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Tuesday, April 30, 2019

Analyse unseres Partner-Portals "Economist" - Wie eine englische Kleinstadt boomt – jetzt aber durch den Brexit bedroht ist

Analyse unseres Partner-Portals "Economist": Wie eine englische Kleinstadt boomt – jetzt aber durch den Brexit bedroht ist

    Das Stahlwerk in Corby lieferte der Stadt in Northamptonshire immer mehr Arbeitsplätze und die generöse Gelegenheit, sich den Ruß abzuschütteln. Genau wie tausende andere Schotten kam auch der Großvater von Billy Dalziel aus Glasgow, um in der Fabrik Arbeit zu finden. Sein älterer Bruder war einer von über 100 Lehrlingen, die jedes Jahr eingestellt wurden.

    Aber die guten Zeiten waren bald vorbei. Die meisten Werke wurden geschlossen. Und 1980 verloren 10.00 Arbeiter ihre Stelle. Als Delziel sich an der Universität einschrieb, war Corby bereits zum Inbegriff des Niedergangs geworden. "Es ist die Stadt der Arbeitslosigkeit", wurde ihm gesagt.

    Doch mittlerweile boomt Corby wieder. Die Bevölkerungszahl ist seit 2001 um 30 Prozent gestiegen. Sie liegt jetzt knapp unter 70.000 und wird in den nächsten zwei Jahrzehnten voraussichtlich noch einmal um fast ein Drittel ansteigen. Nur der Londoner Stadtteil Hamlets ist vermutlich in der Lage, das noch zu übertrumpfen.

    Die Arbeiter sind wieder am Schauplatz des ehemaligen Eisenwerks. Sie graben die Erde wieder aus, unter der einst die industrielle Vergangenheit der Stadt begraben wurde, um den Grundstein für 5000 neue Wohnungen zu legen. Vor dem "Corby Cube", einem schillernden neuen Häuserblock für Büros und Räumlichkeiten für den Stadtrat,  steht die Statue eines Stahlarbeiters, in Gedenken an das Erbe der Stadt.

    Dank einer neuen Bahnstrecke ist London nur eine Stunde entfernt

    Dieser Wandel ist auch einem glücklichen Zufall zu verdanken. Das Stahlwerk hinterließ eine Menge Brachland, dass sich Stadtentwickler schnappen konnten. Das Gebiet liegt außerhalb des "grünen Gürtels", der die Erschließung rund um die benachbarten Städte einschränkt. Die Lage des Standorts ist ebenfalls von Vorteil – 113 Kilometer nördlich von London. Doch dank einer neuen Bahnstrecke, die 2009 eröffnet wurde, liegt es nur knapp eine Stunde von der Hauptstadt entfernt.

    Angezogen durch die Immobilienpreise, die 60 Prozent unter dem Londoner Durchschnitt lagen, kamen auch bald Pendler. Einer dieser Neuankömmlinge, Mohammad Khan, hatte vorher noch nie etwas von Corby gehört, bis seine Frau online auf günstige Häuser stieß. Sie zogen von einem Haus mit zwei Schlafzimmern am Rande von London, in eines mit vier Schlafzimmern und einem Garten. Beide sind freiberuflich tätig und können ihrer Arbeit auch in der Ferne nachgehen. "Heutzutage kannst du überall sein", sagt er. Bereits kurz nach seinem Einzug half er dabei, Geld für die erste Moschee der Stadt zu sammeln.

    Der Standort hat auch Logistik- und Lebensmittelunternehmen angelockt, die darauf bedacht waren, sich in der Nähe von Englands Zentrum anzusiedeln. Speditionsunternehmer Eddi Stobart hat dort 2018 ein neues Lager angemietet.

    Steuerfreiheiten lockten zahlreiche Firmen an

    Neue Arbeitsplätze und Jobs im Wohnungsbau-Sektor haben viele Osteuropäer angelockt. Laut einer Analyse der Denkfabrik "Institute of Public Policy Research" (ippr) ist knapp die Hälfte des Bevölkerungszuwachses auf Einwanderer zurückzuführen. 2016 bestand die Bevölkerung von Corby zu 18 Prozent aus Zuwanderern, die im Ausland geboren waren. Dieser Wert liegt vier Prozentpunkte über dem britischen Durchschnitt.

    Die lokalen Politiker haben diesen Vorteil für sich genutzt. Der Stadtrat sei "deutlich interventionistischer" als vergleichbare Räte, meint Nigel Hugill von "Urban & Civic", einem Bauträger, der 965-Hektar Bauland in der Stadt besitzt.

    Als Corby in den 1980er-Jahren als "Gewerbegebiet" ausgewiesen wurde, ließ der Stadtrat Kopien vom "Ecorbyist" verteilen – eine Parodie auf den "Economist". Darin wurde betont, dass Unternehmen, die sich dort ansiedeln, von Steuern befreit seien. "RS Components" ist eine Firma, die nach Corby gelockt wurde und mittlerweile der größte Arbeitgeber im Bezirk ist.

    Immer mehr Wohnhäuser werden gebaut, das Stadtzentrum wurde saniert

    Im Jahr 2003 begann die zweite Welle von geplanten Erschließungen, als der Stadtrat, zusammen mit "Catalyst Corby", einer öffentlich-privaten Firma zur Stadterneuerung, einen Plan vorlegte, um die Bevölkerungszahl der Stadt bis 2030 zu verdoppeln. Mit einer Werbekampagne wurden die Bewohner der Hauptstadt dazu angehalten, nach "North Londonshire" zu ziehen.

    Der Stadtrat sammelte Geld, um das Stadtzentrum zu sanieren, indem er Grundstücke für den Hausbau veräußerte und Entwicklungszuschüsse von der Regierung und der Europäischen Union beantragte. Eine neue Bibliothek, ein Theater und ein Schwimmbad mit olympischen Dimensionen wurden eröffnet. Das wiederum spornte den privaten Sektor dazu an, in der Nähe ein Einkaufszentrum und ein Kino zu errichten.

    Der Ratsvorsitzende, Tom Beattie, sagt, er sei "pragmatisch und praktisch" im Umgang mit den Bauträgern. Beispielsweise habe er erlaubt, den Anteil zur Erschließung von erschwinglichem Wohnraum zu reduzieren, falls dieser ansonsten nicht genutzt werden würde.

    Einige haben Bedenken vor Migration – doch die Arbeitskräfte werden benötigt

    Doch es gibt auch Anzeichen dafür, dass nicht jeder damit einverstanden ist, wie schnell sich der Wandel in Corby vollzieht. 2016 stimmten fast zwei Drittel der Bürger dort für einen Austritt aus der EU. Beattie führt das teilweise auf die Ängste in Bezug auf Einwanderung zurück. Die ippr-Studie ergab, dass sich der Stadtrat mehr anstrengen müsse, um die Einwohner von den Vorteilen von Migration zu überzeugen.

    Sollte die Regierung ihr Versprechen in die Tat umsetzen und das Ende der Reisefreiheit einläuten, dann könnte das dazu führen, dass die Stadt nicht mehr so einfach an relativ günstige Arbeitskräfte kommt. Corby hat bereits Erfahrung damit, wie fragil so ein Aufschwung sein kann.

    Dieser Artikel erschien zuerst beim Economist und wurde von Patrick Steinke aus dem Englischen übersetzt.

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    *Der Beitrag "Wie eine englische Kleinstadt boomt – jetzt aber durch den Brexit bedroht ist" stammt von The Economist. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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