Vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump das für den 12. Juni in Singapur angesetzte Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un platzen lassen. Dort hätten beide Staaten über das nordkoreanische Atomabkommen verhandeln sollen. Kurz darauf ruderte Trump wieder zurück und signalisierte Gesprächsbereitschaft.
Seine Sprecherin Sarah Sanders schrieb auf Twitter, dass die USA ihre Bemühungen für einen Gipfel mit Kim vorantreiben würden. Auch Nordkorea scheint einem Treffen nicht abgeneigt, denn Kim hat den ehemaligen Geheimdienstchef Kim Yong Chol zu Gesprächen in die Vereinigten Staaten geschickt. Er gilt als enger Vertrauter des Diktators. Im Hintergrund ziehen aber noch zwei weitere hohe nordkoreanische Funktionäre die Fäden.
Kim Chang-son und Choe Son-hui sind in Kim Jong Uns innerstem Machtzirkel und spielen eine entscheidende Rolle bei den Vorbereitungen auf den Gipfel, der, wenn es nach Trump geht, nun doch am 12. Juni stattfinden könnte. Der Diktator setzt auf ihr Verhandlungsgeschick und betraut sie mit den komplexen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten.
Der langjährige Berater: Kim Chang-son
Der 74-jährige Kim Chang-son spricht in Singapur mit einer US-Gesandtschaft über den möglichen Ablauf des Gipfels. Er ist der Leiter von Kim Jong Uns Persönlichem Sekretariat und Vorsitzender der Staatskommission, dem staatlichen Spitzenamt des Landes, wie die „Welt“ berichtet. Kim Jong Il, der Vater des Diktators, baute sein Persönliche Sekretariat aus und besetzte es mit loyalen, ihm absolut ergebenen Männern, um seine Macht zu sichern. Zu diese engen Vertrauten zählte er auch Kim Chang-son.
Kim Jong Il regierte das Land durch das Persönliche Sekretariat und die Abteilung „Organisation und Leitung“. Letztere zog die Personalpolitik Nordkoreas an sich und wurde zum wichtigsten Schaltzentrum des Landes. Auch deshalb muss jeder Funktionär der nordkoreanischen Arbeiterpartei den Mitgliedern der Abteilung „Organisation und Leitung“ Rechenschaft ablegen und seine Loyalität nachweisen. Auch wird dort einmal jährlich über Posten und Beförderungen entschieden.
In den Kreis dieser Abteilung kommen nur die engsten und verdientesten Vertrauten des Kim-Clans, die jahre- oder gar jahrzehntelange Loyalität bewiesen haben. Kim Chang-son soll auch Teil dieser Abteilung gewesen und von Kim Jong Il berufen worden sein. Dass er schon unter dem vorherigen Diktator einer der handverlesenen Männer dieser Abteilung war, ist ein deutliches Zeichen für seine immense Bedeutung innerhalb der nordkoreanischen Machtstrukturen.
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Ab dem Jahr 2000 verschwand er für mehrere Jahre aus der Öffentlichkeit. Im Jahr 2009 war Kim Chang-son dann plötzlich wieder da: Als Leiter des Persönlichen Sekretariats. Kim Jong Un scheint sich ein Beispiel an seinem Vater zu nehmen, legt er die schwierigen Gespräche mit den Amerikanern doch in die Hände des Mannes, der auch Kim Jong Il schon lange Jahre als Berater gedient hatte.
Die Top-Verhandlerin: Choe Son-hui
Auch die 54-jährige Choe Son-hui ist offenbar ein wichtiger Teil des nordkoreanischen Regimes. Dafür spricht, dass sie die nordkoreanische Delegation leitet, die im Grenzort Panmunjom mit den Amerikanern unter der Führung des philippinischen US-Botschafters Sung Kim über die Denuklearisierung Nordkoreas verhandelt, wie Koreanische Medien berichten. Ihr Job ist ausgesprochen kompliziert, hatte US- Sicherheitsberater John Bolton doch eine „vollständige, unumkehrbare und überprüfbare“ Denuklearisierung Nordkoreas gefordert.
Im Gegenzug sollten die von den USA verhängten Wirtschaftssanktionen gelockert werden. Nordkorea war damit nicht einverstanden. Kim schwebte wohl eher eine mehrere Jahre dauernde Übergangsphase vor. Vermutlich wollte er sein Atomprogramm nicht komplett aufgeben, was wohl zu Donald Trumps Absage des Gipfels beigetragen haben dürfte.
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Nun soll Choe Son-hui die konkreten Schritte einer Denuklearisierung aushandeln, die die nordkoreanischen Interessen wahren und gleichzeitig die US-Forderungen berücksichtigen. Dass sie sich auf dem diplomatischen Parkett auskennt, legt ihr Werdegang nahe.
Die Tochter eines früheren nordkoreanischen Premiers hatte wie der Diktator selbst eine Ausbildung im Westen genossen – ein Privileg, das nicht viele Nordkoreaner hatten. Ihr Studium führte sie nach Österreich und Malta. Sie war die offizielle Dolmetscherin bei den nordkoreanischen Atomgesprächen von 2003 bis 2009 und ist momentan die Vize-Außenministerin ihres Landes. Kim scheint der Meinung zu sein, dass sie die richtige Person für die schwierigen Verhandlungen mit Trumps Gesandten ist.
Strippenzieher hinter den Kulissen
Die Stellung der beiden Strippenzieher innerhalb der Machtstruktur Nordkoreas legt nahe, dass sie das uneingeschränkte Vertrauen des Diktators genießen. Choe Son-hui und Kim Chang-son dürften einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf haben, ob und in welcher Form der historische und richtungsweisende Gipfel von Kim und Trump zustande kommt.
Trump hat am Dienstag getwittert, dass er für die Gespräche mit Nordkorea ein „großartiges Team“ zusammen habe. Kim Jong Un dürfte von seinen Leuten mindestens genauso überzeugt sein.
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