Elf Minuten lang war am 3. November 2017 das Twitter-Profil von Donald Trump deaktiviert. Der mächtigste Mann der Welt – zum Schweigen gebracht von einem einfachen Angestellten des sozialen Mediums, das Trump nur allzu gerne nutzt, um gänzlich unsoziale Nachrichten direkt in die Newsfeeds seiner 44 Millionen Follower zu injizieren.
Der Silicon-Valley-Konzern erklärt zunächst, es handle sich um den „menschlichen Fehler“, eines Mitarbeiters aus der Kundenbetreuung. Dann hieß es, es könne sich doch um Absicht handeln. Das Unternehmen habe eine interne Untersuchung gestartet, um den Schuldigen zu finden und eine Wiederholung auszuschließen.
„Ich habe es nicht mit Absicht gemacht“
Für die einen war dieser Schuldige ein Held, für die anderen ein Verbrecher. Monatelang suchten Medien nach dem Mann, von dem lediglich bekannt war, dass er die Löschung des Profils an seinem letzten Tag in Gang setzte. Das Magazin „Techchrunch“ will ihn nun gefunden haben.
Bahtiyar Duysak ist sein Name. Ein Deutscher mit türkischen Wurzeln in seinen 20ern. Studium in Essen, Birmingham und an der renommierten Stanford University. Erste Arbeitserfahrung bei Dienstleistern von Youtube, Google und Twitter. Er habe sich nicht wie ein Held gefühlt, sagte Duysak. Die Löschung sei vielmehr ein Versehen gewesen. „Ich habe es nicht mit Absicht gemacht“, versicherte er dem Magazin.
Ein ereignisloser letzter Tag – bis zu jener Beschwerde
Duysak war fünf Monate lang Mitarbeiter der „Trust and Safety Operations“ bei Twitter und als solcher unter anderem für Beschwerden über obszöne, gewalttätige und anderweitig unangemessene Nachrichten zuständig. Sein letzter Arbeitstag sei ereignislos gewesen. Bis gegen Ende seiner Schicht ein Nutzer den Twitterkanal von Donald Trump meldete.
Quasi als Abschiedsgeschenk setzte Duysak die Deaktivierung in Gang – ohne zu wissen, was er auslösen würde. Er habe geglaubt, das Profil gar nicht löschen zu können, sagte Duysak dem Magazin. Anschließend habe seinen Computer zugeklappt und den Heimweg angetreten. Dass der Account tatsächlich deaktiviert wurde, hab er nicht mitbekommen. Bis ihn eine entfernte Bekannte informierte und Duysak den Fernseher anschaltete.
Duysak klagt über aggressive Recherche der Medien
Die Löschung sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen. „Ich habe niemanden gehackt. Ich habe nichts getan, wozu ich nicht autorisiert gewesen wäre“, beteuert Duysak. Details nennen weder er noch der „Techchrunch“-Bericht. Twitter hat bisher nicht bestätigt, dass es sich bei dem Mitarbeiter, der Trumps Profil lahmlegte, tatsächlich um Bahtiyar Duysak handelt.
Als Beweggrund für das Interview mit „Techchrunch“, in dem er eindeutig zu sehen ist, nannte Duysak die aggressiven Kontaktversuche der Medien. Er habe hunderte Freunde und Bilder in den sozialen Medien löschen müssen, weil Reporter über seine Kontakte an ihn heranzukommen versuchten. „Ich will nur ein normales Leben weiterführen“, sagte Duysak dem Magazin.
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