Bekannt ist der Ku-Klux-Klan vor allem aus den USA. Doch in den 1970er- und 1980er-Jahren wurden mehrere Vorfälle und sogar Morde in der Bundesrepublik mit dem Klan in Verbindung gebracht. Es blieb zwar eine kurze Episode, doch existiert der Ku-Klux-Klan Deutschland?
In den Vereinigten Staaten schreibt der Ku-Klux-Klan eine lange Geschichte der Intoleranz und der Gewalt. So taucht die Organisation gleich mehrfach in der Geschichte auf und wurde in den USA wiederholt aufgelöst und verboten. Je nach Epoche lassen sich die Ziele des Geheimbundes als rassistisch, revanchistisch, chauvinistisch, fremdenfeindlich, frauenverachtend und fortschrittsfeindlich bezeichnen.
Dabei schrecken die Mitglieder selten vor Gewalt gegen Menschen und Sachgüter zurück. Bekannt sind die öffentlichen Inszenierungen der Gruppe. Typisch hierfür sind weiße Gewänder und spitze Kapuzen: Diese bedecken das gesamte Gesicht und sollen die Mitglieder vor Enttarnung schützen. Das Kerngebiet sind die Südstaaten der USA, wo die erste Ku-Klux-Klan-Organisation nach dem amerikanischen Bürgerkrieg in den 1870er-Jahren gegründet wurde.
Gegen wen stellte sich der Ku-Klux-Klan?
Die erste Bewegung unter der Bezeichnung Ku-Klux-Klan war ein Geheimbund, der großenteils paramilitärisch organisiert war. Das Ziel war, im Verborgenen den Kampf gegen die amerikanischen Nordstaaten und gegen die Gleichberechtigung der afroamerikanischen Bevölkerung gewaltsam weiterzuführen. Die Mitglieder verübten Brand- und Terroranschläge mit Sprengstoff. Weitere Aktionsformen beinhalteten öffentliche Lynchmorde oder die symbolhafte Verbrennung von Kreuzen und anderen religiösen Symbolen.
Bei allen Aktivitäten zielen die Mitglieder auf ethnische oder religiöse Minderheiten. In der streng gläubigen, mehrheitlich protestantischen weißen Gesellschaft des landwirtschaftlich geprägten Südens der USA sind dies traditionell Afroamerikaner, Nordstaatler, Stadtbewohner, Industrielle, Katholiken, jüdische Mitbürger. Dies gilt auch zunehmend für Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln. Der Klan wurde mehrfach aufgelöst, gründete sich jedoch immer wieder neu.
Im Video: Diese scheinbar harmlosen Symbole benutzen Rechtsradikale, um sich gegenseitig zu identifizieren
Rätselhafte Morde in Deutschland
Ende der 1970er-Jahre soll für eine kurze Zeit ein westdeutscher Ableger der radikalen Organisation bestanden haben. Ein Unteroffizier der amerikanischen Luftwaffe soll die Vereinigung in Bitburg oder auf der Airbase Ramstein in Rheinland-Pfalz gegründet haben. In den folgenden Jahren bis 1981 kam es zu einer Reihe von rätselhaften Vorfällen, die sowohl das Bundesamt für Verfassungsschutz als auch die Militärbehörden der USA dem Ku-Klux-Klan West Germany zurechneten.
Dazu gehörten die Giftmorde an zwei schwarzen US-Soldaten und mehrere Angriffe auf katholische und jüdische Einrichtungen im Umfeld von US-Militärbasen in Rheinland-Pfalz, Bayern und Bremerhaven.
Obwohl mehrere Journalisten die Machenschaften nach einer intensiven Recherche aufdeckten und die Vereinigung sogar Thema in einer bundesdeutschen Parlamentsanfrage war, ließ sich nie mit Sicherheit bestimmen, wie viele Mitglieder dieser westdeutsche Ableger des Ku-Klux-Klans hatte. Die Berichte spekulierten über Zahlen von wenigen Dutzend bis einigen Hundert Unterstützern, die meisten von ihnen im direkten Umfeld der Luftwaffenstützpunkte in Rheinland-Pfalz.
Gründer versetzt und vor Gericht gestellt
Der mutmaßliche Gründer der westdeutschen Sektion des Ku-Klux-Klans wurde von seinen Vorgesetzten nach Bekanntwerden der Ermittlungen in die USA zurückversetzt. Er soll dort auch vor ein Kriegsgericht gestellt worden sein. Es lassen sich aber keine konkreten Urteile oder Akten aus dem Prozess finden. Die bundesdeutschen Verfassungsschutzberichte gehen davon aus, dass die deutsche Organisation im Jahr 1991 definitiv nicht mehr bestand. Wahrscheinlich hatte sie sich bereits kurz nach der Versetzung des mutmaßlichen Drahtziehers 1981 aufgelöst.
Wesensverwandte Organisationen
Auch, wenn der Ku-Klux-Klan heute keine Strukturen in Deutschland unterhält, so gilt das Gedankengut der Maskenmänner für rechtsradikale Kreise als höchst anschlussfähig. Im Jahr 2000 wurde in Schwäbisch Hall die nach amerikanischen Vorbild geformten „Euopean European White Knights of the Ku Klux Klan“ gegründet. Die Organisation, die sich 2003 wieder auflöste, rückte dadurch in die mediale Aufmerksamkeit, dass mehrere Polizisten Mitglieder der Gruppe waren.
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