Der SPD-Lokalpolitiker Karlheinz Endruschat macht sich Sorgen. Sorgen um seinen Stadtteil Altenessen. In einem Interview sagte er: „Altenessen droht zu kippen.“
Der langjährige Sozialarbeiter und jetzige Ratsherr sieht die offenbar steigende Zahl an Zuwanderern kritisch und sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ): „Die Muslimisierung der Stadtteile im Essener Norden ist niemals seriös hinsichtlich zukünftiger Konflikte hinterfragt worden.“
Für diese Wortwahl bekommt der stellvertretende Essener SPD-Vorsitzende kräftigen Gegenwind aus den eigenen Reihen. So distanzierte sich der Parteichef Thomas Kutschaty von seinem Vize. „Die SPD sucht nicht nach Sündenböcken, die SPD sucht nach Lösungen.“
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Dem Bericht zufolge tobt derzeit ein Streit im Stadteilparlament in Altenessen. Dabei gehe es eigentlich um zugeparkte Straßen und fehlenden Parkraum für die Besucher neu entstandener Moscheen. Doch dahinter stehe die Sorge vor der Veränderung des Stadtviertels, die sich etwa anhand einer steigenden Anzahl von Nichtdeutschen und Doppelstaatlern zeige. Demnach liegt deren Anteil in Altenessen-Süd mittlerweile bei 41,3 Prozent. Wie der Bericht ausführt, ist das im Vergleich zu anderen Essener Vierteln noch moderat. So lebten im Stadtkern rund 62,1 Prozent Nichtdeutsche.
"Thema war tabuisiert"
Trotzdem sieht Endruschat die Entwicklung in seiner Gegend mit Sorge und glaubt auch nicht an Versprechungen der Stadt, mit Sozialarbeit Integration befördern und Abschottung bekämpfen zu wollen. „Die Schwelle, bis zu der man noch grundlegend etwas bewirken konnte, scheint mir überschritten“, sagte Endruschat. Mit Sozialarbeit ließen sich zwar Symptome behandeln. Das Tempo der Zuwanderung habe inzwischen aber derart angezogen und fokussiere sich so stark auf den Essener Norden, dass die Probleme mit den „klassischen Mitteln“ kaum mehr zu lösen seien. „Eine geschickte Sozial- und Stadtplanung, um zukünftige Ghettos zu verhindern, war nie ernsthaft gewollt, weil schon das Thema tabuisiert war“, sagte Endruschat.
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Seine Parteifreunde sind bei der Problemanalyse noch bei Endruschat. Es gebe Missstände, die man offen aussprechen könne, sagte Kutschaty. Doch die von Endruschat benutzten „Vokabeln“ seien falsch. Die Debatte verliere sich in „unpassenden Worten und Scheinlösungen“, heißt es in einer Mitteilung der Essener SPD. Beispielsweise habe man es „nicht mit einem religiösen Problem zu tun, sondern mit einem sozialen“.
Linke sieht Annäherung an AfD
Auch die Linke sieht bei Endruschats Einlassungen viel böse Worte und eine Annäherung an die AfD, aber keine konstruktiven Vorschläge. Daniel Kerekes, Linken-Kreissprecher erklärt dazu der Regional-Seite „Lokalkompass.de“: „Wir dürfen Familien, die in der dritten oder vierten Generation hier leben, nicht als Fremdkörper behandeln. Doppelstaatler sind kein Problem, Moscheen nichts ‚Fremdes‘. Statt ihre Anwesenheit als Problem zu bezeichnen oder sie mit ‚Bauchschmerzen‘ zu sehen, müssen wir für Begegnungsprojekte sorgen.“ Und weiter sagte der Linken-Politiker: „Statt von ‚Ghettoisierung‘ und ‚Muslimisierung‘ zu schwadronieren, wäre eine Investitionsoffensive im Essener Norden und Osten notwendig. Das würde Probleme lösen.“
Endruschat hat aber durchaus Hoffnung für seinen Stadtreil. So hob er hervor, dass zumindest im Altenessener Norden rund um die Moscheen junge Familien mit deutschem Hintergrund weiterhin Einfamilienhäuser kauften und so für eine „gewisse Stabilisierung des sozialen Klimas sorgten“. In „geschlossenen Migranten-Milieus“, wie man sie aus den Vorstädten in Frankreich und Belgien kenne, gebe es schlicht zu wenig Anreiz, sich zu integrieren. Endruschat ist durchaus bewusst, welche Sprengkraft seine Worte haben. Er sagt aber: „Ich mache mir einfach große Sorgen um meinen Stadtteil.“
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