Rechercher dans ce blog

Wednesday, April 10, 2019

Früher Soldatin, heute Friedensstifterin - Israelin hat nach Wahl eindringliche Forderung an Ministerpräsident Netanjahu

Früher Soldatin, heute Friedensstifterin: Israelin hat nach Wahl eindringliche Forderung an Ministerpräsident Netanjahu

    Es schien zunächst knapp, doch Benjamin Netanjahu geht am Ende als Sieger aus der Parlamentswahl in Israel. Der 69-Jährige steht vor seiner fünften Amtszeit. Die rechtskonservative Likud-Partei hat 35 von 120 Mandaten erhalten – gleich viele wie das Oppositionsbündnis Blau-Weiß seines Herausforders Benny Gantz.

    Das Bündnis der rechten und religiösen Parteien kommt auf eine Mehrheit von 65 Mandaten – somit wird Netanjahu Israel wohl in einer fünften Amtszeit weiterregieren. Palästinensische Politiker zeigten sich enttäuscht. Das Wahlergebnis zeige, dass Israel kein Interesse daran habe, die Besatzung der Palästinensergebiete zu beenden.

    Auch sieht sich Netanjahu schweren Korruptionsvorwürfen gegenüber und Beobachter kritisieren gesellschaftliche Ungleichheit und soziale Probleme im Land – neben dem stockenden Friedensprozess. Auch Nava Sonnenschein spricht von einem "traurigen Tag" für ihr Land. Die Israelin kämpfte Anfang der 1970er Jahre als Soldatin im Jom-Kippur-Krieg. Einige Jahre später beschoss sie, etwas gegen Gewalt und Hass zu tun – und gründete 1979 eine "School of Peace", um Israelis und Palästinenser, aber auch Menschen aus anderen Konfliktregionen der Erde einander näher zu bringen. Mehr als 40.000 Menschen haben die Friedensschule inzwischen besucht.

    Im Gespräch mit FOCUS Online zeigt sich Sonnenschein enttäuscht von der Wahl, aber erklärt auch, warum sie die Hoffnung für einen Wandel Israels nicht aufgibt.

    FOCUS Online: Aller Voraussicht nach wird Benjamin Netanjahu Ministerpräsident in Israel bleiben. Was bedeutet das für Ihre Heimat?

    Nova Sonnenschein: Es ist ein trauriger Tag für unser Land. Nicht nur wegen Netanjahu, sondern vor allem auch, weil es wieder eine rechte Koalition geben wird. Das ist sehr frustrierend, denn ganz egal, wie korrupt er war, die Menschen unterstützen ihn weiterhin.

    FOCUS Online: Warum hat Netanjahi so viele Unterstützer?

    Sonnenschein: Ich glaube, wir verlieren Werte wie Frieden, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Demokratie. Diese Werte sind in unserer Gesellschaft nicht mehr wichtig. Das ist sehr traurig. Die Menschen leben einfach ihr Leben und denken, er sei fähig, er sei der Beste, ein bisschen wie ein König. Es gab viele Demonstrationen von Israelis, die auf die Straße gegangen sind. Aber es sind nicht genug, die unsere Probleme für wichtig halten.

    FOCUS Online: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Probleme im Land?

    Sonnenschein: Korruption und viele soziale Probleme. Unsere Krankenhäuser sind überlastet und die Lücke zwischen Arm und Reich wird immer größer wird. Und wir sind sehr weit davon entfernt, eine Friedenslösung mit den Palästinensern zu finden. Ich weiß nicht, was die Menschen wollen. Für immer so weiter leben?

    "Dieses Land sollte ein Land für alle seine Bürger sein"

    FOCUS Online: Trotzdem hat Benny Gantz’ Partei so viele Stimmen erhalten wie Netanjahus Likud. Kann er etwas bewegen?

