkeit, zu der Jugendliche und Kinder kommen, die eigentlich erst einmal gar nichts zu tun haben mit Glaube und Kirche. Sie suchen einfach Gesellschaft und eine Bleibe am Nachmittag. Auch dort erleben sie dann echte, authentische und gute kirchliche Mitarbeiter, die die Kinder nicht instrumentalisieren möchten, sondern zunächst einfach für diese Menschen da sein wollen. Darüber kommt dann oft auch der Kontakt zu Glaube und Kirche zustande.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Dieser Artikel wurde verfasst von domradio
*Der Beitrag ""Nicht mit Glauben überfallen"" stammt von DOMRADIO.DE. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
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