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Doch wir geben das Hoffen nicht auf, zumal die US-amerikanische Politik gegenüber dem asiatischen Kontinent derzeit ihren lichten Moment erlebt.
Wer die Trump-Kritik nicht zur Religion erklärt, der erkennt den Unterschied:
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Trump, der Provokateur, verspottete den nordkoreanischen Diktator als „Little Rocket Man“. Trump, der Realpolitiker, spricht und schmeichelt ihm, auch nachdem er beim Gipfel in Vietnam keine Einigung hat erzielen können: „Wir haben eine gute Beziehung“, sagte er.
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Trump, der Kämpfer wider den chinesischen Aufstieg – „Wir können China nicht weiterhin erlauben, unser Land zu vergewaltigen“ –, startete ein Feuerwerk der Importzölle, das Trump, der Realpolitiker, nur sehr dosiert und zum Schluss gar nicht mehr in Kraft setzte.
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Trump, der militärische Protzhannes, droht Nordkorea und seiner Schutzmacht China mit einem militärischem Schlagabtausch: „Die Obama-Regierung war impotent im Südchinesischen Meer“, rief er einst. Doch Trump, der Pragmatiker, lässt nun das seit Jahrzehnten stattfindende Militärmanöver der US-Armee mit den südkoreanischen Truppen – an dem zuletzt 200.000 Südkoreaner und 30.000 US-Militärs teilnahmen – ausfallen. Begründung des Pentagons: Man wolle „Spannungen reduzieren und unsere diplomatischen Anstrengungen unterstützen, um die komplette Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel“ zu erreichen.
Trump erlebt "Nixon-Moment"
Womöglich erlebt Trump mit seiner neuen, auf Ausgleich bedachten Asien-Politik seinen Nixon-Moment. Denn auch der 37. US-Präsident, der von seinen Parteifreunden „Tricky Dicky“ genannt wurde (Dick ist die Kurzform von Richard), schaffte schließlich das, was keiner ihm zugetraut hatte: die Öffnung des roten Chinas.
Am 21. Februar 1972 traf Nixon in Peking mit dem bis dahin verfemten Mao Zedong zusammen, was im Zuge der sogenannten Ping-Pong-Diplomatie schließlich zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen und zum Abzug der Amerikaner aus Taiwan führte. In der „Nixon-Doktrin“ wurde die größere Eigenverantwortung der Staaten in Asien fixiert, der strategische Rückzug der USA begann. Ohne Nixon kein Deng Xiaoping.
Zur Person
Gabor Steingart, 56, ist Journalist und Buchautor. Sein kostenloses Morning Briefing erhalten Sie hier: www.gaborsteingart.com
Anrecht auf Korrektur des öffentlichen Trump-Bildes
Der China-Korrespondent Frank Sieren sortiert und bewertet für uns im Morning Briefing Podcast die neue geopolitische Lage: Die Reaktion aus China ist positiv. Die Chinesen wollen den Nordkorea-Konflikt langfristig lösen. Insofern unterstützen sie Trump und werden Kim anhalten, entsprechend auf diese Avancen zu reagieren.
Fazit: Trump hat, wenn er die Schönheit der politischen Langfristigkeit entdeckt, ein Anrecht auf die Korrektur des öffentlichen Trump-Bildes. Der große Ökonom Paul Samuelson weist uns den Weg: „Wenn sich meine Informationen ändern, ändere ich meine Schlussfolgerung.“
Dieser Beitrag wird bereitgestellt von: Gabor Steingart. Eine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online hat nicht stattgefunden.
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