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Tuesday, February 6, 2018

Salafismus in NRW - Gefährliche Rolle: Wo man ansetzen muss, um Frauen aus der Salafisten-Szene zu lösen

Salafismus in NRW: Gefährliche Rolle: Wo man ansetzen muss, um Frauen aus der Salafisten-Szene zu lösen
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In ganz Deutschland leben rund 10.800 Salafisten, die meisten von ihnen in NRW: 3000 Menschen werden dort der salafistischen Szene zugeschrieben, darunter auch 250 Frauen. Elf von ihnen gelten sogar als islamistische Gefährderinnen, werden vom Verfassungsschutz beobachtet.

Die Zahlen zeigen: Islamismus beschränkt sich längst nicht nur auf Männer. Auch Frauen spielen in der salafistischen Szene eine entscheidende Rolle, wie kürzlich auch die Antwort von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) auf eine Anfrage der Grünen belegte.

Die beteiligten Frauen nehmen dabei eine besonders gefährliche Rolle ein. Denn sie sind es, die für die Kindererziehung und den Unterricht verantwortlich sind -  radikale Ansichten werden den Kindern also schon von klein auf vermittelt. In der Szene verbreiten die Frauen extremistische Propaganda: Unter anderem teilen sie in sozialen Netzwerken Anleitungen zur salafistischen Kindeserziehung und bieten religiöse Schulungen für Frauen an, beschreibt Reul die Situation.

Viele der Mädchen sind Mobbingopfer

Doch wie begegnet man Frauen, die sich derart radikalisiert haben? „Da muss man den Einzelfall betrachten,“ erklärt Thomas Mücke gegenüber FOCUS Online. Der Pädagoge leitet das „Violence Prevention Network,“ das sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, islamistische Jugendliche zu deradikalisieren.

Aber wie funktioniert das bei den betroffenen Frauen?  Um Menschen aus dem Milieu herauszuhelfen, müsse man erst herausfinden, warum sie sich der Ideologie verpflichtet haben, erklärt Mücke. „Man schaut immer, wo die Problemlagen sind. Oft sind das Mädchen, die einen Schmerz in sich tragen. Viele sind zum Beispiel Mobbingopfer.“

Er erzählt von dem Fall eines 17-jährigen Mädchens aus Deutschland, das kurz vor der Ausreise ins IS-Kampfgebiet stand. Der Grund dafür, meint Mücke, sei der kürzliche Tod eines nahen Familienangehörigen gewesen. Eine Salafistin habe das Mädchen gefragt, ob sie sich schon mit Trauer und dem Jenseits beschäftigt habe und sie dann von der islamistischen Ideologie überzeugt. „Die arbeiten so, dass sie an den Schmerzpunkten ansetzen,“ erklärt der Pädagoge.

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„Wir wollen ihnen beibringen, wieder selbst zu denken“

Am schwierigsten sei es, Kontakt zu den Mädchen und Frauen aufzunehmen. „Um die zu finden, muss man sehr kreativ werden“, sagt Mücke. „Wir schauen, wo ihre Lebensorte sind und versuchen dort ins Gespräch zu kommen.“ Mädchen könne man besser im schulischen Umfeld erreichen, den Jungen würden sich muslimische Sozialarbeiter auch in der Moschee annähern. Weitere Orte will Mücke in der Öffentlichkeit nicht verraten - zu groß sei die Gefahr, die dortigen Sozialarbeiter zu enttarnen.

Ist der Kontakt hergestellt, wird versucht, die Frauen wieder zu deradikalisieren. „Dabei stellen wir aber kein Gegennarrativ,“ erklärt Mücke. Das heißt: Der Salafismus wird den Frauen nicht ausgeredet. „Wir wollen ihnen stattdessen beibringen, wieder selbst zu denken. In der extremistischen Szene darf man keine Fragen stellen.“ Denn viele Frauen wären so empfänglich für die salafistische Ideologie, gerade weil sie dort nichts mehr selbst entscheiden müssten: „Das sind oft Frauen, die gescheitert sind. In der Schule, in der Ausbildung. Frauen, die nur kurze Beziehungen oder Freundschaften hatten.“ Nun seien sie entscheidungsmüde.

Die Methode greift jedoch nur bei Frauen, die eine Grundbereitschaft haben, sich von der salafistischen Ideologie zu lösen – bei den Mitläuferinnen. Denn natürlich gibt es auch radikale Anhängerinnen, die das islamistische Gedankengut vorantreiben, andere Frauen missionieren. Oft sind die bereits tief in dem ideologischen Milieu integriert. „Die Frau muss zu dem Schritt bereit sein. Die endgültige Entscheidung können wir ihr nicht abnehmen“, betont Mücke.

Die Szene ist ihre einzige Bezugsgruppe

Ist eine Frau dazu bereit, muss sie sich im letzten Schritt von ihrem islamistischen Umfeld distanzieren. Meist gelinge das, das „Violence Prevention Network“ habe bisher keine Rückfälle zu vermelden. „Schwieriger ist es, die Frauen wieder in die Gesellschaft zu integrieren,“ erzählt der Geschäftsführer des Netzwerks. „Denn die salafistische Szene arbeitet so, dass sie Menschen von ihrer Familie, ihren Freunden entwurzelt. Bis die Szene schließlich ihre einzige Bezugsgruppe ist.“

Eine Sache, die uns Mut macht

Seit 2004 therapiert das "Violence Prevention Network" (VPN) Islamisten und Rechtsradikale in Deutschland. Das VPN ist ein Verbund erfahrener Fachkräfte in der Extremismus-Prävention sowie der De-Radikalisierung extremistisch motivierter Gewalttäter. Gründungsmitglieder sind Judy Korn, Thomas Mücke und Jan Buschbom.

Die Vision der Organisation ist es, dass ideologisch gefährdete Menschen und extremistisch motivierte Gewalttäter im Dialog mit den Beratern ihr Verhalten reflektieren und ändern. Sie sollen dazu befähigt werden, ein eigenverantwortliches Leben zu führen, in dessen Verlauf sie weder sich selbst noch andere schädigen - um so Teil des demokratischen Gemeinwesens zu werden.

Insgesamt vier VPN-Beratungsstellen gibt es bundesweit. An sie können sich Betroffene, besorgte Eltern oder auch die Polizei wenden. FOCUS Online hat mit einem der Gründungsmitglieder über die Arbeit der Organisation gesprochen: Lesen Sie hier den Artikel.

Beratung und Hilfe insbesondere für Angehörige oder Freunde, die vermuten, dass sich eine Person in ihrem Umfeld radikalisiert, gibt es außerdem bei der "Beratungsstelle Radikalisierung" des Bundesamtes für Flüchtlinge und Migration (BAMF).

 

Im Video: BKA-Chef warnt vor erhöhtem Radikalisierungsrisiko unter Flüchtlingen

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