von Peter Dettmer
Atendorf zählt laut offizieller Aussage des NRW Innenministeriums zu den gefährlichsten Orten im Bundesland (1). Und die Kriminalität ist bei weitem nicht das einzige Problem im Stadtteil. Über Jahrzehnte blieb der rasante Niedergang unbeachtet. Dabei war Altendorf mal ein ‘ganz normaler’ Ortsteil. Inzwischen wäre der Beamte selbst bei einem harmlosen Vorgang wie einem Strafzettel gut beraten, vor dem Ausfüllen des Knöllchens Unterstützung anzufordern. Hier sehen sich nämlich auch Uniformierte schnell mit einem Großaufgebot solidarischer Zeitgenossen konfrontiert, die sich in ihrem Verhalten gegenüber der Staatsmacht durch eher mäßigen Respekt (2) auszeichnen.
Blutfehde unter arabischen Clan-Mitgliedern
Nach unserem letzten Besuch in unserem ehemaligen Stammrestaurant, fanden wir uns abends plötzlich im Mittelpunkt eines filmreifen Spektakels wieder: Auf dem Weg zur Haltestelle wurde plötzlich die Straße auf beiden Seiten durch Polizeiwagen abgeriegelt und mit gezogenen Maschinenpistolen stürmten Beamte ein Geschäft gegenüber“, beschreiben Gäste einer örtlichen Gastronomie. Am Morgen danach und einen gefühlten Infarkt später die Aufklärung: Blutfehde unter arabischen Clan-Mitgliedern (3).
Vor allem nachts wird die Gegend zum Angstraum
In desem Bereich der Altendorfer Straße wurde der Boxer Manuel Charr in einem Döner-Imbiss niedergeschossen. In unmittelbarer Umgebung erfolgte auch der Raubüberfall eines jungen Türken auf einen Anwohner — mit tödlichem Ausgang.
Vor allem nach Einbruch der Dunkelheit werden die 2,6 Kilometer zwischen den Straßenbahnhaltestellen Helenenstraße und Bockmühle zum Angstraum: In einer der Dönerbuden wurde der Boxer Manuel Charr (4) niedergeschossen und entging nur knapp dem Tod, wenige Meter weiter ein harmloser Passant auf dem Heimweg von seiner Arbeitsstelle von einem jungen türkischen Intensivtäter (5) niedergeschlagen und ausgeraubt. Der Mann stirbt später an den Folgen des brutalen Überfalls. Nur Beispiele aus dem Alltag in Altendorf, die sich innerhalb weniger Wochen aneinanderreihten.
Drogenhandel auf offener Straße
An einer belebten Kreuzung, mitten auf der stark befahrenen Hauptverkehrsader, bieten afrikanische Zuwanderer ihre Drogen (6) auf offener Straße an. Nähert sich die Polizei, verschwinden die Akteure in einem nahegelegenen Ladenlokal. Ein Hausbesitzer ließ die Passage in seinem Gebäude zumauern, die von den Dealern als Umschlagplatz und Fluchtweg missbraucht wurde.
Zentrale Lage war lange ein Vorteil
Der Stadtteil mit seinen rund 22.000 Einwohnern liegt nahe der Essener Innenstadt. Der Shopping-Tempel Berliner Platz und das Universitätsviertel sind nur wenige Minuten Fahrtzeit oder drei Haltestellen entfernt. Wegen dieser zentralen Lage und der bezahlbaren Mieten war Altendorf als Wohnort über lange Zeit vor allem unter Arbeitern und Studenten beliebt.
Grün auf Altendorf! auf der Bundesstraße 231
Zugemauert: Weil afrikanische Dealer diese Passage im Stadtteil für ihre Geschäfte missbrauchten, ließ der Eigentümer den Durchgang kurzerhand dicht machen.
