Viele türkische Medien feiern den ersten Tag von Präsident Recep Tayyip Erdogans Besuch in Deutschland als Erfolg. Die Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier waren am Samstag Thema auf fast allen Titelseiten.
Die meisten Zeitungen und Fernsehsender sind seit dem Putschversuch von 2016 allerdings auf Regierungslinie gebracht worden. Während eines zweijährigen Ausnahmezustands hatte die Regierung außerdem Dutzende Medienhäuser schließen lassen.
In der regierungsnahen Zeitung "Sabah" hieß es, mit der Reise habe ein neues Kapitel in den Beziehungen begonnen. Die Begegnungen seien «warm» gewesen. Die regierungsnahen Zeitungen "Star" und "Günes" berichteten von einer "neuen Ära". Viele Zeitungen zeigten ein Bild, das Merkel und Erdogan händeschüttelnd zeigt und Erdogan mit einem Lächeln, was bei dem Besuch eher selten zu sehen war.
"Angela Merkels Aufgabe ist nicht einfach"
Ein Kommentator der "Sabah" schrieb, dass "die Aufgabe von Angela Merkel, die beschädigten Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland zu reparieren", nicht einfach sei, denn jene, die die Türkei zum Feind erklärt hätten, "allen voran die Medien", legten keine Pause ein. Als Beispiel nannte er die deutsche Zeitung «Die Welt», die am Freitag auf dem Titel hatte "Heute sind wir Taraf" - eine Anspielung auf die regierungskritische türkische Zeitung "Taraf", die geschlossen worden war. Gleichzeitig bedeutet das Wort "taraf" in etwa, sich auf eine Seite zu stellen.
Die Kritik von Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an Erdogans Umgang mit Medien und zu den inhaftierten Deutschen kam in diesen Medien fast gar nicht vor. Sie fand sich breiter in traditionell regierungskritischen Blättern. Auf der Titelseite der "Cumhuriyet" stand "Differenzen in Berlin" - ein Bezug auf eine Kernaussage Merkels nach ihrem Gespräch mit Erdogan. Die regierungskritische "Birgün" titelte "Angespanntes Treffen". Merkel habe Probleme bei Pressefreiheit und Menschenrechten angesprochen.
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