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Wednesday, January 31, 2018

Eskalation in Brandenburg - Zu entsetzt, um zu reagieren: Juan erzählt, wie er rechte Gewalt in Cottbus erlebt

Eskalation in Brandenburg: Zu entsetzt, um zu reagieren: Juan erzählt, wie er rechte Gewalt in Cottbus erlebt
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Die Lage in Cottbus ist heikel: Wiederholt kam es in den vergangenen Wochen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Ausländern und Deutschen. Anfang Januar verfolgte ein Mob Rechtsradikaler drei Asylbewerber bis in ihre Unterkunft und prügelte sie krankenhausreif. Ein junger Syrer schnitt seinem Mitschüler mit einem Messer ins Gesicht.

Brandenburgs SPD-Innenminister Karl-Heinz Schröter reagierte auf die zunehmenden Spannungen: Er entschied, dass Cottbus keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen werde. Dafür gab es scharfe Kritik vom Flüchtlingsrat Brandenburg. Es würde ausgeblendet, dass Cottbus auch ein Hotspot rechter Gewalt und Angriffe sei, hieß es in einer Erklärung.

Die jüngsten Übergriffe von Rechten in der Stadt richtet sich vornehmlich gegen Flüchtlinge. Doch wie erleben andere Ausländer die Situation? FOCUS Online hat mit einem internationalen Studenten über seine Erfahrungen gesprochen.

Juan C. ist Masterstudent an der Technischen Universität Cottbus, seit über einem Jahr lebt er in der Stadt. Wegen seiner weißen Hautfarbe falle er nicht sofort als Ausländer auf. „Diskriminierung,“ erzählt der Honduraner „habe ich trotzdem schon oft miterlebt“.

Er war zu entsetzt, um zu reagieren

So habe er kürzlich an der Kasse im Supermarkt gewartet, auf dem Rollband sei noch kein Platz für seine Einkäufe gewesen. Vor ihm standen eine arabisch aussehende Frau und ein älterer Mann, erzähl Juan C. „Der Mann drehte sich zu der Frau um und fragte: ‚Machst du keinen Platz, damit der junge Mann hinter dir auch seine Sachen aufs Band legen kann‘?“ schildert Juan C. die Situation. „Sie antwortete nicht. Daraufhin schubste er ihre Sachen zur Seite und sagte mir: ‚Jetzt hast du Platz. Wir müssen aufeinander aufpassen, sonst machen die, was sie wollen.“

Juan C. war zu entsetzt, um zu reagieren. „Ich wollte auch nichts sagen, weil der Mann offenbar glaubte, dass ich auch Deutscher bin. Aber ich hatte Mitleid mit der Frau. Mit meinem Blick habe ich ihr gezeigt, dass es mir Leid tut. Die Kassiererin hat nichts gesagt.“

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Bei einer anderen Gelegenheit lief er die Straße entlang, vor ihm zwei junge arabisch aussehende Männer. Plötzlich sei ein älterer Deutscher aufgetaucht: „Er lief direkt zwischen die beiden Männer und schubste sie brutal zur Seite. Die beiden waren total überrumpelt und haben sich noch entschuldigt. Daraufhin drehte sich der Deutsche um und sagte ihnen, sie sollten die Fresse halten.“

„Wir konnten ihre Ablehnung spüren“

Doch auch gegen ihn gerichtete Diskriminierung erlebt der Austauschstudent aus Zentralamerika. So habe er sich nicht in dem Fitnessstudio seiner Wahl anmelden dürfen: „Als ich Deutsch mit den Mitarbeitern gesprochen habe, waren sie sehr nett.“ Er habe dann gefragt, ob sie ins Englische wechseln könnten. „Sie sagten mir, dass sie mir die Aufnahme verweigern, weil Ausländer bei ihnen nicht erlaubt seien. Da habe ich mich ein bisschen schlecht gefühlt,“ gibt Juan C. zu.

Trotz dieser Erlebnisse sagt Juan C., die Haltung mancher Cottbuser gegenüber Flüchtlingen sei nochmal eine andere: „Da kann man richtige Wut spüren.“ Manchmal könne er die Cottbusser sogar verstehen: „Man sieht viele junge Flüchtlinge, die am Einkaufszentrum rumhängen und laut sind. In Cottbus leben auch alte Leute, die nicht in ihrer Ruhe gestört werden wollen.“

Eine erschreckende Erfahrung

Der Status als Student schützt dennoch nicht vor unangenehmen Erfahrungen. Ein Freund von ihm sei vor ein paar Monaten auf der Straße unterwegs gewesen, als plötzlich ein Auto an ihm vorbeifuhr. „Die Leute darin schrien etwas und bewarfen ihn mit Eiern.“ Bei der Polizei habe man dem Freund dann erzählt, dass in letzter Zeit oft Ausländer mit Eiern beworfen worden waren.

Deutschland verlassen will Juan C. aber nicht. „Ich persönlich fühle mich nicht von Rechtsextremen bedroht,“ sagt er. In Deutschland fühle er sich trotz allem wohl. Zwar höre er immer öfter von rechten Übergriffen. In seinem Studentenwohnheim und der Innenstadt fühle er sich aber sicher: „Da haben die internationalen Studenten ihre eigene Community.“

Im Video: Asyl-Experte mahnt: 3 wichtigsten Punkte beim Familiennachzug sind noch ungeklärt

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