Da war die Bundesstraße 231, Herzkammer des Stadtteils, noch umsäumt von Handwerksbetrieben und Fachgeschäften aller Art. Doch die guten Zeiten sind lange vorbei: Heute reihen sich hier fast nur noch Dönerbuden, türkische Reisebüros, Ramsch-Läden, Wettbüros und Internetcafés aneinander. Im ehemaligen Warenhaus gibt es heute ein islamisches Beschneidungszentrum. Fast verzweifelt wirkte da der Versuch, die triste Realität zu verdrängen, indem die Bundesstraße abgeriegelt, künstlich begrünt und unter dem Motto Grün auf Altendorf! (7) für ganze sechs Stunden zum Vorzeigeort der Grünen Hauptstadt Essen 2017 erkoren wurde.
Gesamtschule Bockmühle mit trauriger Bekanntheit
Symbol für den Verfall eines Stadtteils: Die Gesamtschule Bockmühle erreichte traurige Bekanntheit nach einem Hilferuf der Schulleitung in den Medien.
Zum Symbol für den Niedergang wurde die Gesamtschule Bockmühle (8). Die Einrichtung erlangte bundesweit traurige Berühmtheit. Mal durch den jahrzehntelangen Verfall, dann durch Brandstiftung und schließlich durch den schlechten Notendurchschnitt der über 1.400 Schüler mit rund 70 Prozent Migrationshintergrund.
Debatte um Burka-Verbot ist hier nicht abstrakt
Die Debatte um ein Burka-Verbot (9)wird im Viertel nicht abstrakt geführt, sondern ist Realität im Multikulti-Umfeld: Sowohl in einer Grundschule, als auch in einer Kindertagesstätte wollten komplett verschleierte Frauen ihre Kinder abholen. Pädagogen beschreiben: „Die anderen Mädchen und Jungen waren so erschrocken, dass diese weinend und völlig verängstigt davonliefen.“ Gegen den von beiden Seiten vereinbarten Kompromiss, den Nachwuchs nur noch am Schultor abzuholen, habe eine Mutter mehrfach verstoßen und stattdessen damit gedroht, ihr Kind von der Schule abzumelden.
Es bleiben Migranten, Arme und Alte
Der Ortsteileingang aus der Fahrtrichtung von Oberhausen nach Essen. An der Straßenbahnhaltestelle Bockmühle beginnt der kritische Abschnitt der Straße.
Geblieben sind neben den Migranten vor allem die Rentner, die aufgrund ihres Alters den Umzug scheuen und die ‘Hartzer’, die sich den Wohnungswechsel nicht leisten können. Bürger ohne Migrationshintergrund haben dem Viertel scharenweise den Rücken gekehrt. Wen wundert’s? Fragt man die Suchmaschine nach Essen-Altendorf, bietet Google vier Kombinationen: Kriminalität, Ausländeranteil, Ghetto, Schießerei.
Quellenangaben:
1 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 5705 vom 10. März 2017 des Abgeordneten Peter Biesenbach, CDU, Drucksache 16/14507
2 Polizeibericht Essen vom 5. Mai 2016
3 derwesten.de, „Wie libanesische Familienclans die Polizei herausfordern“, Dominika Sagan, 28. Juli.2015
4 Bild.de, „Charr-Schütze muss 5 Jahre in Haft“ M. Engelberg und S. Tews, 21. März 2016
5 waz.de, „Brutaler Raub: Entsetzen nach Tod des Essener Pferdepflegers“, Janet Lindgens und Dominika Sagan, 13. Oktober 2015
6 waz.de, „Anwohner klagen über öffentlichen Drogenhandel in Essen-Altendorf“, Rüdiger Hagenbucher, 21. Juli 2015
7 essen.de, Grüne Hauptstadt veranstaltet „Grün auf! Altendorf“, 1.September 2017
8 deutschlandfunk.de, „Hilfeschrei einer Essener Brennpunktschule“, Dirk Groß-Langenhoff, 8. Februar 2017
9 derwesten.de, „Rektorin duldet keine vollverschleierte Muslima in ihrer Grundschule“, Gerd Niewerth, 14.November 2014
*Der Beitrag "Essen-Altendorf: Auf der Meile der Dönerbuden und Drogenhändler" stammt von Informer. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
No comments:
Post a Comment