Nach den Tumulten mit Verletzten vor der geplanten Abschiebung eines jungen Afghanen in Nürnberg hat die Polizei eine Analyse des Polizeieinsatzes angekündigt.
"Ihr könnt sicher sein, dass wir in unserer Behörde diesen Einsatz noch einmal genau betrachten und besprechen werden", schreibt das Polizeipräsidium Nürnberg in einem Facebook-Beitrag. Man habe nicht wissen können, dass der Einsatz so aus dem Ruder laufen könnte. Der Vorfall wird auch ein parlamentarisches Nachspiel haben. Die SPD-Landtagsabgeordneten Alexandra Hiersemann und Horst Arnold verlangen von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) umfassend Auskunft über den Polizeieinsatz in einer Berufsschule.
Schüler hatten am Mittwoch zunächst mit einer Sitzblockade und einer spontanen Demonstration versucht, die Abschiebung des afghanischen Mitschülers zu verhindern. Als die Streifenbeamten daraufhin Verstärkung anforderten, kam es zu tumultartigen Szenen. Neun Polizisten wurden verletzt, fünf Personen vorübergehend festgenommen.
Afghane wusste laut Polizei von bevorstehender Abschiebung
Das bayerische Innenministerium hat inzwischen einen detaillierten Bericht zu den Vorkommnissen angefordert, um den Vorfall nachzubereiten. Der liege bislang aber noch nicht vor, sagte ein Sprecher. Auf jeden Fall habe der 20 Jahre alte Afghane keineswegs eine Lehre absolviert, wie sein Berufsschulbesuch zunächst vermuten ließ. Er habe vielmehr an einer freiwilligen staatlichen Qualifizierungsmaßnahme mit der Fachrichtung Schreiner teilgenommen.
Nach Angaben der Nürnberger Polizei habe der Afghane auch von seiner bevorstehenden Abschiebung gewusst. Asylbewerber würden lange vorher darüber informiert. "Das war auch heute so. Und deshalb war es auch für den 20-jährigen Schüler der Berufsschule keine Überraschung mehr", betonte die Polizei in ihrem Post vom späten Mittwochabend. Sie hatte damit auf die vielen Reaktionen in den sozialen Netzwerken auf den Vorfall reagiert.
"Die Videobilder von dem Einsatz sind verstörend"
Die Entscheidung des Amtsgerichts Nürnberg, ob der 20-Jährige in Abschiebehaft kommt, stand derweil nach Angaben der Regierung von Mittelfranken am Donnerstag noch aus.
"Die Videobilder von dem Einsatz sind verstörend", sagte der SPD-Abgeordnete Arnold. "Ich bin sehr befremdet von dem, was da in und vor der Schule passiert ist. Der Landtagsabgeordnete Michael Piazolo von den Freien Wählern kritisierte den Polizeieinsatz am Donnerstag als "unsensibel und überzogen".
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