Ricardo Fromme Valladares ist Besitzer eines veganen Restaurants im Berliner Stadtteil Moabit, das er zusammen mit seiner Frau führt. Die beiden beschäftigen drei Mitarbeiter aus Lateinamerika.
Doch der Gastronom sorgt sich um seine Existenz. Der Grund: Den Köchen, nach denen er händeringend gesucht hatte, droht jetzt die Abschiebung aus Deutschland.
Ganz Berlin sei von einem Fachkräftemangel in der Gastronomie betroffen, beklagt Fromme Valladares. 70 Prozent der Berliner Betriebe klagen über den Fachkräftemangel. Gab es 2010 in Berlin noch 1759 Auszubildende, die Koch oder Köchin werden wollten, waren es 2016 nur noch 1021, wie Zahlen der Industrie- und Handelskammer belegen.
Unterstützung aus dem Ausland
Jahrelang habe das Restaurant nach Mitarbeitern gesucht und dafür auch mit dem Jobcenter zusammengearbeitet. „Vom Jobcenter sind wir zugeschwemmt worden mit Bewerbern. Doch es gibt kaum welche mit Erfahrung“, berichtet Fromme Valladares. Letztendlich habe sich allerdings keiner der Vermittelten bei dem Restaurant gemeldet.
Es sei ein Zufall gewesen, dass der erste lateinamerikanische Koch im Restaurant vorbei kam: „Er ist in die Nähe des Ladens gezogen und schaute bei uns vorbei, weil er selbst vegan lebt und schon Erfahrung im Gastronomiebereich hatte. Er hat so gute Stimmung mitgebracht, wir haben ihn direkt eingestellt“. Der Gastronom beschreibt seinen Mitarbeiter als „herzensguten“ Menschen, durch den die anderen Köche, die auch aus Lateinamerika stammen, zu ihnen kamen.
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Mitarbeiter sollen abgeschoben werden
„Unsere Mitarbeiter fühlen sich wohl und haben Arbeit und Freunde hier“, sagt Fromme Valladares. Aber alle drei Köche kamen mit dem Work and Travel Visum, das nur für ein Jahr gilt, nach Deutschland. Sie sollen nun abgeschoben werden, so der Restaurantbesitzer und erklärt, dass die Behörden im Fall seiner Köche keine Arbeitserlaubnis erteilt haben, da keine besonderen Qualifikationen vorliegen. Stattdessen wolle das Arbeitsamt vermittelbare Arbeitskräfte auf die Plätze verteilen.
Obwohl eine Sachbearbeiterin der Arbeitsagentur zuvor angegeben habe, dass einer Aufenthaltsgenehmigung aufgrund der gelungenen Integration der Mitarbeiter nichts im Weg stehen werde, sei doch eine Absage gekommen: „Die Sacharbeiterin sagte uns, dass sie die Fälle nicht auf den Tisch bekam und sie irgendwo anders hingeleitet wurden“, so der Wirt.
„Wir haben alles versucht“
Fromme Valladares und seine Frau hätten alles versucht, damit die Köche in Deutschland bleiben können: „Wir haben mit den Behörden gesprochen, haben es mit Anwälten versucht und sind sogar an die Politik gegangen. Aber wir können einfach nichts machen“. Einem Bezirksmitarbeiter in Moabit habe er das Problem geschildert. Dieser habe zwar eine Anfrage an den Bundestag gestellt, aber das Problem sei die Ausländerbehörde, die „alles abblocke“, so der Restaurantbesitzer.
Droht Restaurant die Schließung?
Eine Köchin habe bereits eine definitive Absage bekommen und müsse das Land bis zum Anfang September verlassen müsse. Sonst drohe ihr die Abschiebung durch die Polizei, sagt der Gastronom. Der anderen Köchin sei die Arbeitserlaubnis um drei Monate verlängert worden. Der dritte Koch habe ein Schreiben über eine „geplante“ Abschiebung erhalten. Was das konkret heiße, sei noch unklar.
Auf lange Sicht werde er das Restaurant wohl nicht halten können. Sollten alle seine Köche am Ende abgeschoben werden, müsste er als einziger Koch den Laden stemmen. Momentan beschäftige er zwar einen engagierten neuen Mitarbeiter im Restaurant, der bringe aber gar keine Erfahrung in der Gastronomie mit. Ohne die lateinamerikanischen Köche bekomme er das Restaurant nicht mehr geführt.
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