    Sonnenschein: Die Tatsache, dass er so viele Stimmen bekommen hat wie Netanjahu zeigt, dass es Menschen im Land gibt, die einen Wandel wollen. Aber es wird sehr hart für ihn werden, eine Koalition zu bilden. In der Opposition kann er natürlich seine Stimme erheben, aber die Regierung bleibt trotzdem sehr rechts.

    FOCUS Online: Was fordern Sie jetzt von Netanjahu, was müsste sich konkret in Israel ändern?

    Sonnenschein: Dieses Land sollte ein Land für alle seine Bürger sein. Es ist nicht nur ein Land für die Juden, wir müssen Gleichberechtigung zwischen Juden und Palästinensern schaffen. Wir müssen die militärische Besetzung von Millionen unserer Palästinenser in der Westbank und in den Straßen von Gaza stoppen. Es gibt viel zu tun. Wir müssen die freie Meinungsäußerung bewahren, Menschenrechte durchsetzen, Korruption beenden. Es sind tiefergehende Veränderungen notwendig. Aber in den letzten 20 Jahren, seitdem Netanjahu reagiert, zerstört die rechtsgerichtete Regierung das Land, in dem ich gerne leben würde. Daher habe ich keine Hoffnung, dass sich unter ihm irgendetwas im Land verbessert.

    "Die Europäer sollten die Bühne nicht den US-Amerikanern überlassen"

    FOCUS Online: Wie sollten sich Deutschland und der Rest der Europäischen Union jetzt verhalten?

    Sonnenschein: Die Europäer sollten die Bühne nicht den US-Amerikanern überlassen. Sie sollten aktiver sein und Druck ausüben, damit es eine Friedensvereinbarung zwischen Israel und Palästina gibt. Und uns helfen, Gleichberechtigung und Demokratie voranzutreiben.

    FOCUS Online: Wie kann Ihre Arbeit in der Friedensschule bei diesem Prozess helfen?

    Sonnenschein: Ich glaube, unsere Arbeit ist wichtig, um den Friedensprozess voranzutreiben. Wir arbeiten mit Schülern, Studenten und Erwachsenen zusammen. Wir müssen unsere Stimmen erheben, um möglichst vielen Menschen die Werte zu vermitteln, an die wir glauben. Wir dürfen nicht aufgeben.

    FOCUS Online: Liegt in der jungen Generation des Landes eine Chance für Veränderung?

    Sonnenschein: Wir müssen noch die Auswertung abwarten, wie die Jungen gewählt haben. Aber ich fürchte, sie unterscheiden sich nicht wirklich von der älteren Generation. Das liegt auch an unserem Bildungssystem, das die Probleme des Landes und des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern nicht thematisiert. Wir und die anderen NGOs, die etwas verändern wollen, dürfen nicht aufhören mit unserer Arbeit – wenn wir nicht komplett die Hoffnung verlieren wollen. Nur so schaffen wir es, dass sich Menschen begegnen und die andere Seite kennenlernen. Wir müssen Wege finden, damit unsere Arbeit noch effektiver wird und mehr Menschen erreicht.

    FOCUS Online: Was gibt Ihnen derzeit noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft Israels?

    Sonnenschein: Heute ist ein harter Tag für diese Frage. Mir gibt es immer wieder Hoffnung, wenn ich sehe, was mit den Absolventen unserer Friedensschule geschieht. Sie fangen an, wirklich Dinge in der Gesellschaft zu bewegen, auch wenn es im Kleinen ist. Viel Dialog und die Auseinandersetzung mit der Identität anderer ist das, was unserem Land uns seinen Bürgern helfen kann.

    Im Video: SPD-Frau schafft es nicht, ihre Frage zu stellen – Merkel bringt den Saal zum Johlen

    Lesen Sie auch

    Let's block ads! (Why?)

    No comments:

    Post a Comment

    Search

    Featured Post

    Granblue Fantasy: Relink's Demo Will Make a Believer Out of You - Kotaku

    depolitikblog.blogspot.com Before multiple friends of mine went out of their way to sing the praises of Granblue Fantasy: Relink to ...

    Postingan Populer