Was als Aufstand gegen Machthaber Baschar al-Assad begann, ist längst zu einem internationalen Konflikt geworden, in dem verschiedene ausländische Mächte um Einfluss ringen. Ihnen geht es im Syrien-Konflikt um geopolitische Interessen, aber auch um einen Anteil an Syriens Ölvorkommen, die Eindämmung der eigenen Feinde und um die Wähler in der Heimat. Ein Überblick:
Russland
Präsident Wladimir Putin steht seit Beginn des Krieges 2011 fest an der Seite Assads. Mit seiner militärischen Intervention 2015 hat Russland den Sturz seines langjährigen Verbündeten verhindert und den Krieg zu dessen Gunsten gewendet. Russland hat damit seine einzige Marinebasis im Mittelmeer gesichert und einen neuen Luftwaffenstützpunkt bei Latakia etablieren können.
Mit dem Einsatz ist es Putin gelungen, Russland international wieder als Großmacht zu positionieren, an der in Syrien kein Weg vorbeiführt. Bei den russischen Wählern kommt die neue Stärke gut an. Die Kosten für den Militäreinsatz sind aber eine große Belastung für den russischen Haushalt, und Putin hat bereits wiederholt angekündigt, die Truppen nach Hause zu holen.
Iran
Als einziger Verbündeter in der arabischen Welt und als Brücke zur libanesischen Hisbollah-Miliz ist Syrien für Teheran seit den 80er Jahren von strategischer Bedeutung. Die iranischen Revolutionsgarden schickten daher früh "Militärberater" nach Syrien, um den Sturz Assads zu verhindern, und entsandten später auch irakische und afghanische Söldnermilizen.
Der Einsatz ist kostspielig für Teheran und sorgt zunehmend für Unmut in der Bevölkerung. Der iranischen Führung scheint jedoch kein Preis zu hoch, um ihren Verbündeten an der Macht zu halten. Ziel ist eine durchgehende Einflusssphäre vom Irak über Syrien bis zum Libanon. Um seine Stellung dauerhaft zu sichern, arbeitet der Iran derzeit am Aufbau fester Stützpunkte in Syrien.
Türkei
Ankara unterstützt seit Beginn des Konflikts die Freie Syrische Armee (FSA) und andere Rebellengruppen im Kampf gegen Assad. Dass die Türkei dabei auch mit radikalen Islamisten paktierte, brachte ihr Kritik ihrer Nato-Partner ein. Zugleich hat die Türkei drei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, was zunehmend zu Spannungen in der Bevölkerung führt.
Bis heute fordert Präsident Recep Tayyip Erdogan den Sturz Assads, doch wichtiger ist für ihn die Eindämmung der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die eng mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden sind. Seit Januar geht die Türkei in der Region Afrin gegen die YPG vor. Innenpolitisch stärkt die Offensive Erdogan, der spätestens 2019 die Wiederwahl anstrebt.
Golfstaaten
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar waren neben der Türkei lange die wichtigsten Unterstützer der Rebellen. Besonders Katar schreckte dabei auch nicht vor Schützenhilfe für den syrischen Al-Kaida-Ableger und andere radikale Islamisten zurück. Heute ist die Unterstützung vorwiegend politischer Art, und besonders Riad setzt sich als Vermittler ein.
Das wahhabitische Königreich ist in Syrien heute vor allem an der Eindämmung seines schiitischen Rivalen Iran interessiert. Riad fürchtet die Bildung eines "schiitischen Halbmonds" vom Iran bis zum Libanon, der schon heute von der proiranischen Hisbollah dominiert wird. Die Sorge, dass Syrien dauerhaft unter Teherans Einfluss gerät, teilt Saudi-Arabien mit den USA und Israel.
Israel
Größte Sorge Israels ist, dass sich die Hisbollah und die iranischen Revolutionsgarden an seiner Grenze festsetzen. Israels Luftwaffe flog in den vergangenen Jahren dutzende Angriffe auf Waffenkonvois für die Hisbollah, Waffenfabriken und Stützpunkte in Syrien. Es will auf jeden Fall verhindern, dass der Iran Militärbasen und einen Marinestützpunkt am Mittelmeer erlangt.
Seit dem Abschuss einer angeblich iranischen Drohne über Israel Anfang Februar und dem Abschuss eines israelischen Jets, der iranische Stützpunkte in Syrien bombardiert hatte, droht eine Eskalation. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigt sich entschlossen, den Einfluss Irans einzudämmen, steht jedoch selbst zuhause wegen Korruptionsermittlungen unter Druck.
USA
Den USA geht es in Syrien vor allem um die Vernichtung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Seit 2014 flog die US-Armee daher an der Spitze einer internationalen Koalition Luftangriffe gegen IS-Stellungen. Trotz der Vorbehalte der Türkei unterstützten die USA später die YPG mit Waffen, Ausbildern und Spezialkräften gegen die Dschihadisten in Nordsyrien.
Das Bündnis bringt die USA in Konflikt mit ihrem Nato-Partner Türkei, zumal Washington auch nach dem Sieg über die IS-Miliz Truppen in Syrien halten will. Die Spezialkräfte sollen ein Wiedererstarken der Extremistengruppe verhindern, doch will Washington damit auch Teheran eindämmen und sich ein Mitspracherecht bei der Nachkriegsordnung sichern.
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