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Friday, March 29, 2019

Analyse unseres Partner-Portals „Economist“ - Sanftere Töne, Diktator im T-Shirt: Nordkoreanische Propaganda verändert ihren Stil

Analyse unseres Partner-Portals „Economist“: Sanftere Töne, Diktator im T-Shirt: Nordkoreanische Propaganda verändert ihren Stil

    Von Kim Jong Uns erstem Staatsbesuch in China vor etwas mehr als einem Jahr erfuhren die Bewohner Nordkoreas erst, als der Diktator sich wieder sicher in heimischen Gefilden befand. Doch sogar zu diesem Zeitpunkt teilte das Regierungssprachrohr „Rodong Sinmun“ seinen Lesern nur in knappen Worten mit, dass der „oberste Führer” seinem chinesischen Gegenpart einen „inoffiziellen Besuch” abgestattet habe.

    Doch letzten Monat, als Mr. Kim für ein zweites Treffen mit US-Präsident Trump nach Vietnam flog, berichteten die Medien seines Landes nahezu pausenlos über jedes noch so kleine Detail des Gipfeltreffens. Das Staatsfernsehen strahlte täglich neue Updates über Kims Auslandsreise aus. Rodong veröffentlichte langatmige Abhandlungen über den Empfang Kims auf den roten Teppichen Vietnams, durchsetzt mit rührseligen Geschichten darüber, wie sehr man den großen Führer in seinem Heimatland derweil vermisse. Näher hatten sich die notorisch schwerfälligen Propagandaorgane des Nordens noch nie an so etwas wie eine flächendeckende Live-Berichterstattung herangewagt.

    Genauso bemerkenswert ist, dass die Medien Nordkoreas ebenfalls damit begonnen haben, auch über die Vereinigten Staaten zu berichten. Ihr tägliches Geschäft bestand bis vor kurzem noch aus ellenlangen Tiraden über die „bösartigen amerikanischen Imperialisten”. Erst vor einem Jahr bezeichnete Rodong Sinmun den US-Präsidenten noch als „verrückten alten Bastard”. In den letzten paar Monaten verschwanden derartige Beleidigungen aber nahezu ganz aus der nordkoreanischen Berichterstattung.

    Mit der Ausnahme einer Darstellung Mike Pompeos als „gangsterartigem Schergen” schwächte der Ton der Berichterstattung über Amerika sich zuletzt merklich ab. Auch als Mr. Trump vorzeitig vom Gipfeltreffen in Vietnam abreiste, reagierten die nordkoreanischen Medien mit überraschender Milde.

    Für ein Land wie Nordkorea ist die Änderung bemerkenswert

    Der neue Ton der Propagandamaschinerie sollte jedoch nicht etwa als Zeichen dafür gewertet werden, dass der Norden seine Politik auf bedeutsame Weise abschwächen könnte. Doch für ein Land, in dem sich bereits seit Jahrzehnten allgemein nur sehr wenig verändert, ist ein solcher PR-Umschwung dennoch ausgesprochen bemerkenswert.

    Zumindest zeigt er wohl, dass Mr. Kim den zur Modernisierung seines Landes nötigen Willen hat. Zudem scheint es, als ob das Land seine diplomatischen Gespräche zunehmend ernster nehmen würde, obwohl offizielle Stellen in Pjöngjang noch immer andere Signale aussenden.

    Die Hauptaufgabe der nordkoreanischen Staatsmedien bleibt es zweifellos, Kim Jong Un in den Himmel zu loben. Das Grundmotiv, dass der Diktator pausenlos und auf brillante Weise zum Wohle seines Volkes arbeite, verändert sich dabei kaum, unabhängig davon, ob Mr. Kim gerade ein ausländisches Staatsoberhaupt trifft oder „passgenaue Ratschläge” an die Manager von Staatsbetrieben verteilt, in sämtlichen Industrien, vom Kartoffelanbau bis hin zur Schuheinfärbung.

    "Vieles wirkt ein bisschen weniger steif"

    Doch die Medien porträtieren Mr. Kim heutzutage auf eine weitaus weniger förmliche und archaische Weise, so Jieun Baek von der Universität Oxford. „Vieles wirkt ein bisschen weniger steif, weniger patriarchalisch – manchmal sieht man ihn sogar in einem T-Shirt oder in Begleitung seiner Frau.”

