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Monday, February 5, 2018

Experten schlagen Alarm - "Gefährdet Lernfortschritt aller": Lehrerverband warnt vor Ausbau der Inklusion

Experten schlagen Alarm: "Gefährdet Lernfortschritt aller": Lehrerverband warnt vor Ausbau der Inklusion
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Union und SPD planen, elf Milliarden Euro in Schulen und Forschung zu investieren. Doch der Chef des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, glaub nicht, dass das die Lösung aller Probleme ist. Denn ein besonders großer Störfaktor seien inzwischen Schüler, die den Unterricht massiv beeinträchtigen.

Mit Milliarden-Beträgen wollen SPD und Union künftig die Schulgebäude in Deutschland sanieren, außerdem soll Geld in die Ausstattung mit WLAN und IT-Geräte gesteckt werden. Der frühere Gymnasiallehrer und Schulleiter Heinz-Peter Meidinger bezweifelt jedoch, dass das für eine allgemeine Verbesserung des Schulalltags ausreicht.

Im Gespräch mit der „Welt“ erklärte der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, warum er durch die gewaltige Finanzspritze keineswegs die große Wende in der Bildungspolitik sieht. Seiner Einschätzung nach „werden auch elf Milliarden Euro die Bildungsmisere nicht abwenden, wenn die Länder nicht ebenfalls deutlich mehr in Bildung investieren“, so der 63-Jährige.

Kritische Töne zum Ausbau von Inklusion

Zudem warnte Meidinger vor einem weiteren Ausbau der Inklusion an Regelschulen. "Wenn die Leistungsheterogenität eine gewisse Schwelle überschreitet, dann stellt sie nicht nur das Lehrpersonal vor Herausforderungen - sondern gefährdet mit Sicherheit den Lernfortschritt aller."

Die Umsetzung der Inklusion sei mitverantwortlich dafür, "dass die letzten Grundschul-Leistungsvergleiche enttäuschend ausgefallen sind", sagte Meidinger. Erforderlich sei eine Bestandsaufnahme. "Man wird dann zu dem Schluss kommen, dass es ohne massive zusätzliche Finanzmittel nicht gehen wird." Letztlich brauche jede Klasse, die Inklusionsschüler habe, eine Zweitlehrkraft.

Fehlgeleitete Einstellungspolitik der Länder

Oberste Priorität in Sachen finanzielle Investition hätte Meidinger zufolge die Schulhaussanierung. „Da haben wir einen skandalösen Investitionsstau“, so der gebürtige Bayer. Aufgrund von Fehlsteuerungen und missbräuchlicher Verwendung in der Vergangenheit befürwortet er zudem eine bessere Überwachung durch den Bund, wohin das Geld letztendlich fließt.

Ein großes Problem sieht Meidinger vor allem auch im akuten Mangel an Grundschullehrern: „Das liegt an einer fehlgeleiteten Einstellungspolitik der Länder. Man hätte viel frühzeitiger auf den Geburtenanstieg reagieren müssen, nicht nur bei der Bedarfsplanung und den Lehrerbildungskapazitäten, sondern auch in Bezug auf die Lehrerwerbung“, so der Pädagoge. Der Numerus Clausus auf das Grundschullehramtsstudium sei da absolut kontraproduktiv, stellte der ehemalige Lehrer im Gespräch mit der „Welt“ klar.

Lehrkräfte fühlen sich "alleingelassen und überfordert"

Doch auch die immer heterogener werdende Schülerschaft selbst stellt dem Experten zufolge ein echtes Problem dar: „Deutsch als Zweitsprache ist inzwischen vielerorts eine Qualifikation, über die Grundschullehrer verfügen sollten. Hinzu kommt das hohe Pflichtstundenmaß, das wir in Deutschland haben“, erklärte Meidinger. In anderen europäischen Ländern sei die Unterrichtsverpflichtung deutlich geringer. „Die Lehrer haben dort mehr Zeit, sich mit einzelnen Schülern außerhalb des Unterrichts zu beschäftigen“, sagte er.

Hierzulande hingegen empfänden es viele Lehrer als frustrierend, dass sie die Möglichkeit gar nicht haben, den Bedürfnissen des einzelnen Schülers gerecht zu werden. Dieses Problem verschärfe sich zusehends. „Ich bekomme jede Woche von Lehrkräften Mails, die sich alleingelassen und überfordert fühlen. Sie berichten immer häufiger von Schülern, die den Unterricht so massiv stören, dass der Lernfortschritt der ganzen Klasse gefährdet ist“, sagte Meidinger.

"Jede Klasse mit Inklusionsschülern benötigt eine Zweitlehrkraft"

Hinzu kämen die Kinder mit Inklusionsbedarf, auf die viele Regelschulen überhaupt nicht eingestellt seien. „Im Endeffekt braucht jede Klasse, die Inklusionsschüler hat, eine Zweitlehrkraft“, schlussfolgerte er.

Genauso wichtig wäre es Meidinger zufolge, mehr Beförderungsmöglichkeiten zu schaffen. „Dass man vom Anfang bis zum Ende seiner Berufslaufbahn mehr oder weniger in derselben Gehaltsstufe verbleibt, ist natürlich nicht besonders attraktiv“, findet der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands.

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