
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gerät in der Affäre um seinen geschassten Sicherheitsmitarbeiter Alexandre Benalla in Erklärungsnot. Benalla sagte am Sonntag dem Online-Magazin "Mediapart", er habe nach seiner Entlassung im Juli weiter regelmäßig mit Macron kommuniziert.
Damit widersprach er der Darstellung des Präsidenten. Benalla gab an, seine Version durch gespeicherte Nachrichten auf seinem Handy belegen zu können. Frankreichs Regierung wies die Äußerungen empört zurück und bezichtigte Benalla der Lüge.
Benalla hatte nach einer mutmaßlichen Prügelattacke auf Demonstranten in Paris am 1. Mai seinen Posten verloren. Macron gab an, er habe seit Juli keinen Kontakt mehr zu Benalla gehabt. Dieser sagte nun aber in dem Interview, er habe sich auch nach Juli weiter über "verschiedene Themen" mit Macron ausgetauscht, etwa über die Proteste der "Gelbwesten" oder Sicherheitsfragen.
"Es wird sehr schwer werden, das zu dementieren, denn der ganze Austausch ist auf meinem Handy", sagte der 27-jährige frühere Türsteher, der schon 2016 im Wahlkampf für Macron gearbeitet hatte und ab Mai 2017 Sicherheitskoordinator im Elysée-Palast war.
Darstellungen seien "falsch" und "erfunden"
"Mediapart" hatte kürzlich berichtet, dass Benalla auch nach seiner Entlassung auf rechtlich fragwürdige Weise Diplomatenpässe behalten habe. Der frühere Macron-Vertraute sei damit etwa nach Afrika gereist.
Nach Benallas Darstellung dauerten die Kontakte zu Macron bis zu diesen Enthüllungen von "Mediapart" an. "Dann wurde die Verbindung gekappt", sagte Benalla.
Das französische Außenministerium wies Benallas Darstellungen am Montag als "falsch" und "erfunden" zurück. Es habe "keinerlei Vergünstigungen" für Benalla gegeben, und es seien mehrere Versuche unternommen worden, die Diplomatenpässe zurückzufordern.
Ein Sprecher des Elysée-Palasts bezeichnete Benallas Angaben als "Bündel von Unwahrheiten und Ungenauigkeiten". Durch seine Anschuldigungen wolle sich der frühere Präsidentenmitarbeiter "für seine Entlassung rächen".
Weiterer Vorwurf
Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte am Samstag Vorermittlungen gegen Benalla wegen Veruntreuung eingeleitet. Die Ermittlungen beziehen sich demnach auch auf den Vorwurf des missbräuchlichen Verwendens eines Ausweises.
Benalla wird außerdem verdächtigt, bei seinen Reisen den Anschein erweckt zu haben, weiterhin als hochrangiger französischer Beamter tätig zu sein. Er hatte sich unter anderem mit Tschads Staatschef Idriss Déby und dem Präsidenten der Republik Kongo, Denis Sassou Nguesso, getroffen.
Benalla sagte in dem "Mediapart"-Interview, er habe Macron und dessen Umfeld stets über seine Unternehmungen informiert. Er habe angegeben, wen er getroffen und was er bei den Treffen erfahren habe. Den Präsidenten habe er immer "direkt" informiert. Der Elysée-Palast hatte am Dienstag erklärte, Benalla sei nicht als "offizieller oder inoffizieller Gesandter" des Präsidenten unterwegs gewesen.
Wer sagt die Wahrheit in der Affäre?
Benalla sagte weiter, ein Mitarbeiter des Elysée-Palastes habe ihm Anfang Oktober auf einer Straße unweit des Präsidentenpalastes persönliche Gegenstände und seine Diplomatenausweise übergeben. Er wurde demnach lediglich aufgefordert, damit "keine Dummheiten zu machen".
Wenn der Elysée-Palast nicht gewollt habe, "dass ich die Pässe benutze, hätte man sie nur sperren und in eine Datenbank eintragen müssen", sagte Benalla. Über Auslandsreisen mit einem Diplomatenpass wisse zudem immer die französische Botschaft vor Ort Bescheid.
Der frühere Kommunikationsberater von Ex-Präsident François Hollande, Gaspard Gantzer, forderte den Elysée-Palast am Montag im Sender France Inter auf, die "Wahrheit" über die Affäre sagen. Kritik kam auch von den konservativen Republikanern. Seit Benallas Entlassung sei von der Staatsspitze nur eine "Abfolge von Lügen und von Vertuschung" gekommen, sagte die Sprecherin der Partei, Laurence Saillie, im Sender RTL.
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