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Thursday, April 18, 2019

Wie viel Gefahr geht von ihnen aus? - "Haben Terror exportiert": Experte erklärt, wie Deutschland mit IS-Rückkehrern umgehen muss

Wie viel Gefahr geht von ihnen aus?: "Haben Terror exportiert": Experte erklärt, wie Deutschland mit IS-Rückkehrern umgehen muss

    104 Erwachsene, die aus Deutschland ausgereist sind, um für den IS zu kämpfen befinden sich derzeit in Gefangenschaft in Syrien oder im Irak. Die Bundesregierung hadert: Wie soll man mit diesen IS-Rückkehrern und ihren Kindern umgehen? Thomas Mücke, Leiter der Beratungsstelle "Violence Prevention Network", hat eine eindeutige Antwort.

    Verfassungsschutz-Chef Thomas Haldenwang hat in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ vor nach Deutschland zurückkehrenden Kindern von IS-Anhängern gewarnt. "Wir fragen uns: Entsteht hier die neue Terroristengeneration?", sagte Haldenwang der Zeitung.

    FOCUS Online hat dazu Thomas Mücke befragt. Der Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe ist Mitgründer und Geschäftsführer von "Violence Prevention Network" und arbeitet mit gefährdeten Jugendlichen. Im Interview spricht er darüber, wie mit IS-Rückkehrern umgegangen werden sollte, und ob von Kindern aus dem IS-Gebiet eine Gefahr ausgeht.

    FOCUS Online: Herr Mücke, laut Innenministerium sitzen derzeit 104 Menschen, die aus Deutschland ausgereist sind, um für den IS zu kämpfen, in Gefängnissen in Syrien oder dem Irak. Was sollte die Bundesregierung mit ihnen tun?

    Thomas Mücke: Sie muss sie zurückholen.

    "Wir müssen die moralische Verantwortung für unsere Bürger übernehmen"

    FOCUS Online: Aber warum? Verstehen Sie die Sorge der Bürger?

    Mücke: Es ist falsch zu denken, dass wir den Terrorismus zu uns importieren. Die Leute in Deutschland haben vergessen: Es sind mehr als 1000 Menschen zum IS ausgereist und wollten sich in Syrien und im Irak am Krieg des IS beteiligen. Wir haben den Terror exportiert. Das hat zwar keine Regierung gewollt, aber es ist passiert. Viele unschuldige Menschen sind davon betroffen. Wir müssen zumindest die moralische Verantwortung für unsere eigenen Bürger übernehmen. Daran führt kein Weg wobei.

    Über das "Violence Prevention Network"

    Das "Violence Prevention Network" ist ein Verbund erfahrener Fachkräfte, der seit 2004 in der Extremismus-Prävention sowie der De-Radikalisierung extremistisch motivierter Gewalttäter tätig ist. Gründungsmitglieder sind Judy Korn, Thomas Mücke und Jan Buschbom.

    Die Vision der Organisation ist es, dass ideologisch gefährdete Menschen und extremistisch motivierte Gewalttäter im Dialog mit den Beratern ihr Verhalten reflektieren und ändern. Sie sollen dazu befähigt werden, ein eigenverantwortliches Leben zu führen, in dessen Verlauf sie weder sich selbst noch andere schädigen - um so Teil des demokratischen Gemeinwesens zu werden.

    Weitere Informationen und Broschüren finden Sie hier.

    Ihnen gefällt das Projekt und Sie wollen dafür spenden?

    Begünstigter: Violence Prevention Network e.V. - Spendenkonto

    Kreditinstitut: Bank für Sozialwirtschaft

    IBAN: DE14 1002 0500 0001 1188 00

    BIC: BFSWDE33BER

    FOCUS Online: Wie?

    Mücke: Aufgabe des Auswärtigen Amtes ist es, jetzt rechtlich und politisch einen Weg zu finden. Die Franzosen haben es auch geschafft, wenigstens ein paar Kinder herauszuholen. Da denke ich mir: So schwer kann das doch nicht sein. Gerade für die Kinder, ist die Gefahr noch einmal wesentlich konkreter. Die Kinder dort sind nicht in Sicherheit, einige sterben dort.

    FOCUS Online: Man sucht derzeit nach Wegen, heißt es.

    Mücke: Diese Diskussion hatten wir schon vor einem Jahr. Viele haben gesagt: In den Lagern werden die Kämpfer auch deradikalisiert. Wer so etwas behauptet, dem kann ich nur sagen: Vergessen Sie das ganz schnell! Uns als Beratungsstelle wird gesagt, man wolle uns nicht überfordern. 2013 als es losging mit den Ausreisen, da wären wir überfordert gewesen. Damals hatten wir für vier Bundesländer einen Berater. Aber heute sind die Strukturen aufgebaut, wir haben 35 Mitarbeiter, Wissen und Kontakte sind da.

    FOCUS Online: Wo liegt dann Ihrer Meinung nach das Problem?

    Mücke: Ich glaube, das liegt in der gesellschaftlichen Sicht auf diese Rückkehrer. Niemand möchte, dass IS-Kämpfer zurückkommen und erstmal in Freiheit leben. Deswegen soll derzeit möglichst viel Beweismaterial gesichert werden. Wenn sie nach Deutschland zurückkommen, können sie dann sofort in Untersuchungshaft genommen werden. Aber es ist sehr schwierig in einem Kriegsgebiet Beweismaterial zu sichern. Das wird nicht funktionieren.

    FOCUS Online: Bis wir das tun, müssen auch die Kinder der Gefangenen in den Lagern ausharren.

    Mücke: Ja, und das ist das Problem. Mir sind die politischen Rahmenbedingungen egal. Ich sage: Das sind Kinder dieses Staates, die sind dort in Gefahr. Lasst euch etwas einfallen, sie zurückzuholen. Ich kann nicht verstehen, dass man nicht in einer Aktion alle Kinder von dort zurückholt.

    "Diese Diskussion ist unsäglich"

    FOCUS Online: Kritiker befürchten, dass auch von den Kindern eine Gefahr ausgehen könnte.

    Mücke: Diese Diskussion ist unsäglich. Kinder, die dort aufwachsen, sind doch keine tickenden Zeitbomben für diese Gesellschaft, wie häufig behauptet wird. Das sind teilweise Kleinstkinder. Es kann sein, dass sie irgendeinen Blödsinn nachquatschen. Aber ein Kind identifiziert sich nicht mit einer extremistischen Ideologie. Wenn das Kind wieder in ein normales, gesundes Umfeld kommt, dann verliert sich das auch wieder relativ schnell. Kinder sind immer Opfer dieser Entwicklung, wir dürfen sie nicht als Gefahr betrachten. 

    FOCUS Online: Was halten Sie von den Plänen, dass Kinder unter 14 Jahren nun auch vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollen?

    Mücke: Da geht es nicht um Kinderschutz. Dafür wäre das Jugendamt zuständig und nicht der Verfassungsschutz. Was soll der denn machen und was beobachten? Er darf ja laut Gesetz nur beobachten, wenn eine Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung besteht. Das heißt, dass man das Kind schon von vornherein als Gefahr ansieht. Dabei ist es umgekehrt: Kinder müssen vor dieser Entwicklung geschützt werden und sind nicht Teil dieser Entwicklung. Wenn eine Sache sicher ist, dann die, dass die Kinder unschuldig sind.

    Die Geschichte des IS-Rückkehrers Mehmet lesen Sie hier.

    Im Video: "Tötet die ungläubigen Imame im Westen": Pierre Vogel bei IS in Ungnade gefallen

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