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Thursday, February 28, 2019

Gastbeitrag von Gabor Steingart - USA und Nordkorea verhandeln weiter - das liegt an unsichtbarem Drittem

Gastbeitrag von Gabor Steingart: USA und Nordkorea verhandeln weiter - das liegt an unsichtbarem Drittem
Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un in Vietnam wurde zwar abgebrochen, aber die Verhandlungen über die atomare Abrüstung Nordkoreas gehen weiter. Das Schauspiel wurde von der Bühne in die Kulisse verlagert.

Wenn man die Katastrophen-Kommentare liest – TAZ: „Trumps planloses Vorgehen“; SZ: „Gaga-Gipfel – Zum Scheitern verurteilt“; Financial Times: „Trumps diplomatisches Vietnam” – könnte man denken, die Tageszeitungen seien Teil einer medialen Apokalypse- Industrie. Dabei hat das Weiße Haus im nüchternen Stile der Diplomatie den Sachverhalt präzise kommuniziert: „Zu diesem Zeitpunkt wurde keine Einigung erzielt“. Die Betonung liegt auf „zu diesem Zeitpunkt“.

Was war passiert? Trump wollte die Sanktionen nicht als Vorleistung lockern, und Kim war seinerseits nicht bereit, mit der Verschrottung von Atomraketen in Vorlage zu treten. Beide wissen um ihr argwöhnisches heimisches Publikum, das empfindlich auf Nachgiebigkeit reagiert. Dem einen sitzt das Politbüro, dem anderen die eigene Fanbasis im Nacken. Abrüstungsverträge, das weiß man aus der Vergangenheit, wollen als Duell inszeniert werden, nicht als politischer Fruchtbarkeitstanz.

Zur Person

Gabor Steingart, 56, ist Journalist und Buchautor. Sein kostenloses Morning Briefing erhalten Sie hier: www.gaborsteingart.com

Durchbruch ist wahrscheinlich

Ein Durchbruch bei diesen nordkoreanisch-amerikanischen Friedensgesprächen ist nicht nur möglich, sondern weiterhin wahrscheinlich. Und das liegt weder an Trump noch an Kim Jong Un, sondern an jenen unsichtbaren Dritten, die in Vietnam auf keinem der Bilder auftauchten: den Chinesen.

Drei Gründe sind ausschlaggebend dafür, dass die chinesische Staatsführung einen Friedensschluss wünscht.

1. Amerika würde so zur Rücksichtnahme auch auf die Schutzmacht der Nordkoreaner verpflichtet. Konkret: China möchte erreichen, dass Trump seinen Handelskrieg absagt.

2. Amerika soll durch ein Friedensabkommen zum Truppenrückzug aus Südkorea bewegt werden. China wünscht sich auf der koreanischen Halbinsel – also vor der eigenen Haustür – eine Amerika-freie Zone.

3. Das chinesische Protektorat Nordkorea liegt der Staatsführung in Peking finanziell auf der Tasche. Von einem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes, finanziert von den USA, würde China in besonderer Weise profitieren. Und auch Trump könnte einen außenpolitischen Erfolg gut gebrauchen, denn die ökonomische Lage seiner Stammwähler hat sich in den letzten Monaten deutlich verschlechtert: Unter Trump schlossen mehr Kohlekraftwerke als in der ersten Amtsperiode von Barack Obama, die Stahlproduktion stagniert, die Autoproduktion geht zurück und das gigantische Handelsbilanzdefizit will einfach nicht verschwinden.

Teile der eigenen Wähler im Rust Belt entzogen ihm in den Umfragen und bei den Zwischenwahlen das Vertrauen. Vor allem in Illinois, Minnesota, Pennsylvania, Wisconsin und Michigan gewannen die Demokraten Senatoren, Gouverneure und Sitze im Abgeordnetenhaus dazu. Trump weiß: Die nächsten Präsidentschaftswahlen werden womöglich nicht in Pennsylvania, sondern in Pjöngjang gewonnen.

Im Video: Reporter fragt Trump nach Abrüstung Nordkoreas - dieser eiert rum

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Stille Revolution im Geldgewerbe

Der Shootingstar der deutschen Börse heißt Wirecard. Das Unternehmen ist seit kurzem in den Dax aufgestiegen, die Königsklasse der Deutschland AG. Mit einem Börsenwert von 14,5 Milliarden Euro übertrifft Wirecard die Commerzbank um rund 70 Prozent und liegt knapp hinter der Deutschen Bank, die zur Zeit bei 16,5 Milliarden Euro rangiert.

