Polizisten sperren die Straßen ab – besprechen sich immer wieder untereinander. Es ist einiges los auf der Kreuzung neben der noch recht neuen Zentralmoschee im Herzen Kölns. Auf umliegenden Dächern sind Scharfschützen positioniert. Am Himmel kreisen immer wieder Hubschrauber. Alles um den Staatsbesuch des türkischen Präsidenten sicher über die Bühne zu bringen.
Von Polizisten vor Ort sind auch Sätze wie diese zu hören: "Es ist eine schlechte Idee auf den Staatspräsidenten zuzugehen und ihn um ein Interview zu bitten. Zu Ihrer eigenen Sicherheit, bleiben Sie auf dem Bürgersteig. Der hat sein eigenes Sicherheitspersonal dabei und die fackeln nicht lange." Der Bitte wird Folge geleistet. Zumindest erst mal. Doch viele Fotografen drängen sich immer wieder auf die Straße, die eigentlich freigehalten werden sollte.
Streifenwagen fahren über die Kreuzung neben der Moschee, die Präsident Erdogan offiziell eröffnen soll. Auch berittene Polizei ist unterwegs. Auf den Bürgersteigen drängen sich mit der Zeit immer mehr Pressevertreter und Kameraleute.
Skurrile Szene
Dann fährt die erste Kolonne schwarzer Limousinen mit Blaulicht und Polizeiautos auf die Kreuzung. Die Reporter setzten sich in Bewegung. Alle versuchen einen Blick auf den heutigen Staatsbesucher zu erhaschen. Doch der Präsident ist noch nicht dabei. Leute in Anzügen steigen aus den Autos und gehen eilig in Richtung Moschee. Auch türkische Sicherheitskräfte stellen sich jetzt auf die Straße vor die Journalisten.
Dann spielt sich eine skurrile Szene ab. Eine Frau in schwarzem Kleid, schwarzer Lederjacke und gelbem Kopftuch kommt Richtung Bürgersteig, wo die Journalisten immer noch warten. Es handelt sich um eine türkische Journalistin der Tageszeitung "Sabah". Die Zeitung gehört der Çalık Holding und ist als Sprachrohr der AKP bekannt. Die Frau lächelt zaghaft und fängt dann mit fester Stimme an zu sprechen. Sie beschwert sich darüber, dass die zahlreichen Erdogan-Fans nicht die Möglichkeit bekommen haben zusammen in der Moschee zu beten:
"Ich bin sehr enttäuscht von der Kölner Polizei"
"Wir sind hier um zusammenzukommen. Es ist ihr Recht hier zu sein. Ich bin sehr enttäuscht von der Kölner Polizei und von der Einstellung des Bürgermeisters. Ich finde, dass das gegen die freie Meinungsäußerung geht. Und gegen die Freiheit hier zusammen in der Moschee zu beten. Gegen den guten Willen der Türkei hier zu sein." Dann betont sie nochmal: "Das sind nur meine persönlichen Gedanken. Das ist meine Meinung."
Als die junge Frau vor ihren deutschen Kollegen ihr Statement abgibt, wirkt sie eher wie eine Regierungssprecherin, nicht wie eine Journalistin. Fragen beantworten möchte sie aber nicht. Als sie sich abwendet, wird sie von einem weiteren Journalisten des türkischen TV-Senders ATV aufgehalten. Ihm ist sie deutlich zugewandter.
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