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Wednesday, May 30, 2018

In Orientierungskursen - „Wissen auch Muttersprachler nicht“: Asylbewerber pauken für Integration unnütze Fakten

In Orientierungskursen: „Wissen auch Muttersprachler nicht“: Asylbewerber pauken für Integration unnütze Fakten
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Seit der Flüchtlingskrise hält die Diskussion über die Integration von Zuwanderern in Deutschland an. Als probates Mittel sieht das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sogenannte Integrationskurse vor, die aus einem Deutschkurs und einem sogenannten Orientierungskurs bestehen.

Sie sollen alle Zuwanderer absolvieren, die in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellen. Gesetzt den Fall, es gibt genügen freie Plätze dafür.

Doch haben es die Asylbewerber erst einmal in einen Orientierungskurs geschafft, müssen sie sich in rund 100 Unterrichtsstunden Wissen aneignen, das ihnen die Geschichte und Werte der Bundesrepublik vermitteln soll – ihnen im Alltag aber kaum hilft. Das stört nicht nur betroffene Migranten, sondern auch die Lehrer, wie nun eine Pädagogin aus Sachsen erzählt.

Lehrerin Schnelle: Einige Fragen sind „völlig irrelevant“

Zara Schnelle unterrichtet an der Schule „Die Sprachwerkstatt“ in Dresden. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk zweifelt die Lehrerin an den Lerninhalten an den Orientierungskurse, die sie gibt: „Ich finde so manche Fragen schwierig. Zum Beispiel welche Parteien wurden in der DDR-Zeit zusammengetan, um daraus eine SED zu machen“, moniert die Pädagogin. Solche Fragen seien „völlig irrelevant“ und „das wissen auch wir Muttersprachler nicht“, so Schnelle weiter.

Auch die Schüler selbst empfinden offenbar einige Fragen als unnütz, wie Ibrahim Al-Jared nahelegt, der Schnelles Orientierungskurs besucht. Er möchte Wissen vermittelt bekommen, mit dem er seinen Alltag besser bewältigen kann: „Zum Beispiel gibt es über 200 Fragen, die gar nicht nützlich für meinen Alltag sind. Ich möchte wissen, was sind meine Pflichten und Rechte?“, sagt er dem MDR. Er würde lieber erfahren, wie er sich beim Jobcenter verhalten darf, und was von seinen Kindern in der Schule erwartet wird, so der einstige Pilot aus Syrien.

Seit 2006 wurde der Bamf-Fragenkatalog nur teilweise angepasst

Mit Fakten zur Geschichte oder der bürokratischen Ordnung Deutschlands tun sich die Teilnehmer, die mehrheitlich aus Syrien und Afghanistan stammen, nach eigenen Aussagen schwer. Denn: Viele von ihnen haben in ihrer Heimat nicht einmal die Schule besucht. Und tatsächlich: Durchläuft man den Online-Test „Leben in Deutschland“ des Bamf, fällt auf: Von den rund 300 Fragen, sind Alltagsfragen, wie man beispielsweite mit einem Steuerbescheid umgehen soll, eher die Ausnahme. Vielmehr geht es um Definitionen von Begriffen wie etwa Volkssouveränität und Fünf-Prozent-Hürde.

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„Riesiger Unterschied, ob jemand als Russlanddeutscher oder im Rahmen von Flucht kommt“

Das Problem hinter dem Fragenkatalog ist der Lehrplan des Bamf. Er wurde seit 2006 nur teilweise überarbeitet. Damals habe es sich bei den Neuankömmlingen in Deutschland vor allem um Russlanddeutsche gehandelt, erklärt Michael Rollberg, Schulleiter der Dresdner Sprachwerkstatt gegenüber dem MDR. Er sagt: „Es ist einfach ein riesiger Unterschied, ob jemand im Rahmen der Migration als Russlanddeutscher nach Deutschland kommt oder im Rahmen von Flucht und Asyl aus Syrien“, so Rollberg. Der Lehrplan passe nicht mehr zu Teilnehmergruppe in den Integrationskursen.

Das Bamf selbst habe nach eigenen Aussagen inzwischen Themen wie die Arbeitssuche in Unterrichtsplan aufgenommen. An der Schule in Sachsen soll davon noch nichts bemerkt worden sein. Hier bestehen laut MDR 90 Prozent der Schüler die Orientierungskurse – offenbar das Ergebnis intensiven Auswendiglernens. In der Deutschprüfung hingegen fällt laut Bamf jeder Zweite durch.

Im Video: Bildung von Migrantenkindern: Neue Studie liefert Erkenntnisse, die Mut machen

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