Die Tafel in Essen bleibt bei ihrem Aufnahmestopp für Ausländer. Am Mittwoch stellte der Verein neue Bezugskarten für Lebensmittel aus - an Deutsche. So kommentiert die deutsche Presse die Debatte.
"Gemessen daran hat Merkel wieder das Falsche gesagt"
"Münchner Merkur": "Nach Köln und dem Berliner Breitscheidplatz hat die Republik mit Essen nun ihr drittes Symbol für die Probleme von Migration und Integration, die sich in der Wahrnehmung der Menschen mit Merkels Politik verbinden. Hatte nicht die Kanzlerin erst auf dem Parteitag am Montag gelobt, von jetzt an die "richtigen Antworten auf die Sorgen und Unzufriedenheiten" der Bürger zu geben? Gemessen daran hat Merkel wieder das Falsche gesagt, als sie die Betreiber der Essener Tafel zunächst kritisierte. Im Raumschiff Berlin scheint die Überraschung mal wieder wieder groß zu sein über das, was da unten im Volk abgeht. "Es gibt Druck", wenigstens das hat die Kanzlerin richtig erkannt. Wenn sie’s genauer wissen will, sollte sie auf das Angebot der Essener Tafel eingehen und einfach mal dort anrufen".
"Der Aufruhr um die Essener Tafel ist das bittere Ergebnis einer Politik, die zu viel laufen lässt"
"Rhein-Zeitung" (Koblenz): "Der Aufruhr um die Essener Tafel ist das bittere Ergebnis einer Politik, die zu viel laufen lässt. Dass es zu Verteilungskämpfen zwischen den Ärmsten der einheimischen Gesellschaft und den in den vergangenen drei Jahren zugezogenen Flüchtlingen kommen wird, war vorherzusehen. Die Stadt Essen ist nun Kristallisationspunkt einer Entwicklung, zu der es nicht hätte kommen dürfen".
"Scheinheiligkeit und Heuchelei": Wagenknecht knöpft sich Merkel in Tafel-Debatte vor
"Die politischen Antworten auf diesen Fall lassen auf sich warten"
"Der Tagesspiegel" (Berlin): "Die politischen Antworten auf diesen Fall lassen auf sich warten. Sie könnten darin liegen, sich der Bedürftigen neu anzunehmen. Zu ermitteln, was ihnen wirklich helfen würde und wie sich das erreichen lässt. Ob und wie die Hartz- IV-Sätze neu zu berechnen sind, besonders wenn es ums Essen geht. Zumal gerade die von vielen als zu niedrig kritisiert werden. Und auch einzugestehen, dass die Tafeln ein Symptom sind. Auf Tafeln sollten Menschen in diesem Land nicht angewiesen sein. Das einzig Gute am Fall der Essener Tafel wäre, wenn davon ein Signal ausginge: Dass es so nicht weitergeht".
"Aber wer andere verdrängt, hindert den Verein daran, seine Arbeit zu tun"
"Berliner Zeitung": "Der Grundsatz 4 der Tafel "Die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen" sagt nichts über Verhaltensregeln an der Tafel. Aber wer andere verdrängt, hindert den Verein daran, seine Arbeit zu tun. Das tut der Ausländer, der die deutsche Oma beiseite schubst. Das tut auch der Sprecher der Tafel, der daraus den Schluss zieht, alle Ausländer beiseite zu schubsen. Nichts anderes tut der Sozialdezernent der Stadt Essen. Die, die nur Deutschen etwas Gutes tun möchten, werden einen neuen Verein gründen müssen. In dessen Satzung hieße es: Hier wird nur Deutschen geholfen".
"Bloß weil sich jemand beleidigt fühlt, ist er noch lange nicht im Recht"
"Kölner Stadt-Anzeiger": "Es ist eine alte, aber gerne vergessene Wahrheit: Bloß weil sich jemand beleidigt fühlt, ist er noch lange nicht im Recht. Und so lohnt es sich, das gewaltige Aufkommen von Zorn, Empörung und Vorwürfen, das sich in diesen Tagen über die Essener Ehrenamtler ergießt, in Relation zu setzen zu dem, was die Verantwortlichen der dortigen Tafel eigentlich genau getan haben. Und vor allem, was sie nicht getan haben: Es wurde nicht beschlossen, dass Lebensmittel nur noch an Deutsche verteilt werden. Es wurde nicht beschlossen, dass Menschen ohne deutschen Personalausweis künftig von der Verteilung der Lebensmittel ausgeschlossen sind. Es wurde nicht beschlossen, dass Deutsche bei der Verteilung der Lebensmittel bevorzugt werden sollen."
No comments:
Post a Comment