Ahmad Omeirat sitzt seit 2014 im Essener Stadtrat und setzt sich dort auch für Kurden und Libanesen ein, die in der Stadt leben. Das macht ihn zum Angriffsziel für Fremdenfeindlichkeit. Nun hat der Grünen-Politiker erstmals einen Hassbrief fotografiert, um die Beschimpfungen aufzuzeigen, denen er regelmäßig ausgesetzt ist. Dafür bekam er auf Facebook viel Zuspruch.
„Du kleiner asozialer Kanacke, deine asoziale Brut gehört mit dir in die Heimat“, beginnt der Brief, den Omeirat auf Facebook veröffentlicht hat. Der Unbekannte drohte den Politiker mit tödlicher Gewalt, denn „alle“ würden ihn hassen, auch Polizei und Stadtangestellte. „Sieh dich immer um“, heißt es in dem Text. „Nach der Wahl bist du dran.“ Unterschrieben hat der Verfasser mit „Heil Hitler“.
Für Omeirat, der für die Grünen im Essener Stadtrat sitzt, ist das offenbar keine Überraschung. „Ab und zu bekomme ich solche Briefe. Ich habe bis heute nicht öffentlich darüber gesprochen“, schreibt der aus einer kurdisch-arabischen Familie stammende Politiker. Er frage sich, was den Hass in diesen Menschen ausgelöst hat. „Ich bin wütend weil ich es wahrscheinlich nie erfahren werde“, so Omeirat.
Großer Zuspruch auf Facebook
Einschüchtern lasse er sich von solchen Texten nicht. „Kein Fußbreit den Rassisten, egal wo sie arbeiten oder wer hinter ihnen steht“, schrieb der 33-Jährige. Er wolle gerade mit Hinblick auf Chemnitz die Stadt nicht den Rechten überlassen und ein klares Zeichen gegen Rassismus setzen, zitierte ihn die Nachrichtenseite „Der Westen“. Er habe Anzeige gegen Unbekannt gestellt.
Von den Facebook-Nutzern bekam er viel Zuspruch für seinen offenen Umgang mit dem Hass. „Einfach widerlich. Unbedingt anzeigen“, schrieb eine Nutzerin. „Und bleiben Sie stark.“ Die meisten der fast 700 Kommentare haben einen ähnlichen Tenor. 1300 Mal wurde der Beitrag geteilt, 2200 Nutzer reagierten auf ihn. Omeirat selbst begrüßte die öffentliche Debatte.
Der Politiker ist gebürtiger Libanese, lebt aber seit den 1990er-Jahren in Deutschland. Sein Vater ist inzwischen deutscher Staatsbürger. Bei seiner politischen Arbeit kämpft Omeirat gegen das Vorurteil an, alle Libanesen wären kriminell. „Nie gab es eine politische Person mit libanesischen Hintergrund in der Essener Stadtgesellschaft“, zitierte ihn „Der Westen“. Nun ist er ein Angriffsziel von Rechten.
Bei den Verbal-Angriffen auf Omeirat könnte auch eine Rolle spielen, dass libanesische Familien in Deutschland vor allem wegen der Aktivitäten einiger krimineller Clans in die Schlagzeilen kommen. Einer der Clans trägt den gleichen Namen wie die Familie des Essener Politikers: Omeirat. Doch der 33-Jährige will sich vom Fremdenhass nicht unterkriegen lassen. „Durch hässliche Menschen habe ich so viele schöne Menschen kennengelernt“, sagt er.
No comments:
Post a Comment