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Thursday, May 2, 2019

- "Im Land können wir gar nichts mehr machen" / Adveniat sind bei Hilfe in Venezuela die Hände gebunden

"Im Land können wir gar nichts mehr machen" / Adveniat sind bei Hilfe in Venezuela die Hände gebunden
Das Regime um den bisherigen Präsidenten Nicolas Maduro lässt internationale Hilfslieferungen nicht mehr ins Land. Einzig in den Grenzgebieten könne den Menschen auf der Flucht geholfen werden, erklärt das Hilfswerk Adveniat.

DOMRADIO.DE: Die humanitäre Lage in Venezuela ist katastrophal. Was können Sie von Venezuela berichten?

Pater Michael Heinz (Hauptgeschäftsführer von Adveniat): Die humanitäre Situation in Venezuela wird immer schlimmer, es verlassen Leute das Land und wie man mitbekommen hat, geht es im Land jetzt um die Machtfrage. Es kann sich wirklich jetzt jeden Tag etwas ändern. Die aktuelle Lage im Moment ist so, dass wir innerhalb des Landes gar nichts machen können. Wir bewegen uns – wie die Kirche allgemein – am Rande in Kolumbien und in Brasilien.

In Kolumbien werden in den Bistümern, die an der Grenze liegen, Menschen ernährt. Es sind Tausende, die jeden Tag die Grenze überschreiten, nur für einen Teller Mittagessen, ein Stück Brot oder um medizinisch behandelt zu werden. Auch in Brasilien hat die Zahl der Flüchtlinge noch einmal zugenommen, wie unsere Projektpartnerinnen uns zugesichert haben.

DOMRADIO.DE: Wie versuchen Sie von Adveniat konkret zu helfen?

Pater Heinz: Ganz konkret helfen wir über die Bistümer, die Bischöfe und die Solidaritätsaktionen, die sich in Kolumbien und Brasilien gebildet haben. Ebenso über die Caritas und unsere Projektepartner, die als Freiwillige dort Mittagessen zubereiten und das Mittagessen an die Flüchtlinge verteilen.

DOMRADIO.DE: Ein ganz großes Thema Ihrer Arbeit ist auch die Bewahrung der Schöpfung. Inwieweit ist sie speziell in Lateinamerika essentiell und was genau tun Sie dort?

Pater Heinz: Wir tun relativ viel in Aus- und Weiterbildung von jungen Menschen und jungen Erwachsenen. Auch kleinere Projekte haben wir dort, wie eine Förderung durch Solaranlagen, aber vor allen Dingen wirken wir über das Netzwerk "Amazonas" mit. Wir wissen ja, dass der Amazonas ein großes Gebiet ist und die Lunge der Welt genannt wird. Da hat sich vor vier Jahren ein kirchliches Netzwerk "Amazonas" gebildet, in dem von Ordensleuten über Universitäten, teilweise auch indigene Völker, Bischöfe und Bistümer dabei sind.

Wir von Adveniat sind eben auch Teil dieses Netzwerkes und versuchen die Anliegen in Deutschland in die Öffentlichkeit einzubringen. Einerseits geht es immer um die Bewahrung der Schöpfung oder jetzt aktuell die große Amazonas-Synode. Aber wir wollen natürlich die Menschen dort konkret unterstützen durch kleinere Projekte, die wir am Amazonas haben. Das sind insgesamt rund zwei Millionen Euro, die wir im letzten Jahr für diese Projekte zur Verfügung stellen konnten.

DOMRADIO.DE: Dafür braucht Adveniat auch finanzielle Unterstützung. Wie haben sich die Spenden für Lateinamerika im vergangenen Jahr entwickelt?

Pater Heinz: Wir freuen uns, dass sie leicht gestiegen sind. Die Weihnachtskollekte – das ist ja unsere Haupteinnahmequelle – konnte sich auf 24,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr leicht steigern. Erfreulicherweise sind vom Erzbistum Köln 1,7 Millionen Euro dazugekommen. Dadurch konnten wir rund 2.000 Projekte unterstützen. Aber auch die Einzelspenden, die im Laufe des Jahres eingehen, sind auf ein neues Hoch für Adveniat gestiegen, nämlich auf 12,5 Millionen Euro. Diese Einzelspenden kommen meistens, wenn wir die Menschen einladen für konkrete Projekte zu spenden.

Insgesamt sind die Gesamtspenden für Adveniat im vergangenen Jahr um fast 500.000 Euro gestiegen. Das ist erfreulich und zeigt uns aber auch, dass die Menschen dem Hilfswerk Adveniat Vertrauen schenken. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die Adveniat mit unterstützt haben, auch an dieser Stelle.

DOMRADIO.DE: Welche Schwerpunkte wollen Sie in der nächsten Zukunft setzen?

Pater Heinz: In diesem Jahr steht für Adveniat das große Thema Frieden noch einmal auf auf dem Programm. Die Weihnachtsaktion, die wir in diesem Jahr in Freiburg durchführen, steht unter dem Titel "Friede! Mit dir!". So wie wir das im Gottesdienst auch gewohnt sind, wenn wir uns den Friedensgruß geben und sagen "Friede sei mit dir". Genauso wollen wir jetzt nochmal darauf hinweisen, dass der Friede nur mit dir, mit meinem Gegenüber, möglich ist. Bei diesem Thema wollen wir ganz besonders den Frieden und die Umwelt, aber auch den Frieden im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Beziehungen als Schwerpunkt setzen.

Es geht vor allem darum, was es für Folgen für unserer Rinderzucht hier in Deutschland und Europa hat, wenn zum Beispiel im Amazonas immer mehr Wald abgeholzt, dafür aber Soja angebaut wird. In erster Linie geht es darum, was es für Folgen für die Menschen vor Ort hat.

Das andere große Thema, das wir in diesem Jahr jetzt angehen, ist die Amazonas-Synode, zu der Papst Franziskus ja nach Rom eingeladen hat. Sie wird im Oktober stattfinden. Die Synode thematisiert die Menschen, die indigenen Völker, die Umwelt, aber auch die Struktur der Ämter in der Kirche. Er hat ja dazu eingeladen, neue Wege für eine neue Kirche zu gehen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

DOMRADIO.DE
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