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Tuesday, August 28, 2018

Bei FOCUS Online und HuffPost - 25 Chemnitzer stehen auf: Wir überlassen den Rechtsextremen nicht unsere Stadt

Bei FOCUS Online und HuffPost: 25 Chemnitzer stehen auf: Wir überlassen den Rechtsextremen nicht unsere Stadt
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Ein Mann wird in Chemnitz niedergestochen und stirbt. Die Polizei ermittelt zwei Tatverdächtige. Doch Chemnitz kommt nicht zur Ruhe. Rechtsextreme machen gegen Ausländer mobil. Es sind unrühmliche Tage für die Stadt in Sachsen, der nun nachgesagt wird, in rechter Hand zu sein. FOCUS Online und die HuffPost trafen 25 Chemnitzer, die nun aufstehen und sagen: Wir überlassen den Rechtsextremen nicht unsere Stadt.

Angelika, Musiklehrerin: Es ist sehr traurig. Ich war nicht beim Fest. Aber diese Stimmung spürt man schon in der Stadt. Die Gesichter sind anders geworden. Da ist Spannung. Die Leute haben Angst, das ist schlimm. Es ist unangenehm.

"Die haben Unschuldige in der Stadt zusammengetreten"

Samantha, Bäckerin: Es ist schlimm, was passiert ist. Ich habe Angst rauszugehen. Sie ziehen da jetzt alle Ausländer rein. Aber viele sind ja auch unschuldig. Die haben Unschuldige in der Stadt zusammengetreten. Und die wollen sich dann wieder rächen. Das muss aufhören. Wenn es so weitergeht, wird Bürgerkrieg ausbrechen.

Dietmar: Gewalt ist keine Lösung. Auch in der Familie lehnen wir jegliche Gewalt ab. Das ist unsere geschlossene Meinung. Dass das immer mehr zunimmt, ist beängstigend. Und man muss diese Leute auch in die Schranken weisen - wenn nötig auch mit Polizeigewalt. Man muss einfach gezielter vorgehen.

"Ich bin erschüttert, wozu es gekommen ist"

Lisa mit Kinderwagen: Ich bin erschüttert, wozu es gekommen ist. Ich finde es grausam, dass es möglich ist, eine Stadt gewaltsam zu erobern. Ich wohne noch nicht lange in Chemnitz und bin wirklich erschrocken. Man läuft durch die Straßen und überlegt, wer wohl dabei gewesen ist. Es muss jetzt ganz viel passieren. Ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen darüber jetzt ganz genau Gedanken machen und die richtigen friedlichen Entscheidungen treffen.

Helga, Rentnerin: Ich finde diese Tat abscheulich. Aber dass sie für diese Zwecke benutzt wird, für Gewalt auf den Straßen, das ist ebenso abscheulich.

Sascha: Das geht alles in eine ganz falsche Richtung. Dieser Lynchmob hier war sehr aggressiv. Das kennt man aber leider aus Chemnitz. Wir müssen die Polizei ihre Arbeit machen lassen. Wir sollten uns nicht von Gefühlen übermannen lassen - auch bei Twitter und Facebook. Wir dürfen nicht alle einfach abstempeln. Jetzt waren es vielleicht zwei Flüchtlinge. Doch es gibt auch viele Deutsche, die so einen Scheiß machen. Man muss hier differenzieren.

Mutter mit Kind: Gewalt erzeugt Gegengewalt. Das bringt nicht viel. Langfristig muss umgedacht werden. Wir müssen Lösungen finden, wie wir alle friedlich zusammenleben können.

"Ich bin zu alt für all das. Ich bin friedlich aufgewachsen"

Monika, Rentnerin: Ich bin total gegen diese Gewalt. Ich bin zu alt für all das. Ich bin friedlich aufgewachsen. Ich habe nicht die passenden Worte, um die Jugend davon zu überzeugen, dass sie das sein lassen soll. Meiner Ansicht nach sind die Leute, die da randalieren alles Arbeitslose oder Leute, die nicht arbeiten wollen. Ich bin gegen diese Gewalt, aber will mich auch nicht einmischen. Da habe ich zu viel Angst. Neulich ist ja auch dieser Mann erstochen worden. So ist das.

"Eine Stadt gehört denen, die sie gestalten und nicht denen, die sie zerstören"

Saadat Ahmed, Schulsozialarbeiter und Mitglied der muslimischen Gemeinde: Man hatte gestern eine gewisse Angst gehabt. Wir hatten schon sehr viel Unbehagen, wir haben in der muslimischen Gemeinde auch gesagt, dass jeder vorsichtig sein. Bei uns in der Gemeinde sind natürlich sehr viele mit Migrationshintergrund.

Also wenn es wirklich eine Islamophobie gibt hier, dann muss der Dialog gefördert werden. Aber ich muss sagen, die Stadt Chemnitz macht sehr viel. Auch was der Kampf gegen den Rechtsextremismus angeht. Die Bilder von gestern haben auch gezeigt, dass viele gar nicht aus Chemnitz waren. Die Anzahl derer, die aus Chemnitz sind, die ist schon besorgniserregend, aber die ist nicht so stark. Die kriegen erst Zulauf, wenn sie von außerhalb unterstützt werden.

