Auf keinen Fall wieder eine Große Koalition: Nach dem historisch schlechten Ergebnis bei der Bundestagswahl war das das Mantra der SPD.
Schließlich fürchten die Sozialdemokraten, allen voran Parteichef Martin Schulz, in einer Neuauflage des Bündnisses mit der CDU endgültig unterzugehen.
Zustimmung für Sozialdemokraten sinkt – unabhängig von der GroKo
Das schlechte Wahlergebnis von gerade einmal 20,5 Prozent sei nur deshalb so schlecht gewesen, weil die Bürger die GroKo satthätten. Schulz‘ Hoffnung unmittelbar nach der Bundestagswahl: Seine Partei in der Opposition stärken.
Doch das ist ein Mythos. Denn das Zeitalter der Sozialdemokratie ist zu Ende, wie auch ein Blick in andere europäische Länder offenbart: Dort erleiden ähnlich wie in Deutschland die sozialdemokratischen Parteien einen einzigartigen Niedergang. Sie werden von der Mehrheit der Bürger schlichtweg nicht mehr gebraucht – der eigentliche Grund, wieso die Zustimmung für die SPD sinkt. Ganz unabhängig davon, welche Koalitionen sie eingeht oder nicht.
Der SPD ist klassische Anhängerschaft abhandengekommen
Wieso aber sind Europas Bürger der Sozialdemokratie überdrüssig geworden? Die Antwort ist so tragisch wie banal: Die Sozialdemokraten haben sich über die Jahrzehnte hinweg zu Tode gesiegt. Sie haben für eine Bildungsexpansion und eine offenere Gesellschaft gesorgt, die Geschlechtergleichstellung vorangetrieben sowie die freie Marktwirtschaft zuletzt durch den Mindestlohn in soziale Bahnen gelenkt.
Damit hat die SPD maßgeblich Deutschland geprägt, sich zugleich aber überflüssig gemacht. Gleiches gilt für die SPÖ in Österreich oder auch die Labour Party in Großbritannien: Sie alle sind das Produkt des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung blühte und eine Arbeiterklasse heranwuchs. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse in Industriestädten machten Vertreter der bedrängten Arbeiterschicht notwendig – in Deutschland war das die SPD.
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Doch eine homogene Arbeiterklasse gibt es nicht mehr. Mit dem Wandel der Wirtschaft, die in den meisten Ländern nur noch zehn bis 20 Prozent ihrer Leistung in der Industrie erbringt, ist der Sozialdemokratie die einstige Arbeiterschaft und damit ihre klassische Anhängerschaft abhandengekommen.
Denn die einstige Arbeiterklasse hat sich dahingehend verändert, dass inzwischen sogar Facharbeiter besser verdienen können als Freiberufler und Kleinunternehmer.
Fehlende Ideen treiben SPD weiter in die Krise
Den Sozialdemokraten ist es nicht gelungen, ihre Existenzgrundlagen durch neue Ideen zu ersetzen. Stattdessen halten sie an alten Konzepten fest. In Deutschland zeigt sich das am jüngsten SPD-Wahlkampfslogan „Zeit für mehr Gerechtigkeit“.
Die Konsequenz dieser fehlenden Innovation bekommen die deutschen Sozialdemokraten schon seit Längerem zu spüren – jüngst am 24. September.
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