Donald Trump droht – und die Pharmakonzerne machen Zugeständnisse. Nachdem schon vor einigen Wochen amerikanische Firmen erklärt hatte, dass sie auf Erhöhungen in den USA verzichten oder sogar Preissenkungen planen, sind jetzt auch deutsche Pharmakonzerne eingeknickt. Aus der europäischen Politik kommt harsche Kritik.
US-Präsident Donald Trump hat wiederholt die hohen Kosten im Gesundheitssystem angeprangert, das als eines der ineffizientesten weltweit gilt. Gerade teure rezeptpflichtige und patentgeschützte Medikamente sind dem Präsidenten ein Dorn im Auge. Jüngst hatten reihenweise Pharmariesen wie Roche, Novartis und Pfizer eingelenkt und auf Preiserhöhungen in den USA zu verzichtet. Der US-Konzern Merck & Co kündigte gar niedrigere Preise an. Jetzt ziehen deutsche Konzerne nach.
„Wir planen derzeit keine Preiserhöhungen in den USA für den Rest des Jahres 2018“, teilte nun der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck mit. Zugleich betonten Merck-Manager, man treffe solche Entscheidungen „unabhängig“. Auch Pharma-Riese Bayer gab Trumps Druck nach: Man habe eine Vereinbarung unterzeichnet, die Preise für alle rezeptpflichtigen Medikamente bis zum Jahresende nicht zu erhöhen, erklärte der Konzern. Darüber sei US-Gesundheitsminister Alex Azar „persönlich“ informiert worden.
„Manager mit Millionen-Gehalt haben Angst vor Trump"
Freundlichst hatte Trump sich schon bei den ersten Pharmafirmen bedankt, die die sich bewegt hatte „Vielen Dank an Novartis, dass Sie Ihre Preise für verschreibungspflichtige Medikamente nicht erhöht haben. Gleiches gilt für Pfizer“, schrieb er über den Kurznachrichtendienst.
Aus der Politik kommt jetzt erbitterte Kritik. „Ich halte es für einen Skandal, dass nun auch deutsche Konzerne wie Bayer und Merck vor einem halbstark agierenden Präsidenten kuschen und einem Herdentrieb folgen“, sagte der Vorsitzende der CDU-/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Daniel Caspary, FOCUS Online. „Manager mit Millionen-Gehältern haben offenbar Angst vor diesem Präsidenten. Das ist eine handfeste Blamage.“ Solche Manager bestätigten die Vorurteile in der Bevölkerung, dass in der Pharmabranche Riesengewinne erzielt würden – denn sonst hätten die Konzerne ja nicht den Spielraum, um auf die Preiserhöhungen zu verzichten, meint Caspary.
Wird weniger Geld in die Forschung gesteckt?
Auch von anderen kommen kritische Hinweise. Die teure Entwicklung neuer Arzneien könnte für Pharmakonzerne bei einer dauerhaften Preisdebatte unattraktiver werden. Natürlich sei der Verzicht auf Preissenkungen für US-Patienten zunächst positiv, meint Ulrich Huwald, Analyst bei der Privatbank M.M. Warburg. Langfristig gebe es aber durchaus Gefahren: „Wer investiert schon in die Entwicklung von Medikamenten, wenn er keine Planungssicherheit für die Preise hat?“ Im schlimmsten Fall könnten Pharmakonzerne die Forschung an neuen Mitteln auf den Prüfstand stellen. „Das wäre nicht im Sinne der Patienten.
Weitere Möglichkeit: Versuchen sich die Konzerne womöglich anderweitig für die entgangenen Gewinne auf dem US-Markt einen Ausgleich zu schaffen? „Ich kann die Pharmakonzerne nur warnen, den Versuch zu unternehmen, sich bei deutschen Kassenpatienten oder Privatpatienten den finanziellen Ausgleich für die nicht in den USA erzielten Gewinne zu organisieren“, meint Caspary.
Demokratische Prozesse diskreditiert
Der CDU-Politiker fürchtet auch um die Signalwirkung für die politische Kultur, wenn er sich diesen Vorgang ansieht: „Am meisten ärgert mich, dass dadurch bei vielen der Eindruck entsteht, man müsse in der Politik nur hart durchgreifen, um Ordnung zu schaffen. Damit werden durch diese Manager Populisten gestärkt und demokratische Prozesse diskreditiert.“
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