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Thursday, May 2, 2019

Analyse unseres Partner-Portals "Economist" - Immer mehr Konfessionslose in den USA - weil Kirchen Nähe zu einer Partei suchen

Analyse unseres Partner-Portals "Economist": Immer mehr Konfessionslose in den USA - weil Kirchen Nähe zu einer Partei suchen

    Ein Viertel der US-Bevölkerung, wie auch ein Drittel der jungen Erwachsenen des Landes, identifizieren sich heute mit keiner bestimmten Glaubensrichtung mehr. Das liegt nicht nur, aber vor allem daran, dass die Kirchen sich immer stärker einer der beiden großen Parteien annähern. Doch auch bei konservativen Republikanern schwindet die Zahl der Kirchgänger.

    Wer sich intensiv mit den Vereinigten Staaten und den religiösen Überzeugungen der Amerikaner auseinandersetzt, der konnte in den vergangenen Jahren ein besonders faszinierendes Phänomen beobachten: Den rasanten Aufstieg der amerikanischen Konfessionslosen. Ein Viertel der US-Bevölkerung, wie auch ein Drittel der jungen Erwachsenen des Landes, identifizieren sich heute mit keiner bestimmten Glaubensrichtung mehr. Neue Daten scheinen nahezulegen, dass die Massenflucht aus den organisierten Religionsgemeinschaften nun sogar noch schneller voranschreiten könnte als bisher angenommen.

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    Der Anteil der Amerikaner, die sich zu einer bestimmten religiösen Gruppierung bekennen, fällt sogar noch schneller als die Zahl all derjenigen, die nur ein loses Zugehörigkeitsgefühl gegenüber einer oder mehrerer Glaubensgruppen empfinden. Zwischen 2016 und 2018 fiel der Anteil der Mitglieder religiöser Organisationen an der amerikanischen Gesamtbevölkerung auf einen historischen Tiefstand von 52 Prozent. Im direkten Vergleich mit den Zahlen des Zeitraumes 1997-2000 stellt dies einen Einbruch um mehr als 20 Prozentpunkte dar. Und unter den sogenannten Millenials ist die Religionszugehörigkeit mit nur 42 Prozent laut Umfrageinstitut Gallup inzwischen sogar zu einem Minderheitenphänomen geworden.

    Je mehr Kirchen sich Republikanern annähern, desto mehr Demokraten treten aus

    Dabei fiel die Anzahl der Kirchenmitglieder unter Demokraten sehr viel schneller (von 71 Prozent auf 48 Prozent) als unter Republikanern (von 77 Prozent auf 69 Prozent). Die Erklärung dafür ist relativ simpel. Je stärker die Kirchen sich der Republikanischen Partei annähern, desto unattraktiver wird der Glaube für links und liberal denkende Amerikaner. Doch Experten identifizieren einen breiteren, generationsübergreifenden Trend, der die politischen Loyalitäten überschreitet und bald auch politisch konservative Jugendliche einholen wird.

    Doch wohin führt dieser Wandel genau? Dem Soziologieprofessor Mike Hout von der New York University zufolge wenden die Amerikaner sich nicht etwa von der Religiosität als solcher ab, sondern ausschließlich von organisierten, kirchlichen Strukturen. Junge Amerikaner leben heutzutage ein sehr viel isolierteres und strukturierteres Leben als ihre Vorfahren. Dies hat von der Arbeit bis hin zum Familienleben Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und beeinflusst dadurch auch stark das religiöse Verhalten. Professor Houts Ansicht nach ist es bezeichnend, dass Umfragen den Amerikanern einen stärkeren Glauben an ein Leben nach dem Tod bescheinigen, als noch vor ein paar Jahren, nicht aber einen stärkeren Glauben an den christlichen Himmel. Es scheint, als bevorzugten die Menschen bei Glaubensfragen inzwischen, ihre Präferenzen eher vage zu halten.

    USA nähern sich langsam dem Säkularismus von Europa an

    In Amerika sind junge Erwachsene bereits seit längerem von Generation zu Generation sehr viel weniger fromm als ihre Eltern, doch früher fügten sich viele von ihnen letztendlich doch in das religiöse Leben, heirateten und schickten ihre Kinder in die Kirche. Viele der heutigen jungen Eltern wurden jedoch bereits selbst ohne einen bestimmten Glauben erzogen, sodass es den meisten von ihnen nicht offensteht, auf eine bestimmte Religion zurückfallen, erklärt Robert Jones vom Public Religion Research Institute, einem unabhängigen Studienzentrum.  

    Allem Anschein nach befinden sich die Vereinigten Staaten heute auf einem Pfad in Richtung Säkularismus, auf dem Westeuropa bereits ein ganzes Stück weiter vorangeschritten ist. Andere reiche Demokratien wie Kanada befinden sich meist irgendwo zwischen diesen beiden Polen. Daten des Umfrageinstituts Gallup legen nahe, dass Wähler der Demokraten in Amerika heutzutage in etwa so religiös sind wie ein durchschnittlicher Einwohner Großbritanniens. “Amerika ist inzwischen kein Ausreißer mehr,” sagt Mark Silk, Professor für Religion am Trinity College in Connecticut.

    Dieser Artikel erschien in der Amerika-Rubrik der neuesten Printausgabe des The Economist, unter der Überschrift “To be young is not quite heaven”, und wurde von Lukas Wahden aus dem Englischen übersetzt.

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