Frank Schenker war lange Bürgermeister in Jena, auch als Bildungspolitiker hat er sich – unter anderem als ehemaliger Bildungsdezernent der Stadt – einen Namen gemacht. In dieser Woche gab Schenker nach 27 Jahren in der CDU aus der Partei aus und wechselte zu den Grünen – ein aufsehenerregender Wechsel.
Den Ausschlag habe die Kandidatenaufstellung für die Stadtratswahl im Mai gegeben, sagt Schenker zu FOCUS Online. „Ich hätte nicht gedacht, dass man mich so durchfallen lässt.“ Der Kommunalpolitiker bekam 48 Gegenstimmen von den 58 Anwesenden. Ein Schock für Schenker. „Mit dieser globalen Ablehnung hätte ich nicht gerechnet“, sagt er.
Schenker glaubt zu wissen, woher die „globale Ablehnung“ kommt. „Ich bin mir sicher, dass die Entscheidung etwas mit meiner Haltung zur Flüchtlingspolitik zu tun hat“, sagt er. Der überzeugte Katholik unterstützte die Entscheidung der Kanzlerin, in der Flüchtlingskrise die deutschen Grenzen offen zu halten und Flüchtlinge von der Balkanroute aufzunehmen. Schenker spricht davon, wie er als Dezernent für die Unterbringung „dieser schutzlosen Fremden“ verantwortlich war – und dass sich seine Einstellung damals geändert habe.
Früher sei er selbst skeptischer in der Flüchtlingsfrage gewesen. Auch heute sagt er noch, dass Deutschland nun mal nicht alle Hilfsbedürftigen aufnehmen könne. „Aber wenn man die Menschen Auge in Auge erlebt, verändert sich etwas“, sagt Schenker. „Ich denke, die Politik sollte viel offener, warmherziger sein.“
Sein Glaube ist sein Kompass
Die katholische Soziallehre ist sein Kompass. „Wer in der Deutschen Demokratischen Republik mit 18 Jahren ins Priesterseminar geht, der weiß, was er im Leben will, was gut ist und was schlecht“, sagt er. Wer sich in der DDR für einen solchen Weg entschied, musste mit Repressalien rechnen. Schenker nahm das damals in Kauf – und so nimmt er heute auch den Gegenwind seiner ehemaligen Parteifreunde hin. Etwas Wehmut klingt aber durch.
„Lange dachte ich: Wo Platz ist für einen Geißler und einen Merz, da passt auch ein Schenker rein“, sagt er. „Aber offenbar gilt das nicht mehr.“ Dass er eine Neigung zu den Grünen habe, hätten eh alle gewusst. „Ich war quasi der sozial-ökologische Flügel hier in der CDU. Ich sage gerne: ich war schwarz-grün, jetzt bin ich grün-schwarz. Solche Bindeglieder brauchen wir in Zukunft vielleicht mehr.“
Und überhaupt sei er ja eigentlich kein Parteimensch, sagt der frühere Bürgermeister. „Aber Demokratie funktioniert wahrscheinlich nur mit Parteien und ich will mich weiter engagieren.“
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