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Friday, February 9, 2018

Fietz am Freitag - Wie Schulz, Gabriel und auch Merkel ein Beispiel für die Kälte der Macht lieferten

Fietz am Freitag: Wie Schulz, Gabriel und auch Merkel ein Beispiel für die Kälte der Macht lieferten
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Das Interesse an Politik war im vergangenen Jahr gewachsen. Die Frage ist, ob das dauerhaft so bleibt. Denn das politische Personal bietet derzeit ein eigenwilliges Schauspiel.

Freundschaft ist in der Politik keine belastbare Größe. Auch Loyalität hat keine Garantie auf Gegenseitigkeit. Erst recht ist es ein Irrglaube, dass in einer Partei alle an einem Strang ziehen, um die eigene Nummer eins gut aussehen zu lassen. Das zeigte der Blick auf die Berliner Bühne in dieser Woche wieder einmal sehr gut. Da arbeiten viele der Hauptfiguren derzeit mit aller Kraft daran, dem ermatteten Publikum vor Augen zu führen, dass es am Ende doch vor allem um eins geht: Was wird aus mir?

Auch wenn Martin Schulz inzwischen quasi schon Geschichte ist, fangen wir mit ihm an: Er wollte zunächst sogar die Mitteilung über die Verteilung der Ministerien auf die Zeit nach dem Mitgliedervotum verschieben, um nicht von den Inhalten des ausgehandelten Koalitionsvertrages abzulenken. Doch dann sorgte er für genau das: Er trat vom SPD-Vorsitz zurück – und das eine Spur zu emotionslos -, reklamierte das Außenamt für sich und löste damit in seiner Partei eine Welle der Empörung aus. Das alles sah sehr nach verblendetem Egoismus aus. Schulz verstieg sich in der Idee, ein Amt behalten zu müssen und legte dabei schonungslos offen, dass er zwischenzeitlich falsch gespielt hatte.

Im Video: Deal unter "Freunden": Brach Schulz im GroKo-Poker sein Versprechen an Gabriel?

Wenn jeder auf eigene Rechnung arbeitet

Denn sein Vorgehen kannte keine Rücksicht mehr auf den derzeitigen Amtsinhaber, dem er offenbar einmal zugesagt hatte, dass der seinen Posten behalten könne, wenn es eine Neuauflage der großen Koalition gebe. Der Vorgang zeigt, dass die vor Jahresfrist dargebotene Freundschaft zwischen Schulz und Gabriel eine große Inszenierung war. Es ging um die bestmögliche Aufstellung für die Bundestagswahl. Da passte es gut ins Bild, dass zwei Männer sich der Pflicht stellten: Der eine gab Macht ab, der andere schulterte sie zum Wohle ihrer Partei. Das verfing bekanntermaßen, wenn auch nur kurzfristig. Doch als die Rechnung nicht aufging, war zumindest hinter den Kulissen sehr schnell klar, dass jeder wieder auf eigene Rechnung arbeitete.

Nun ist es nicht so, dass man mit Gabriel Mitleid haben musste. Er selbst weiß, mit harten Bandagen zu kämpfen – was sich auch an Schulz‘ Rückzug zeigt. Und er musste wissen, was solche Verabredungen wert sind, wie er sie mit Schulz getroffen haben soll, wenn sich die Rahmenbedingungen verändern. Er dürfte sich noch daran erinnern, wie es beispielsweise Friedrich Merz erging, der sich 2002 auf die Absprache mit Edmund Stoiber verlassen hatte, Vorsitzender der Unionsfraktion bleiben zu können. Der CSU-Mann zog seine Zusage kurzerhand zurück, als es nach der Bundestagswahl darum ging, Angela Merkel zu stützen.

Das Prinzip gibt es auch bei der Union

Dass auch die Kanzlerin nicht gerade zimperlich ist im Umgang mit vermeintlichen oder tatsächlichen Widersachern, ist hinlänglich bekannt. Man kennt die Liste derer, die sie auf dem Weg an die Macht hinter sich ließ. Doch gilt hier die simple Lebenserfahrung, dass immer zwei dazu gehören: der, der macht, und der, der es mit sich machen lässt. All die einstigen Hoffnungsträger der CDU, die sich von Merkel ausgebootet fühlen, müssen sich selbst zurechnen, dass es ihnen nicht gelang, sich im Kampf gegen die politische Newcomerin zu verbünden.

 

Und andere wie Thomas de Maizière, der im Falle einer Neuauflage der großen Koalition seinen Posten als Innenminister verliert, müssen nun erkennen, dass auch langjähriges Dienen kein Garant für die eigene Stellung ist. De Maizière hat stets betont, dass es die Pflicht eines Politikers sei, sich dem Staat und auch den Hierarchien zu unterwerfen. Was das bedeutet, hat er nun erfahren. Als Merkel in der Nacht der GroKo-Entscheidung die Chance sah, durch eine unbequeme Personalie eine weitere Amtszeit zu sichern, hat sie ihren langjährigen Getreuen kurzerhand geopfert.

Pauschale Verurteilung wäre zu simpel

Es wäre zu simpel, das alles nun zu verurteilen. So funktioniert Macht – in der Politik wie in der Wirtschaft, in den Medien, der Kultur, im Sport und überall sonst, selbst in den Kirchen. Macht ist kalt und nicht gefühlsduselig. Das Problem ist nur, dass unsere Ansprüche an Politiker besonders hoch sind. Ein ehrlicher Blick kann desillusionierend sein, hilft aber, die Politik besser zu verstehen.

Im Video: Wie de Maizière und Gabriel auf Rauswurf reagieren, sagt viel über sie und ihre Parteien

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