Die Rechten sind gestern aufgestanden und wussten gar nicht für wen. Wir versuchen immer wieder mit diesen Menschen zu reden, aber es ist sehr schwierig. Es geht ihnen nur noch um eine Gewaltbereitschaft.

Eine Stadt gehört denen, die sie gestalten und nicht denen, die sie und das gemeinsame Miteinander in ihr zerstören. Als Chemnitzer Muslime werden wir uns von solchen Aktionen des Rechtsextremismus nicht einschüchtern und diese Stadt und ihr friedliches Stadtbild zerstören lassen. Auch wir sind Chemnitz und wir werden nun noch stärker als zuvor den Dialog antreten, um ein friedliches, interreligiöses und interkulturelles Miteinander in Chemnitz zu gestalten.

Brian: Es ist zur Zeit einfach eine stressige Situation mit sehr viel Spannung. Man sollte aber weiterhin demonstrieren und auf die Straße gehen. Ob rechts oder links ist doch egal - Hauptsache ohne Gewalt. Chemnitz wandelt sich und leider geht es auch bergab. Es ist recht viel Kriminalität aufgekommen. Aber ganz wichtig: Nicht nur durch Flüchtlinge.

"Ich schäme mich für Chemnitz"

Norman, Vertriebler: Mein Fazit: Ich schäme mich für Chemnitz.

Katha, Erzieherin, engagiert sich im linksalternativen Wohnprojekt „Kompott“: Ich glaube, da hat Sachsen einfach etwas verpasst zu unternehmen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Chemnitz unterwandert werden soll. Das ging los mit diesem berüchtigten Nazi-Kiez am Sonnenberg. Das wird meiner Meinung nach einfach unterstützt.

Die einschlägige Nazi-Szene nutzt die Wut in der Gesellschaft. Angefangen hat das für mich mit den rechtsradikalen Festivals, die genehmigt wurden. Hier hat der Staat ihnen einen Platz eröffnet. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man die Umgebung jetzt dafür sensibilisiert. Mich gruselt es schon vor dem nächsten Jahr, wenn die Landtagswahl ist. Es sollten keine rechten Festivals genehmigt werden, die Hintergründe von rechten Demos sollten durchleuchtet werden. In den 90er Jahren wurde das ja schon eingedämmt, weil es ausgeartet ist – so wie jetzt wieder. Der Staat sollte das nicht zulassen. Es gibt Grenzen, das hat nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun. Die Politik sollte die Gesellschaft sensibilisieren. Und es nicht totschweigen, dass es hier dieses Problem gibt.

"Was hier vorgefallen ist, ist eine Katastrophe. Beides"

Andreas, Servicetechniker: Was hier vorgefallen ist, ist eine Katastrophe. Beides. Die Tat vorher und die Reaktionen darauf - unverhältnismäßig und unüberlegt. Es ist aber Blödsinn, dass in Chemnitz alle rechts sind. Das wird von den Medien so hochgeschaukelt. Es sind gestern Leute hier gewesen, die gezielt angereist sind, um aggressiv Stimmung zu machen. Niemand hat gesagt: Da reisen Leute aus Dresden und Leipzig an, die nichts anderes vor haben, als gewalttätig zu werden. Das ärgert mich. Wir haben einen Stammtisch jeden Montagabend. Diesmal haben wir uns außerhalb der Stadt getroffen. Das wollten wir uns nicht antun. Ich will selbst Mitmenschlichkeit zeigen. Das hat mit links oder rechts nichts zu tun. Ich bin auch in der Kunstszene unterwegs. Da gibt es das Projekt “Chemnitz bewirbt sich”. Das können wir jetzt knicken. Ich war am Sonntag auf einer Kunstausstellung hier. Das war ein super Fest. Das wird jetzt aber nicht mehr erwähnt. Positive Nachrichten gehen jetzt natürlich sofort unter. Aber die gibt es. Diese Ausschreitungen vom Wochenende haben nichts mit der Stadt zu tun.

Albrecht: Ich verstehe nicht, was diese Leute antreibt. Das ist Dummheit. Vielleicht ist der Ausländeranteil zu gering, um es als normal zu empfinden. Vielleicht ist es Perspektivlosigkeit. Ich habe keine Erklärung für sowas. Ich hatte bisher ein paar Kontakte zu Flüchtlingen und Ausländern hier. Und die waren immer positiv.

"Mir geht es darum, dass die Leute miteinander reden"

Flüchtlingshelferin, anonym: Das waren hier nicht nur Chemnitzer. Hier sind Neonazis aus ganz Deutschland angereist. Das war eine Bühne für sie. Der rechte Block waren nicht nur Chemnitzer und die, die ihnen gegenüberstanden waren nicht nur Linke. Diese Verallgemeinerung finde ich heftig. Mir geht es darum, dass die Leute miteinander reden. Am liebsten würde ich mal vier Wochen alle elektronischen Geräte und das Internet abschalten. Dann würden sich die Leute aufeinander zubewegen. Es sollte einfach ein Miteinander sein. Die Leute sollten anfangen zu sehen, dass wir alle einfach nur Menschen sind. Wir haben den gleichen Schmerz, die gleichen Gefühle. Egal, welche Hautfarbe, Nation oder Kultur. Wir sollten da alle entspannter werden. Aktuell empfehlen wir unseren Leuten, nicht auf die Straße zu gehen. In der Helfercommunity gibt es nach gestern ein großes Tief. Wichtig ist, dass jetzt am Samstag, dem Weltfriedenstag, alles ruhig bleibt.

