Tausende in Deutschland geborene und lebende Libanesen bekommen keinen deutschen Pass. Obwohl ein Großteil hier geboren ist, haben die meisten keinen Anspruch auf eine deutsche Staatsangehörigkeit – selbst dann nicht, wenn sie hier arbeiten und Steuern zahlen.
„Der Westen“ hat mit einem Betroffenen gesprochen. Mohamed K. ist 21 Jahre alt und als Sohn einer Libanesin in Deutschland geboren. Seine Mutter besitzt, wie er, keinen deutschen Pass – seine Großeltern dagegen schon. Er und seine Mutter sind staatenlos.
Für Mohamed K. völlig unverständlich, schließlich ist er in Essen geboren und aufgewachsen, hier hat er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer gemacht, ist inzwischen Geselle und zahlt Steuern. Straffällig geworden ist er laut eigener Aussage nie, und dennoch wird er vom deutschen Staat nur geduldet. Wie tausend andere Libanesen muss Mohamed K. alle sechs Monate beim Amt vorstellig werden, um seine Aufenthaltserlaubnis zu erneuern.
Dass er trotz dieser Unsicherheit einen Ausbildungsplatz bekommen hat, hat er laut eigener Aussage vor allem seinem Chef zu verdanken, wie er gegenüber „Der Westen“ betonte: „Einer von 100 Geduldeten bekommt eine Ausbildung. Ich hatte Glück, dass ich einen super Chef habe, der damals nur auf mein Können, nicht auf meinen Status achtete.“
"Ich habe mir seit 21 Jahren nichts zuschulden kommen lassen"
Er fragt sich: „Warum steht der deutsche Staat jemanden wie mir im Weg?“´ Jeder Kriegsflüchtling bekomme seiner Ansicht nach eine Aufenthaltserlaubnis. Er verstehe, wenn deutsche Chefs kein Interesse daran hätten, junge Libanesen einzustellen, die innerhalb von sechs Monaten abgeschoben werden könnten.
Diese Unsicherheit trage seiner Meinung nach maßgeblich dazu bei, dass viele junge Libanesen in die Kriminalität abrutschen, wie er im Interview mit „Der Westen“ angab: „Wer keinen Job hat, hat keinen geregelten Alltag, hängt rum. Und dann trifft man die entsprechenden Leute und zack – ist man drin im kriminellen Leben.“
Um eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, müsste K. eigenen Angaben zufolge einen türkischen Pass vorlegen, weil seine Ahnen den deutschen Behörden zufolge von dort stammten. K. gibt jedoch an, dass die türkischen Behörden ihm den Pass wegen fehlender Unterlagen verwehrten. Aus Dokumenten, die „Der Westen“ vorliegen würden, gehe jedoch hervor, dass es für ihn unmöglich ist, diese Unterlagen zu besorgen.
Mohamed K. wünscht sich, als Deutscher behandelt zu werden, wie er gegenüber „Der Westen“ sagte: „Ich habe mir seit 21 Jahren nichts zuschulden kommen lassen und lebe wie jeder andere Essener in Essen. Warum kann so etwas nicht mal belohnt werden?“
Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte legt eigentlich fest, dass jeder Mensch das Recht auf einen Pass hat. Dennoch gibt es fast 22.000 Staatenlose in Deutschland (Stand Oktober 2016). Schuld sind meist fehlende Unterlagen und ungeklärte Abstammungsfragen.
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