    Während seiner Neujahrsansprache trug Mr. Kim einen Anzug mit Krawatte im westlichen Stil, seine Rede hielt er in einem Zimmer, das eine gewisse Ähnlichkeit zu einer viktorianischen Universitätsbibliothek aufwies, mitsamt großer Ohrensessel und überbordender Bücherregale.  

    Dieser Wandel in der nordkoreanischen PR-Taktik wird vor allem bei der Berichterstattung über die Auslandsreisen Kims ersichtlich. Seinen Gipfeltreffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In kam in den Staatsmedien eine große Aufmerksamkeit zuteil. Die Rodong Sinmum druckte zahlreiche Fotos von dem Handschlag der beiden Staatsmänner über der Trennlinie, die Korea in der schwer abgesicherten „demilitarisierten Zone” in einen Nord- und einen Südteil trennt.

    Entscheidet Kims Schwester, wie er in Szene gesetzt wird?

    Auch der Ausflug Kims und Moon-Jae Ins zum Gipfel des Weißkopf-Berges wurde exzessiv abgelichtet, ebenso wie auch das erste Treffen Kims mit US-Präsidenten Trump in Singapur im vergangenen Juni. Eine Bildbeilage der Rodong zeigte Mr. Kim von einer verspielten Seite, lächelnd und freundlich winkend vor dem Hintergrund der singapurischen Skyline. Andere Bilder versuchten, die Hochachtung ausländischer Staatsoberhäupter für Mr. Kim in Szene zu setzen: Auf manchen Bildern der Zeitung machte Trump einen nahezu unterwürfigen Eindruck.

    Kim Il-Gi, Nordkorea-Experte am INSS, einem Thinktank der südkoreanischen Regierung, sagt, dass derartige Bilder ein neues Selbstbewusstsein darstellen sollen. Dies stelle eine klare Abkehr von der üblichen nordkoreanischen Paranoia vor Mordversuchen oder Revolten im Inneren des Landes dar. Il-Gi behauptet, die Schwester Kims und Leiterin der Staatspropaganda, Kim Yo Jong, hätte bei diesen Veränderungsprozessen eine große Rolle gespielt. „Sie kontrolliert Kims Terminplan – und entscheidet, wie er am besten in Szene zu setzen ist,” so Mr. Kim von der INSS.

    Die Berichterstattung über die Nuklearverhandlungen des Diktators zeigten, so der Experte, dass „Nordkorea dringend einer Aufhebung der amerikanischen Sanktionen bedürfe und den diplomatischen Prozess deswegen weiterlaufen lassen möchte.”

    Neuer Tonlage - alte Ideologie

    Doch Ms. Baek warnt davor, zu viel in diese Veränderungen hineinzulesen. „Kim und seine Berater haben ein feineres Gespür für westliche Medienästhetik als ihre Vorgänger, doch die Botschaft, die sie vermitteln, bleibt im Grunde genommen dieselbe.” Ziel sei es auch weiterhin, Bewunderung und Wertschätzung für den Diktator zu generieren. Jetzt, da immer mehr Nordkoreaner illegal auf ausländische Medien zugreifen können, stelle die neueste Überarbeitung von Kims Image aber nur einen weiteren Versuch dar, die alte Ideologie an ein neues, weltgewandteres Publikum zu verkaufen.

    Sowohl die Ausmaße, als auch die Grenzen der neuen Herangehensweisen zeigten sich deutlich Mitte März, als Choe Son Hui, einer der Unterhändler Nordkoreas bei den Nuklearverhandlungen, ausländischen Diplomaten und Journalisten zu einem Briefing über den Stand der Verhandlungen einlud. Es war an sich bereits überraschend, dass sie den versammelten Gästen überhaupt eine solche Gelegenheit anbot. Doch die Unterhändlerin nutzte den Anlass ausschließlich dazu, dieselben Drohungen und rhetorischen Gratwanderungen zu verbreiten, für die Nordkorea schon seit Jahren bekannt ist. Dabei gab sie unter anderem auch an, dass Nordkorea seine Raketentests schon bald wieder aufnehmen könne und zum Einsatz von Nuklearwaffen bereit wäre, wenn Amerika sich nicht zu weiteren Zugeständnissen bereit erkläre.

    Dieser Artikel erschien in der Asien-Rubrik der neuesten Printausgabe des The Economist unter der Überschrift „Deity in a T-Shirt”.

    Video: Verdächtige Satellitenbilder aufgetaucht: Baut Kim wieder Raketen?

    *Der Beitrag "Sanftere Töne, Diktator im T-Shirt: Nordkoreanische Propaganda verändert ihren Stil" stammt von The Economist. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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