Umfrage: Hat der Rechtsstaat Ihrer Meinung nach versagt, als er die jüngsten Ausschreitungen in Chemnitz nicht verhindert hat?

 
 

Muslih Sani, arbeitet in einer Fleischerei: Das ist sehr traurig, was hier passiert ist. Ich bin Jordanier und seit 2002 in Chemnitz. Wir wohnen und leben gemeinsam hier, wir haben viele Freunde hier, mit unterschiedlicher Nationalität, nicht nur Deutsche. Es ist nicht schön, Menschen zu sehen, die den Hitlergruß zeigen. Wir haben Kinder, die fragen: Was bedeutet das? Wir versuchen, das auf eine gute Art und Weise zu erklären.

Die wirtschaftliche Lage hier ist jedenfalls nicht so, wie sie sein sollte. Außerdem gibt es viele Ausländer, die ihr Heimatland verloren haben. Die können sich hier nie anpassen, die sind total durcheinander. Das braucht viel Arbeit, damit sie sich anpassen. Auf der anderen Seite: Diesen Hass, den die anderen haben – das sind sehr wenige. Aber die sind sehr laut. Da muss man auch schauen, woher der Hass kommt. Sie hassen alle mit einer anderen Hautfarbe, aber sie posten stolz ihre Fotos, wenn sie im Ausland sind?

"Das ist schon viel multikulti. Das gibt es in anderen Käffern im Osten nicht so"

Chris, engagiert sich im linksalternativen Wohnprojekt „Kompott“: Ich bin vor drei Jahren hierhergezogen, ich komme aus Gerach. Da herrscht eine ähnliche Situation, das wird immer brauner. Ich habe gedacht, Chemnitz wäre noch ein bisschen weltoffener. Auch durch die Uni. Das ist schon viel multikulti. Das gibt es in anderen Käffern im Osten nicht so.

Dass dann gestern zu sehen, was für Massen sich am Karl-Marx-Monument versammelt hatten: Ich fand es nicht einmal schockierend, sondern einfach nur noch enttäuschend. Aber klar: Irgendwo müssen die Wählerstimmen für die AfD ja herkommen. Und die kommen nicht aus der rechten Ecke, sondern aus der bürgerlichen Mitte.Ich habe eine Botschaft an die Normalbürger, die sich nichts als rechts bezeichnen lassen wollen: Schaut euch um, mit wem ihr da in einer Reihe steht und demonstriert. Lest die Transparente. Sind das wirklich eure Meinungen?

Eva aus Italien: Ich bin natürlich gegen Gewalt. Das ist hier alles zu viel. Die ganzen Menschen, die hier herum rennen und schlechte Stimmung machen, das muss aufhören.

"Hier muss wieder dagegengehalten werden"

Marc, engagiert sich im linksalternativen Wohnprojekt "Kompott": Der Rechtsextremismus ist in weite Teile der Gesellschaft durchgedrungen und ist hoffähig geworden. Das hat man vor drei, vier Jahren auch bei Pegida gemerkt. Da sind auch viele aus ganz Sachsen angereist. Oder in Freital mit den Übergriffen. Jetzt ist es halt Chemnitz, wo das überschwappt. Hier ist es auch leicht, zu mobilisieren. Das ist für die hier nicht viel Arbeit. Durch die Hooligan-Szene gibt es gute Strukturen. Was jetzt getan werden sollte? Man hat die politische Arbeit größtenteils eingestellt, auch was die politische Förderung oder die Aufklärung in den Schulen angeht. Die Mittel sind immer mehr gekürzt und Stellen abgebaut worden. Die Rechten haben gute Strukturen, über Fußballvereine und Jugendangebote. Hier muss wieder dagegengehalten werden.

"Zwei haben mich verfolgt, mich geschlagen und geschubst"

Darain aus Pakistan: Ich habe die Demonstration gesehen. Es gab viele Nazis. Zwei haben mich verfolgt, mich geschlagen und geschubst. Ich bin hingefallen, jetzt tut mein Bein weh. Ich finde es sehr gut, dass es auch hier viele Leute gibt, die gegen Nazis sind und uns Ausländer unterstützen. Wenn eine Person stirbt, ist es normal, dass Leute, die diese Person lieben, großen Ärger empfinden und reagieren. Aber sie müssen nicht so reagieren, wie sie es in den letzten Tagen gemacht haben. Alles sollte friedlich bleiben.

Im Video: „Schrecklich alltägliche Angriffe“: Ausland reagiert entsetzt auf die Schande von Chemnitz

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