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Friday, August 11, 2017

„Üble Tortur“ - Rosenheimer Arzt erzählt, was er in Gesichtern der Flüchtlinge aus Güterzügen sieht

„Üble Tortur“: Rosenheimer Arzt erzählt, was er in Gesichtern der Flüchtlinge aus Güterzügen sieht
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Bis zu 3000 Flüchtlinge wurden 2015 täglich in die Kaserne der Rosenheimer Bundespolizei geschickt, um Identität und Gesundheitszustand festzustellen. Heute sind es zwar kaum mehr als 80 pro Tag. Doch nun steigen die Zahlen wieder. Viele der Ankommenden sind mit dem Güterzug illegal nach Deutschland eingereist. Der physische Zustand einiger Flüchtlinge ist so schlecht wie selten zuvor.

Manchmal ist Hermann Neun jetzt schockiert, wenn er aus dem kleinen Untersuchungszimmer in der ausgedienten Schneiderei der Kaserne in den Warteraum schaut. Stünden dort Gruppen mit Kindern, Frauen und Männern, wisse er, dass sie von der Bundespolizei in einem Flexibus aufgegriffen worden seien, sagt der Arzt. Denn die sähen relativ entspannt aus. „Doch wenn dort eine Gruppe junger Männer steht, die alle erschreckend übermüdet und total ausgezehrt aussehen, weiß ich sofort: Die haben die Nacht auf einem Güterzug verbracht. Und zwar nicht unter irgendeiner Plane, sondern zwischen den Lkw-Aufliegern“, berichtet Neun in sorgenvollem Tonfall.

Herrmann Neun hat schon Tausende Flüchtlinge untersucht. Der Arzt von der „Ambulanz Rosenheim“ ist mit einem weiteren Kollegen seit Beginn der Flüchtlingskrise für das medizinische Screening in der Bundespolizeikaserne zuständig, bei dem aufgegriffene Migranten untersucht werden.

"Die Tortur steht ihnen ins Gesicht geschrieben"

Die medizinische Screeningstelle in Rosenheim, die das bayerische Gesundheitsministerium im Juli fast geschlossen hätte, dient vor allem dazu, hierzulande nur selten auftretende Krankheiten wie Thypus, Tuberkulose oder Krätze festzustellen und zu behandeln. So sollen Ansteckungen vermieden werden.

Was uns Mut macht

Die Zahl der Straftaten von Migranten ist zu Jahresbeginn leicht zurückgegangen. Das Bundeskriminalamt (BKA) registrierte im ersten Quartal 2017 rund 64.700 Fälle mit mindestens einem tatverdächtigen Zuwanderer, in den letzten drei Monaten des Vorjahres waren es noch 66.000 Fälle. Das geht aus einer aktuellen BKA-Statistik hervor. Über entsprechende Zahlen hatte zuvor bereits die "Passauer Neue Presse" berichtet und sich auf eine Unterrichtung des Innenministeriums im Bundestag bezogen.

Die BKA-Daten zeigen auch, dass bestimmte Nationalitäten bezogen auf die Gesamtzahl der Zuwanderer überdurchschnittlich häufig durch Straftaten auffallen: Das betrifft etwa Menschen aus den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien, aus den afrikanischen Ländern Gambia, Nigeria und Somalia sowie aus der Balkan-Region und aus Georgien. Der Anteil von Syrern, Afghanen und Irakern an den Tatverdächtigen ist hingegen vergleichsweise niedrig.

Zu den Zuwanderern zählen in der Statistik Asylbewerber, Flüchtlinge, Geduldete und Illegale. Dass dieser Personenkreis überdurchschnittlich häufig durch Straftaten auffällt, ist lange bekannt. Das liegt unter anderem daran, dass sich unter den Flüchtlingen besonders viele Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren finden. Auch Deutsche aus dieser Gruppe sind überdurchschnittlich oft in Straftaten verwickelt. (dpa)

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Doch nun haben Neun und sein Kollege es immer öfter mit starken Erschöpfungsfällen zu tun, die durch die lebensgefährlichen Reisen auf offenen Güterzügen entstehen. Waren es in den ersten Monaten des Jahres noch etwa je 20 Flüchtlinge, die von der Bundespolizei auf dem Bahnhof in Raubling bei stichprobenartigen Kontrollen gefunden wurden, hat sich die Zahl im Juli auf 100 verfünffacht.

Bei den Güterzug-Flüchtlingen handele es sich meist um „junge, eher sportliche Männer zwischen 16 und Ende 30“, berichtet Neun. Doch trotz der guten physischen Kondition gingen die Strapazen der Reisen an diesen Männern nicht spurlos vorbei. „Die Tortur steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Diese Personen sind total übermüdet und völlig ausgezehrt. Das ist ja auch kein Wunder.“

Im Video: Österreich in Sorge wegen angeblicher Visa-Pläne Italiens - Rom dementiert

Horrortrip: Stundenlang bei 140 km/h und Regen auf offenem Zug auf Metall sitzend

Denn die meisten der Flüchtlinge, erzählt Neun weiter, hätten sich schon irgendwo in Italien heimlich auf den Zug geschmuggelt. „Sechs bis neun Stunden auf einem offenen Zug bei 140 km/h, liegend oder hockend zwischen Reifen und Stahlträgern, auf Metall sitzend und zitternd bei Temperaturen, die in den Alpen vor allem nachts auch im Sommer in den einstelligen Bereich sinken können, vielleicht sogar noch mit Regen – das zehrt stark an den Kräften selbst junger, fitter Kerle.“

Viele dieser Flüchtlinge seien zudem „erschreckend dehydriert“, weil niemand von ihnen daran denke, sich wenigstens Wasser für diese lebensgefährliche Reise mitzunehmen, schildert der Arzt weiter. „Wenn diese Männer nicht so belastbar wären, dann hätten wir hier jede Menge Patienten für die Intensivstation.“

Ärzte fürchten, dass sich die Lage schon im September verschärft

Das größte Risiko, das die Flüchtlinge auf den Güterzügen eingehen, sei von den Lkw-Aufliegern vom Zug zu fallen. Und zwar nicht nur nach außen, sondern auch nach innen direkt aufs Gleisbett, denn die Auflieger sind in der Mitte an mehreren Stellen offen. Es grenzt fast an ein Wunder, dass bisher erst ein einziger Flüchtling starb, als er im Juni bei Großkarolinenfeld wenige Kilometer nördlich von Nordheim vom Auflieger fiel.

Die Rosenheimer Notärzte hätten bislang nur in wenigen Ausnahmen wegen schwerer Fälle von Erschöpfung und Unterkühlung intervenieren müssen, sagt Michael Bayeff-Filloff, Leiter der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Rosenheim.

Doch wie sein Kollege Neun beim medizinischen Screening in der Bundespolizeikaserne fürchtet auch Bayeff-Filloff Übles, was die nächsten Wochen und Monate betrifft. „Spätestens im September dürfte der Herbst die Temperaturen wieder fallen lassen. Das könnte zu für die Flüchtlinge zu einem großen Problem werden. Sie könnten dann viel leichter das Gleichgewicht verlieren und zu Tode stürzen.“

Im Video: AfD-Funktionärin wünscht Flüchtlingen den Tod

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