Unnötiges Störfeuer für SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz: In den Umfragen liegt seine Partei weit hinter der CDU zurück. Und vier Wochen vor der Wahl stößt ausgerechnet sein Vize eine Grundsatzdebatte über die Zukunft der Partei an.
„Wir haben uns zu wenig Zeit genommen, über die großen grundsätzlichen Fragen zu reden, wie die Zukunft der Arbeit, die soziale Sicherung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Erst recht nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise“, sagte Thorsten Schäfer-Gümbel, stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender, dem Radiosender hr-Info.
Die Gesellschaft sei im Wandel, sagte Schäfer-Gümbel. Antworten darauf könne die SPD liefern. „Dafür sind wir vor 154 Jahren gegründet worden, große epochale Veränderungen so zu gestalten, dass sie nicht auf den Knochen der Menschen ausgetragen werden. Und an so einem Punkt stehen wir wieder.“
Dass eine Zukunftsdebatte der SPD schaden könnte, glaubt Schäfer-Gümbel nicht. „Erfolgreiches Regieren und eine Programmdebatte über die Zukunft ist kein Widerspruch“, sagte er.
Grundsatzdebatte käme für die SPD zur Unzeit
Eines scheint Schäfer-Gümbel dabei vergessen zu haben: Noch steht die Partei voll im Wahlkampf. Und da sieht es nicht rosig aus. Seit dem Abklingen des vielzitierten Schulz-Effekts dümpelt die Partei bei unter 25 Prozent herum. Die Union ist mit knapp 40 Prozent weit enteilt.
Das TV-Duell mit Kanzlerin Angela Merkel am Sonntag könnte bereits Schulz‘ letzte Chance sein, das Ruder herumzureißen. Denn knapp jeder fünfte Wähler – immerhin 6,5 Millionen Menschen – will einer aktuellen Umfrage zufolge seine Wahlentscheidung vom Ausgang des Duells abhängig machen. Dass sein Vize ausgerechnet jetzt eine Grundsatzdebatte anstoßen will, dürfte Schulz nicht gelegen kommen.
Schäfer-Gümbels Selbstkritik ist auch Schulz-Kritik
Denn Schäfer-Gümbels Selbstkritik an der von ihm maßgeblich mitgetragenen Zukunftsplanung der SPD trifft in Wahrheit niemanden härter als den Parteichef und Kanzlerkandidaten. Schulz ist Kopf und Gesicht des SPD-Programms. Fehler der Partei werden letztlich ihm angelastet.
Da hilft es wenig, dass Schäfer-Gümbel dem SPD-Kanzlerkandidaten gute Chancen beim TV-Duell ausrechnet. „Martin Schulz wird auf die wichtigen Fragen unserer Zeit konkrete Antworten geben und wir wissen jetzt schon, dass die Kanzlerin wenig konkret sein wird wie immer“, sagte er zu hr-info.
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