Das Geschäftsmodell von Wirecard erzählt von der stillen Revolution im Geldgewerbe. Die Menschen stammen aus der Welt der Naturalwirtschaft, in der Kühe gegen Schweine getauscht wurden, sind über die Goldwährung zur Geldwirtschaft gelangt, um von dort die Welt der Kreditkarten, also das Reich des Bargeldlosen, zu betreten. Wirecard will dem Bezahlen nun die letzten Reste der Körperlichkeit nehmen. Vorstandschef Markus Braun drückt es so aus: Die Zahlung von Geld unsichtbar zu machen, ist in den nächsten zehn Jahren sicher eines der spannendsten und weltweit sehr dynamischen Felder im Technologiebereich.

Markus Braun ist seit 2002 Chef der Wirecard AG. Er hält einen Anteil von 7,05 Prozent am Unternehmen und ist damit der größte Einzelaktionär, größer als Blackrock. Mit ihm habe ich für den Morning Briefing Podcast gesprochen – vor allem über die Zukunft des Bezahlens. Wirecard überprüft mit seinen Algorithmen die Kreditwürdigkeit des Kunden und garantiert das Geld auch bei Zahlungsausfall. Für das damit verbundene Risiko erhält die Firma eine Gebühr, die im Durchschnitt bei deutlich unter zwei Prozent des Transaktionsvolumens liegt. Das Unternehmen agiert damit als Makler zwischen Käufer und Händler, wobei nicht nur eine Provision den Besitzer wechselt, sondern auch jede Menge Daten.

Glücksspiel und Pornographie

Über die Anfänge des Unternehmens, die in der diskreten finanziellen Abwicklung von Glücksspiel und Pornographie lagen, haben wir ebenfalls gesprochen. Zugeknöpft gab sich der CEO lediglich, als wir auf Berichte des „Financial Times“-Journalisten Dan McCrum („House of Wirecard“) über frisierte Bilanzen und gezielte Leerverkäufe zu sprechen kamen. Mittlerweile beschäftigen sich Staatsanwälte und die BaFin mit den Vorwürfen, was dem Aktienkurs der Firma nicht gut getan hat. Das war spürbar nicht das Lieblingsthema des Milliardärs Markus Braun: Das Geschäft läuft operativ hervorragend, und alles andere betrachte ich als Geräusche in einem spekulativen Markt.

Fazit: Wirecard ist eine atemberaubende Erfolgsgeschichte, bei der wir nur nicht wissen, ob wir uns im Vorwort oder bereits im Schlusskapitel befinden. Die Revolution der Finanzindustrie frisst die herrschenden Mächte – und danach womöglich ihre Kinder.

Der mächtigste Staatsfond der Welt

Der norwegische „Government Pension Fund“ ist der mächtigste und größte Staatsfonds der Welt. Mehr als eine Billion US-Dollar verwaltet Yngve Slyngstad, der die Geschäfte des Staatsfonds seit der Finanzkrise führt. Das ist etwa anderthalbmal so viel wie die jährliche Wirtschaftsleistung seines Landes. Der Fonds soll vorsorgen – für die Zeit nach dem Öl.

Allein zwischen 1998 und 2015 hat der Fonds nach Abzug der Inflationsrate 3,8 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. 1,25 Prozent aller Aktien weltweit hat er im Portfolio, 2,5 Prozent aller Dividendenpapiere in Europa, ihm gehören mehr als sieben Prozent der Deutsche Wohnen AG, mehr als sechs Prozent von Linde, mehr als zwei Prozent von Bayer. Und bis Ende 2017 auch 1,32 Prozent von Volkswagen.

Aus einer nun veröffentlichten Vermögensaufstellung geht hervor, dass der Ölfonds seine VW-Aktien 2018 im Wert von 1,1 Milliarden Dollar auf 534 Millionen Dollar halbiert hat, was für die Zukunftsfähigkeit von VW durchaus Fragen aufwirft. So sehen in der Welt der Wirtschaft Misstrauenserklärungen aus. Die Fridays for Future-Bewegung nimmt weiter Fahrt auf. Jeden Freitag demonstrieren tausende Schüler in den Großstädten Europas gegen den Klimawandel. Heute wird die Initiatorin der Bewegung, die Schwedin Greta Thunberg, 16, in Hamburg erwartet, um vor Tausenden von Umweltschützern aufzutreten.

Für den Morning Briefing Podcast habe ich mit drei Schülerinnen und Schülern über ihr Engagement gesprochen. In den Aussagen von Carla Reemtsma, Miriam Eichelbaum und Luca Peters begegnet uns eine neue Protestgeneration, die sich mit Gipfelerklärungen und Parteitagsinszenierungen nicht zufriedengibt. Nicht nur die Erde, auch das politische Klima heizt weiter sich auf.

Dieser Beitrag wird bereitgestellt von: Gabor Steingart. Eine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online hat nicht stattgefunden.

Im Video: Mütterrente, WhatsApp, Feiertage - Das ändert sich ab heute

Gabor Steingart
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