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Tuesday, April 30, 2019

Youtube-Kanal geplant - Demokratischer Angriff auf Erdogans Pressegängelung: Deutsche Welle sendet auf Türkisch

Youtube-Kanal geplant: Demokratischer Angriff auf Erdogans Pressegängelung: Deutsche Welle sendet auf Türkisch
Die Deutsche Welle und drei weitere internationale Medienhäuser arbeiten erstmals zusammen. Gemeinsam starten sie einen türkischen YouTube-Kanal. Das Ziel ist die Stärkung der Rede- und Medienfreiheit in der Türkei.

Der YouTube-Kanal soll ein "neues journalistisches Informationsangebot" sein, mit dem man nicht nur Nutzer in Türkei erreichen will, sondern auch Türken, die außerhalb ihres Heimatlandes leben - das ist die Idee der Deutschen Welle (DW) und ihrer Partnersender. Gemeinsam mit der britischen BBC, dem französischen Sender France24 und der US-amerikanischen Voice of America wird der deutsche Auslandssender Videoinhalte online stellen. In Reportagen, Hintergrundberichten und Interviews solle ein breites Spektrum gesellschaftspolitischer Themen abgedeckt, kündigten die vier Sender an.

Glaubwürdige Informationen, unabhängige Meinungsbildung

"Mit diesem Kanal auf YouTube möchten wir den Nutzern glaubwürdige Informationen anbieten, die ihre unabhängige Meinungsbildung unterstützen", sagte der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg. "Das ist eine einzigartige Zusammenarbeit internationaler Medienhäuser mit dem Ziel, Inhalte für ein türkisch-sprachiges Publikum zu liefern, das an internationaler Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur interessiert ist."

Gemeinsam mit den Verantwortlichen der drei Partnersender wird Limbourg am kommenden Montag den Youtube-Kanal während einer Pressekonferenz in Istanbul online schalten. Zum Start werden bereits zahlreiche Videos auf dem Kanal zu finden sein, darunter Reportagen zur Baukrise in der Türkei oder zum Thema Kinderheirat.

Inhalte jederzeit abrufbar

Die internationalen Rundfunkanbieter werden gleichermaßen Videoinhalte zu dem Kanal beisteuern, die den Nutzern jederzeit zum Abruf zur Verfügung stehen werden. "Die vier Rundfunkanstalten werden ein umfangreiches Angebot zusammenstellen, das auch zum Ziel hat, die Rede- und Medienfreiheit zu stärken", erklärt DW-Intendant Peter Limbourg.

Die Deutsche Welle wird das Projekt federführend betreuen. Die Journalisten Erkan Arikan und Isil Nergiz sind verantwortlich für den Aufbau des Kanals. Für Arikan ist es das erste große Projekt bei der DW. Ende 2018 wechselte er vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) zur Deutschen Welle und übernahm die Leitung der Türkisch-Redaktion der DW. Über das neue Angebot sagt er: "Wir setzen auf Themen, die in der türkischen Gesellschaft diskutiert werden. Der neue Kanal hat nicht den Anspruch, die Aktualität so abzubilden wie ein Nachrichtensender. Wir gehen bei ausgewählten Themen in die Tiefe und können durch die längeren Erzählformate auf YouTube neue Aspekte zeigen."

Ein Fenster nach Europa öffnen

Das Projekt gehört zur Aufgabenplanung der Deutschen Welle für die Jahre 2018-2021. Darin heißt es: "Entgegen vieler Hoffnungen lässt die türkische Regierung inzwischen keinen Zweifel an ihrem autoritären Kurs." Die DW wolle in gesellschaftspolitischen Angelegenheiten in der Türkei europäische Werte vertreten. Diese inhaltliche Ausrichtung sei durchaus eine Herausforderung im türkischen Markt: "Journalistische Arbeit in der Türkei wird zunehmend schwieriger, potenzielle neue Partner lehnen eine Zusammenarbeit mit unabhängigen westlichen Informationsanbietern immer häufiger ab."

Eigene Plattformen würden daher zunehmend an Bedeutung gewinnen. In der Aufgabenplanung heißt es daher weiter: "Um ein Fenster nach Europa zu öffnen, plant die DW zusammen mit internationalen Informationsanbietern einen gemeinsamen YouTube-Kanal sowie möglicherweise einen linearen türkischsprachigen TV-Kanal." Der durch Steuermittel finanzierte Auslandssender legt alle vier Jahre seine Ziele und Aufgaben für die Zukunft fest. Der Deutsche Bundestaghat im Juni 2018 der Aufgabenplanung für die Jahre 2018 bis 2021 zugestimmt.

Anfang April hatte DW-Intendant Peter Limbourg den türkischen YouTube-Kanal im Deutschen Bundestag vorgestellt. Die Abgeordneten aller vertretenen Fraktionen brachten ihre Unterstützung für das Projekt zum Ausdruck und nannten die Schaffung des Kanals einen längst fälligen Schritt. Besonders lobten sie die Themenauswahl, die einen echten Mehrwert für die Nutzer in der Türkei biete, so die Abgeordneten.

Limbourg betonte, dass die DW und ihre Partner großen Wert auf Ausgewogenheit der journalistischen Inhalte legten. Daher sei man aktiv auf die türkische Regierung zugegangen und habe sie vorab über den Start des YouTube-Kanals informiert und sie bei der Gelegenheit ausdrücklich ermuntert, für Interviews zur Verfügung zu stehen. So könne im Programm das ganze Spektrum an Meinungsvielfalt abgebildet werden, gerade auch bei schwierigen Themen.

Millionen Nutzer weltweit

Es ist das erste Mal, dass gleich vier große westliche Auslandssender zusammenarbeiten. Zuletzt hatte die Deutsche Welle ihre Kooperation mit der französischen Gruppe France Médias Monde (FFM), zu der auch France24 gehört, ausgebaut. Für die Europawahlen bereiten die Redaktionen der beiden Sender eine Serie von Beiträgen vor, die in Sozialen Netzwerken und auf Webseiten in mehreren Sprachen gepostet werden soll. Die Deutsche Welle bietet unabhängige Informationen in 30 Sprachen. DW und FMM erreichen zusammen jede Woche 320 Millionen Nutzer über TV, Radio und ihre digitalen Angebote.

Der BBC World Service produziert Inhalte für Radio, TV und Online ebenfalls in einer Vielzahl von Sprachen und für zahlreiche Regionen. Das internationale Programm der BBC erreicht ein wöchentliches Publikum von 279 Millionen Menschen weltweit. Der vierte Partner, Voice of America, ist der größte internationale Rundfunkanbieter der USA. Das Medienhaus arbeitet in mehr als 40 Sprachen für wöchentlich rund 275 Millionen Menschen.

Autor: Patrick Große

*Der Beitrag "Demokratischer Angriff auf Erdogans Pressegängelung: Deutsche Welle sendet auf Türkisch" stammt von Deutsche Welle. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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